«Ich denke nicht an viel, ich geniesse es»
Interview mit der frischgebackenen Schweizer Skisprungmeisterin Sina Arnet, die für den SC Einsiedeln startet
Sina Arnet ist erst 15 Jahre alt. Und doch stürzt sie sich schon mutig von riesigen Schanzen herunter und steht sicher grosse Weiten. Jüngst wurde sie in Einsiedeln Schweizer Meisterin. Dabei kann sie sich gar nicht mehr daran erinnern, wie sie eigentlich zum Skispringen gekommen ist.
WOLFGANG HOLZ
Sina, fühlen Sie sich manchmal wie ein Vogel beim Skispringen?
Das Fliegen ist ein unbeschreibliches Gefühl, jedoch kann ich auch nicht sagen, wie sich ein Vogel fühlt. Sie sind am vergangenen Wochenende wieder einmal Schweizer Meisterin im Skispringen geworden. Die wie vielte Goldmedaille ist das für Sie? Goldmedaillen habe ich schon ganz viele. Schweizermeisterschafts- Goldmedaillen im Skispringen habe ich nun die zweite. Sie haben ja auf der Einsiedler Schanze Sprünge von 70 und 74 Metern hingelegt. Sind Sie zufrieden mit dieser Leistung? Ja, mit dem 74-Meter-Sprung schon und mit dem 70-Meter-Sprung teilweise. Dieser war beim Absprung nicht so gut, aber ich konnte mich in der Luft gut retten. Haben Sie die Einsiedler Schanze gern – oder ist es für Sie schöner, auf Schnee zu springen?
Ich mag die Einsiedler Schanze, aber wenn im Winter Schanzen gut präpariert sind, springe ich lieber im Winter. Was war bislang Ihr weitester Sprung überhaupt? Wo sind Sie diesen gesprungen? Im Training etwa 100 Meter in Kandersteg und ein richtig gemessener Sprung mit 96 Metern in Einsiedeln auf der HS 117 Schanze.
Welche ist Ihre Lieblingsschanze?
Lillehammer.
Für eine junge Frau mit 15 Jahren treiben Sie einen ziemlich ungewöhnlichen und nicht ganz ungefährlichen Sport. Haben Sie denn gar keine Angst, mit 80 bis 90 Sachen den Anlauf der Schanze hinab zu rasen und dann hoch durch die Lüfte zu sausen? Angst habe ich nicht, aber ein bisschen Respekt. Meiner Meinung nach braucht es ein wenig Respekt, weil man sonst unkonzentriert ist und dann Unfälle passieren. Wie sind Sie überhaupt zum Skispringen gekommen? Ich kann mich nicht daran erinnern. Ich weiss nur noch, dass wir in unserem Garten früher im Winter immer einen Schneehügel hatten und ich immer dort runtergesprungen bin und für mich immer klar war, dass ich Skispringerin werden will. Sind Sie schon einmal vom
Wind verblasen worden oder schwer gestürzt?
Ich bin auch schon ein bisschen verblasen worden, aber nur harmlos. Ich bin auch schon gestürzt, aber noch nie schlimm. Sie leben mit Ihrer Familie in Engelberg, wo es ja auch eine grosse Schanze gibt. Warum starten Sie aber für den SC Einsiedeln?
Ich starte für den SC Einsiedeln, weil es in meiner Umgebung keinen Skiclub hat, der den Skisprungsport fördert. Wie oft trainieren Sie in Einsiedeln? Haben Sie auch schon mal mit Simon Ammann und Killian Peier Sprünge geübt? Ich trainiere zwei bis drei Mal pro Woche in Einsiedeln im Sommer. Bei manchen Trainingslagern ist die erste Mannschaft am selben Ort wie das Damenteam – somit habe ich auch schon mit Killian und Simon trainiert.
Was ist Ihr bislang grösster Erfolg?
Zweimal Goldmedaillen an Schweizermeisterschaften und zweimal 6. Rang an den OPA-Games. Die OPA- Games sind internationale Wettkämpfe. Was ist Ihr grosses Ziel: Olympia? Oder wollen Sie Weltmeisterin werden?
Mein grösster Traum ist, Olympia- Siegerin zu werden. Allerdings ist der Weltmeistertitel auch ein Traum von mir.
Was geht Ihnen denn so durch den Kopf, wenn Sie in der Luft fliegen – oder haben Sie dafür keine Zeit, weil Sie dann einfach sehr fokussiert auf Ihren Sprung sind? Ich denke nicht an viel, ich geniesse es.
Was machen Sie in Ihrer Freizeit, wenn Sie mal nicht Ski springen? Im Winter fahre ich gerne Ski und im Sommer bike ich gerne und gehe auch häufig reiten. Was ist Ihr grösster Traum – einmal wie ein Vogel fliegen zu können?
Wie schon gesagt, ist mein grösster Traum, einmal Olympiasiegerin zu werden.
Da lässt es sich gut strahlen (oben rechts): Sina Arnet nach dem Gewinn der Goldmedaille bei den Schweizer Skisprungmeisterschaften in Einsiedeln.
Fotos: zvg