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Kraft tanken auf Island

Kraft tanken auf Island Kraft tanken auf Island

Das Einsiedler Ehepaar begab sich trotz Corona auf Reisen. Dafür nahm es sogar in Kauf, in Island und wieder in der Schweiz in Quarantäne zu müssen.

ANGELA SUTER

Sandro und Sabrina Reichmuth reisen trotz Corona durch Island

Als das Ehepaar Reichmuth 2018 zum ersten Mal auf Island war, hat sie die ursprüngliche Natur, das besondere Licht sowie die Farben, die unendliche Weiten und die absolute Ruhe in ihren Bann gezogen. Sie wollten unbedingt an diesen besonderen Ort zurückkommen und planten die Rückkehr für März 2020. Der Lockdown zwang sie dann zum Verschieben. Am 1. Oktober 2020 konnten sie ihre Reise dann antreten.

«Unsere ursprüngliche Reise war für Ende März geplant. Wir hatten eine 3-wöchige Reise auf die Lofoten (Norwegen) sowie nach Island geplant. Dann kam der Lockdown …» erzählen Sandro und Sabrina Reichmuth. Aufgrund der damaligen Situation verzichteten sie auf die Reise, obwohl die Einreise nach Island ohne Probleme möglich gewesen wäre. Sandro erklärt: «Wir sind beide Unternehmer und mussten in dieser ungewissen Situation persönlich vor Ort sein, um auf die täglichen Änderungen reagieren zu können.» Sie konnten damals glücklicherweise die Buchungen kostenfrei auf den Herbst verschieben. Da die ursprünglich geplante Reise in beide Länder aufgrund der geltenden Quarantänevorschriften zu umständlich geworden wäre – beide Länder setzen eine Quarantäne im Land voraus –, hat das Paar Norwegen komplett gestrichen und hofft aber, dass sie das schon bald nachholen können. Die vergangenen Monate waren für die beiden Unternehmer sehr herausfordernd und ungewiss. Das hat sehr viel Energie gekostet und daher entschieden sie sich, die «Auszeit» in Island wahrzunehmen.

Das reisefreudige Paar war bereits auf früheren Reisen mit Krankheiten wie Malaria, der Schweinegrippe oder sogar der Pest konfrontiert und weiss daher, wie man sich in solchen Situationen verhalten muss. Die beiden Einsiedler wussten auch, dass sie auf ihrer Rundreise auf Island die meiste Zeit für sich alleine sein werden und so stuften sie das Risiko einer Infektion als geringer ein, als in ihrem normalen Arbeitsalltag. «Die grösste Ungewissheit war für uns die Durchführung der Flüge. Icelandair versicherte uns aber, dass wir auf jeden Fall einen Rückflug bekommen werden», das beruhigte den 38-jährigen Sandro und die 32-jährige Sabrina.

Quarantäne als neue Erfahrung

Also reisten sie am 1. Oktober via Kopenhagen nach Reykjavík. Dort angekommen, mussten sie noch vor der Immigration einen Corona-Test machen. Danach begaben sie sich für fünf Tage in ein kleines Häuschen direkt am Strand in Quarantäne. Während dieser Zeit wurden sie für einen zweiten Test schriftlich per SMS und E-Mail aufgefordert. Die Tests liefen sehr einfach ab und die Mitarbeiter waren sehr freundlich. «Dem Vermieter schickten wir im Vorfeld eine Einkaufsliste und er erledigte dann für uns den gesamten Einkauf», erinnert sich Sandro Reichmuth, «So verbrachten wir unsere Tage mit Homeoffice und Spaziergängen am Strand!» Die Quarantänezeit haben Sabrina und Sandro als sehr entschleunigend erlebt und möchten sie nicht missen. Kurz vor der Abreise wurde Island in der Schweiz auf die Quarantäneliste gesetzt, was bei der Rückkehr eine zehntägige Quarantäne voraussetzt, welche für das Paar aber dank Homeoffice möglich ist. Obwohl die Quarantäne für Reisende aus Island in der Zwischenzeit aufgehoben worden war, mussten die beiden die volle Quarantänezeit zu Hause verbringen, da für die Quarantäne die Liste zum Zeitpunkt der Rückreise ausschlaggebend ist. Letzten Dienstag endete die Quarantänezeit.

Auf der 3,5-wöchigen Reise war das Paar mit einem Mietfahrzeug unterwegs, welches grösstmögliche Flexibilität bot. Da viele Orte sehr abgelegen sind, war das sehr wichtig. Während der ganzen Reise übernachteten sie in verschiedenen Häuschen, in welchen sie sich mehrheitlich selber verpflegten. Während den Wintermonaten sind auch ohne Corona viele Gaststätten und Unterkünfte auf Island geschlossen, aufgrund der aktuellen Situation haben einige Betriebe nun bereits früher geschlossen. Das spürten auch Sabrina und Sandro zweimal und mussten kurzfristig neue Unterkünfte buchen.

Corona-Situation auf Island

Ansonsten sind auch während ihres Aufenthalts die Corona- Fallzahlen gestiegen und es gab diverse Einschränkungen, die die Reisenden aber kaum tangierten. Eine positive Veränderung hatten die Pandemie und damit die Reiseeinschränkungen. «Island war zu einem Reisehotspot für Besucher aus aller Welt geworden. Viele Orte entlang der touristischen Routen waren komplett überlaufen. Dies ist im Moment nicht mehr der Fall, da im ganzen Land generell sehr wenige Touristen unterwegs sind. Besonders die Touristen aus Asien und den USA fehlen komplett. Für die vom Tourismus sehr abhängigen Isländer ist die aktuelle Lage alles andere als einfach, aber so konnten wir auch bekanntere Orte in Ruhe geniessen! », schildert das Ehepaar Reichmuth die Situation.

«Bereits im Voraus haben uns viele Bekannte ermuntert, dass wir unsere Reise durchziehen sollen und entsprechend waren auch die Rückmeldungen positiv», erinnert sich Sabrina Reichmuth. Wie bei all ihren Reisen wurden von Verwandten und Bekannten Impressionen gewünscht und entsprechend sind die Rückmeldungen auch dieses Mal sehr positiv ausgefallen. Durch die sozialen Medien wie Instagram und Facebook konnten sie einige ihrer Eindrücke teilen: «Besonders auf unsere Impressionen auf Whats-App haben wir unerwartet viele Rückmeldungen erhalten und die Leute haben sich wirklich sehr über die Bilder und Videos gefreut, die uns allen ein gewisses Mass an Normalität zurückgeben. »

Eine Seerobbe geniesst die letzten Sonnenstrahlen des Tages in den Westfjorden.

Das Ehepaar Sabrina und Sandro Reichmuth reist für sein Leben gerne. Sie bereisten jetzt zum zweiten Mal Island.

Landschaftsbild auf der Halbinsel Snæfellsnes, faszinierend, wie hier unendliche Weiten, Berge und das Meer so nahe beieinander sind.

Fotos: Sabrina Reichmuth

Ein Traum erfüllte sich mit der Begegnung dieses scheuen Polarfuchses in freier Wildbahn, den die leidenschaftliche Hobbyfotografin Sabrina Reichmuth perfekt eingefangen hat.

Einen atemberaubenden Anblick bietet die Gletscherlagune Jökulsárlón.

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