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«Das Restaurantsterben setzt sich weiter fort»

«Das Restaurantsterben setzt sich weiter fort» «Das Restaurantsterben setzt sich weiter fort»

Marco Heinzer, Präsident von Gastro Schwyz, fordert die Gäste dazu auf, ins Restaurant zu gehen: «Wegen der Corona-Pandemie wird es jetzt für einige Betriebe sehr schwierig.» Das Restaurantsterben habe im Kanton Schwyz bereits vor Corona eingesetzt.

MAGNUS LEIBUNDGUT

Steht die Schwyzer Gastronomie wegen Corona vor dem Kollaps?

Unser Verband zählt 483 Betriebe. Für einige unter ihnen wird es jetzt wegen Corona sehr schwierig. Nicht alle Gastrobetriebe sind gleich stark von Einbussen betroffen. Vor allem Bars, Nachtklubs und Event-Organisatoren leiden unter der Krise. Kommt es zu einem Wirtshaussterben im Kanton Schwyz? Das Restaurantsterben hat im Kanton Schwyz bereits in den Jahren vor Corona Einzug gehalten und setzt sich nun weiter fort. Auch in Einsiedeln hat ja die Lokaldichte spürbar abgenommen. Ein verändertes Freizeitverhalten, ein grösseres Angebot, ein Rückgang der Business- Aktivitäten und familiäre Gründe führen dazu, dass immer weniger Leute in die Restaurants gehen. Wie wirkt sich die Krise konkret auf Ihren Gasthof in Gross aus? Grössere Familienfeiern, Weihnachtsessen, Vereins- und Gruppenausflüge fallen aus, weil die Leute kaum Interesse haben, sich an einen Vierertisch zu setzen. Es kommen auch weniger Gäste aus Angst vor einer Ansteckung durch das Coronavirus. In diesem Sinne ist in der Folge ein Rückgang der Zahl an Gästen zu beobachten. Auf der anderen Seite kommen auch andere Leute zu uns, die den Weg zu uns finden, weil sie nicht mehr zum Fussballspiel ins Stadion oder in ein Konzert gehen können: Für diese Leute sind wir eine willkommene Alternative für ein Programm, das corona-bedingt ausfällt. Und weil sich unsere Gäste bei uns sicher und wohl fühlen. Was halten Sie von Gäste-Obergrenzen, Sperrstunden und grösseren Mindestabständen in den Restaurants? Wir können von Glück reden, dass die Sperrstunde nicht um 21 Uhr angesetzt wurde, was ursprünglich geplant war. Für Speiserestaurants bedeutet die Sperrstunde um 23 Uhr keinen Weltuntergang. Eine Gäste-Obergrenze gibt es bei uns nicht, weil bei uns die Vierer-Tische-Regelung gilt. Die grösseren Mindestabstände haben wir bereits seit dem Frühling mit einem Schutzkonzept eingeführt. Neu gilt seit zehn Tagen eine Maskenpflicht für das Personal und die Gäste, wenn sie nicht am Platz sitzen. Es gibt Wirte, die finden einen Lockdown sinnvoller. Sie auch? Das sei mal dahingestellt. In dieser Frage gehen die Meinungen weit auseinander. Für die einen Betriebe wäre ein Lockdown gut, um auf diese Weise in den Genuss einer Härtefallregel kommen zu können. Es gibt aber auch Gasthäuser, die bleiben aus sozialen Gründen offen, obwohl es sich gar nicht lohnt für sie. In jedem Fall müssen Wirte in dieser Zeit scharf kalkulieren, knallhart berechnen, ob die Rechnung am Schluss aufgeht. Können Sie schildern, welche Folgen der erste mehrwöchige Lockdown auf die Gastrobetriebe hatte? Es war ein Schlag am Anfang, der brüsk und überraschend kam: Viele waren schlecht darauf vorbereitet und hatten noch den Keller voll mit Lebensmitteln und Getränken. Einige Betriebe sind im Frühling eingegangen, andere haben Personal entlassen. Bereits während der ersten Welle sind also Arbeitsplätze in der Gastrobranche vernichtet worden. Wie sich die zweite Welle auswirken wird, kann derzeit noch nicht beurteilt werden. Werden Sie sich gegen eine weitere Verschärfung der Corona- Massnahmen wehren? Unser Verband ist aktiv in dieser Frage und in regem Austausch und Gespräch mit der Regierung und dem Kanton. Ich gehe nicht davon aus, dass es zu einer Verschärfung der Corona-Massnahmen kommen mag, sondern hoffe vielmehr darauf, dass bald Lockerungen der Massnahmen bevorstehen. Zumindest ist eine Verlangsamung des Corona-Fallzahlenwachstums schon einmal ein gutes Zeichen. Es kann aber täglich ändern. Es kommt wie gesagt auf die Fallzahlen an. Momentan ist die freie Intensivbetten- Anzahl in der Zentralschweiz noch ein Faktor bezüglich einer Verschärfung der Massnahmen. Welche Hilfe erwarten Sie vom Staat in dieser Lage für die Gastrobetriebe?

Es ist für Gastrobetriebe weiterhin möglich, Kurzarbeit zu beantragen. Der Nationalrat hat grünes Licht gegeben für eine Mietzinsreduktion für die Geschäftsmieten. Wir haben eine gute Zusammenarbeit mit dem Schwyzer Regierungsrat, der einen guten Job macht, und sind so in der Lage, gemeinsam mit dem Kanton den Gastrobetrieben eine Hilfestellung zu bieten. Es gibt immer Verlierer und Gewinner in einer Krise. Aber schliesslich sitzen wir am Ende alle im gleichen Boot. Funktioniert die Covid-19-App des Bundes? Diese Covid-19-App des Bundes ist eher für Privatpersonen gedacht. Wir haben eigene Systeme, um die Daten der Gäste zu erfassen: Teils läuft das über eine eigene App, teils via Zettel oder am Telefon bei der Reservation. Unser Contact-Tracing und unser Schutzkonzept zeigen sich als zuverlässig. So ergeben sich keine Ansteckungsgefahren für weitere Gäste und Mitarbeiter. Unsere Mitarbeiter sind zum Glück vollends virenfrei durch diese Zeit gekommen. Können die Wirte auch noch Polizei spielen, wenn zu viele Leute an einem Tisch sitzen? Hierfür braucht es ein Fingerspitzengefühl seitens der Wirte. Für Kontrollen ist allerdings die Polizei zuständig: Die Polizei kontrolliert in der Tat ohne zu büssen. Sie ist sehr hilfsbereit und stellt sich ganz in den Dienst der Prävention. Sind Restaurants Hotspots der Ansteckung? Nein. Mir sind nur zwei Restaurants bekannt, deren Mitarbeiter sich wegen Corona in Quarantäne begeben mussten. Alles in allem wird von den Wirten eine gute Arbeit geleistet, indem sie die Schutzkonzepte konsequent einhalten. Auf diese Art und Weise können sich die Gäste bei uns sicher und wohl fühlen. Wir appellieren an die Gäste: Kommen Sie zu uns, Sie sind sicher. Den Firmen empfehlen wir: Verschieben Sie Ihren Anlass auf eine sichere Zeit oder kaufen Sie Gutscheine von lokalen Betrieben.

Marco Heinzer ist Präsident von Gastro Schwyz und Geschäftsführer im Landgasthof Seeblick in Gross.

Foto: Magnus Leibundgut

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