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«Aberglaube rührt daher, weil der Mensch gläubig ist»

«Aberglaube rührt daher, weil der Mensch gläubig ist» «Aberglaube rührt daher, weil der Mensch gläubig ist»

Vorsicht, heute ist Freitag, der 13.! Oder ist Aberglaube nur Quatsch? New-Age-Guru und Mentalcoach Daniel Eberle erklärt uns seine Sicht der Dinge.

WOLFGANG HOLZ

Herr Eberle, heute ist wieder mal Freitag, der 13. Da traut sich mancher nicht so gerne aus dem Haus. Wie ist das bei Ihnen – ziehen Sie gleich die Bettdecke über den Kopf? Ich bevorzuge, das Wort Angst durch das Wort Respekt zu ersetzen, und demzufolge genügt es mir völlig, mich mit einem Mundschutz schützen zu müssen – um die Bettdecke getrost liegen zu lassen. Sie sind offensichtlich nicht abergläubisch. Aber woher kommt aus Ihrer Sicht der Hang vieler Menschen, sich anhand von Zeichen und Symbolen ihr Schicksal zurechtzulegen? Genau, ich persönlich glaube nur an die Logik, an das Sicht- und Erklärbare und nehme dazu gerne die spirituellen Aspekte, analog zu Carl Gustav Jung, dem Begründer der analytischen Psychologie und dem Mystiker der Psychoanalyse, hinzu. Der Ursprung von Aber- und Irrglaube liegt darin begründet, dass der Mensch im Wesen an sich gläubig ist. Er möchte an das Gute glauben, auch wenn er negative Erfahrungen gemacht hat, und dann sogar erst recht! Das heisst, er glaubt an Schutzsymbole und -rituale, Religionen ebenso wie an Umstände und Dinge, welche sein Leben im Negativen beeinflussen. Wow! Ist Aberglaube also eine Art von menschlicher Existenzangst oder einfach nur Demut vor dem Schicksal? Ich behaupte sogar, dass im Aber- oder eben Irrglauben die Angst einen ihrer Ursprünge hat. So kann man leichtgläubigen Menschen leichter Angst vermitteln. Schutzsymbole und -rituale beruhigen hier meistens in erster Linie lediglich die Psyche und nutzen den Placebo-Effekt. Im Negativen werden diese vermeintlichen Glücks- und Heilsbringer aber zum Suchtmittel und führen zur Aufgabe des eigenen Geistes – was in die Sackgasse von Esoterik und Sekten führt.

Aber hatten Sie nicht auch schon Erlebnisse im Leben, nach denen Sie sich plötzlich fragten: Aber hallo?! Je wacher, offener und freier ein Geist ist, je weniger kann ihn eine Situation oder Gegebenheit aus der Fassung bringen. Und auch hier liegt es an jedem Menschen selbst, ob er seinen Fokus mehr auf das Positive oder das Negative legt. In diesem Sinne lasse ich mich sehr gerne von positiven Dingen überraschen und erfreue mich an diesen, als mich von negativen Energien in die Tiefe ziehen zu lassen.

Zurück zum Freitag, dem 13. Selbst wenn für die meisten Menschen dieses Datum inzwischen wohl nur noch Schicksalsrhetorik ist – erst neulich hat mich eine Person bei einer geschäftlichen Terminvereinbarung lächelnd darauf aufmerksam gemacht. Ist Aberglaube doch stärker als wir denken? Ich erlaube mir, Ihr Wort Schicksalsrhetorik durch Schicksalsesoterik zu ersetzen. Esoterik hat für mich nichts mit Spiritualität zu tun, sondern mit Irrglaube. Und dieser beruht auf dem simplen Phänomen, dass wir in der Angst imstande sind, diese so zu verstärken, dass wir dieser physisch oder psychisch begegnen. Wer zum Beispiel Angst vor Hunden hat, wird diesen paradoxerweise häufiger begegnen als andere Menschen, welche keine Angst vor Hunden haben. Der Glaube versetzt also nicht nur Berge im positiven Sinne, sondern er lässt uns auch vom Berg fallen – wenn wir vor dem Fallen Angst haben.

Apropos 13. Es gibt viele junge Paare, die heiraten an Terminen mit besonderen Zahlenkonstellationen. Bringt so etwas aus Ihrer Sicht Glück, oder ist das nur ein Reminder für vergessliche Ehemänner?

Ich behaupte, dass sich mehr Paare trennen und scheiden lassen, deren Ehen bei solchen Zahlenkonstellationen geschlossen wurden. Diese Behauptung obliegt frei von Glaube und Spiritualität und entstammt aus reinster Logik am Ego. Eine Heirat sollte doch aus wahrer Liebe vollzogen werden und nicht, weil das Datum, die Luxuslimousine, das Edelrestaurant, das pompöse Fest usw. im Vordergrund stehen. Solche Eheversprechen beruhen demzufolge mehr auf Prestige, Geltungssucht und oberflächlichem Schickimicki als einer tiefen und innigen Liebe und Verbundenheit. Trotzdem: Glauben Sie persönlich mehr an Schicksal oder an Zufall? Ich glaube an das Schicksal, das man bestenfalls positiv beeinflussen, aber nie ganz bestimmen kann. Foto: Andrea Eberle

Daniel Eberle

Jahrgang: 1975 Wohnort: Rothenthurm Beruf: Mentalcoach, New-Age-Guru

Hobby: Das Leben und die Freiheit in allen Facetten zu geniessen

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