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Das Monatsgespräch im Oktober

Das Monatsgespräch im Oktober Das Monatsgespräch im Oktober

Franziska Keller trifft Patrick Bisig, leidenschaftlicher Autofahrer und bewusster Lebemann

Jahrgang: 1976 Bürgerort: Trachslau Geburtsort: Einsiedeln Wohnort: Bennau Wir haben uns nicht beim Autofahren getroffen, denn, selbstbewusst wie ich bin, behaupte ich, dies zu können. Über weibliche und männliche Lernfahrer unterhielt ich mich mit Patrick Bisig, einem leidenschaftlichen Autofahrer, der unsere Region mit Australien, Neuseeland, Kanada und Hawaii verglichen hat, und auch von Zürich immer wieder gerne zum heimischen «Guettag» zurückkehrt und der seinem Kreuzbandriss zum Heilen viel Zeit schenkt – denn alles braucht seine Zeit. Nenne bitte drei Begriffe, die dir grad spontan einfallen.

1. Corona 2. Spass an der Arbeit 3. Natur Eine Frage zu Corona, damit wir das Thema danach durchhaben: Wie geht es dir damit? Ich halte mich an die bekannten Regeln, schütze mich und meine Lieben und reagiere auf die verschiedenen Situationen mit gesundem Menschenverstand. So geht es mir gut. Wie und wo hast du den schönen Sommer verbracht? Situationsbedingt blieb ich daheim, obwohl ich gerne wieder einmal ans Meer gefahren wäre. Gleichzeitige musste ich meinen Kreuzbandriss auskurieren und Muskelmasse aufbauen. So genoss ich unsere schöne Natur mit Wandern und Biken und fühlte mich hier auch so etwas wie in den Ferien. Was schätzt du an unserer Region?

Ich schätze die ganze Gegend, unseren See, die Berglandschaft, den spürbaren «starche Gäischt». Hier wird noch «Guettag » gesagt und ein freundschaftlicher Umgang untereinander gepflegt. Das fällt mir immer auf, wenn ich in Zürich bin und wieder mal ein «Zwätschgegsicht » beobachte, das nicht lachen kann.

Deinem Dialekt nach bist du ein Hiesiger. Erlaube mir die Frage: Warst du auch mal für längere Zeit auswärts? Ja, war ich tatsächlich: ein siebenmonatiger Sprachaufenthalt in Kanada, vier Monate in Hawaii und ich arbeitete in drei Wintersaisons als Trainer des Nachwuchskaders im Skisport in Australien und Neuseeland.

Und so schön es ist, die weite Welt zu sehen, bin ich immer wieder gerne heimgekommen. Was wir hier haben, ist einfach toll. Hier in der Schweiz ist für uns gesorgt: Wir haben AHV, Krankenkasse, «feini Cervelats und es Kafi Zwetschge». Bist du selbst ein leidenschaftlicher Autofahrer? Ja, kann man schon sagen. Ich bin ein «Old-School»-Autofahrer; schalte und spüre das Auto gerne, so wie meinen Körper – mag leere Strassen, bevorzuge eine gewisse Freiheit und lebe das Schnellfahren auch mal auf der Rennstrecke aus – da wo es eben erlaubt ist. Aber am Sonntag bleibe ich daheim, da muss ich nicht auf die Strasse. Kann man diese Leidenschaft erhalten, auch wenn man sie zum Beruf macht?

Es ist ein Feuer, das brennt. Wenn du etwas richtig gern machst, verstehst und fühlst, was du tust, kannst du es auch überzeugt weitergeben. Es freut und bestätigt mich, wenn meine Anweisung beim Autofahren vom Schüler, der Schülerin umgesetzt wird und funktioniert. Gibt es untalentierte Autofahrerinnen oder Autofahrer? Ja das gibt es – wenige. Aber wenn jemand wirklich möchte und sich voll einsetzt, schafft es auch eine solche Person. Ich hatte schon traumatisierte Fahrschüler und wir haben es gemeinsam geschafft. Das freut dann Schüler wie Lehrer. Unterrichtest du mehr Männer oder mehr Frauen?

Immer unterschiedlich. Momentan ist es etwa ausgewogen. Und jetzt sag mir bitte ganz ehrlich; sind Frauen die schlechteren Autofahrerinnen als Männer?

Ich finde, Frauen sind nicht die schlechteren Autofahrerinnen. Auch das Vorurteil, dass sie die schlechteren Parkiererinnen seien, unterschreibe ich nicht. Gewisse Frauen haben vielleicht etwas länger, bis sie das Auto richtig einschätzen, aber wenn sie das Gefühl dafür entwickelt haben, klappt das auch bei ihnen wunderbar.

Ich denke, es mangelt ihnen eher an Selbstvertrauen. Was einzelne Männer vielleicht zu viel haben, haben gewisse Frauen zu wenig. Ich würde sagen: Frauen sollen über die Gleichberechtigung nicht nur reden, sondern sie auch leben. Was meinst du, verzichten heutzutage junge Leute der Umwelt wegen auf das Autofahren? Ich denke nicht. Städter und überzeugte öV-Benutzer vielleicht, die nicht auf das Auto angewiesen sind, einzelne Leute reiten schon auf der «grünen Welle» mit und finden es spannend. Manche steigen auf ein Elektroauto um, obwohl auch dies nicht so grün ist, wie es scheint; Herstellung wie Recycling sind ebenfalls nicht sauber.

Man muss der Entwicklung ihre Zeit lassen, bis sie gereift ist. Vielleicht haben wir in 50 Jahren eine Technologie, die gut zu recyclen ist. Der ganze Umschwung ist schwierig und ich finde, man muss sich im Alltag immer bewusst sein, was man tut – verantwortungsvoll leben halt.

Was würdest du ändern?

Ich wünschte mir zum Beispiel eine total saubere Technologie. Für den Stromverbrauch hätte ich gerne Kernreaktoren, die bis zum Schluss ausgebrannt und die Brennstäbe von Hand rausgenommen werden könnten – das wäre etwa eine saubere Technologie (lacht).

Was tust du Gutes?

Während des Lockdowns war ich Rotkreuzfahrer, weil ich ja Zeit hatte und viele ältere Fahrer ausfielen. Bei Zeit und Kapazität helfe ich gerne wieder aus. Wie sieht dein Ausgleich nach einem Tag im Auto aus? Ich treibe viel Sport. Durch meinen Kreuzbandriss momentan etwas beschränkt, weshalb ich zum Meditieren umgestiegen bin, was mir unglaublich gut tut. Ich schicke meinem Knie dadurch viel positive Energie, was vielleicht lustig klingt, aber tatsächlich heilsam ist. Und was ist dir sonst noch wichtig im Leben? Durch all die gemachten Lebenserfahrungen aus mir selbst zu wachsen und mich weiterzuentwickeln. Mit mir, Körper, Geist und Seele im Einklang sein, an mich selbst glauben und nach bestem Wissen und Gewissen das umsetzen, was ich möchte und was ich kann. Mich jeden Tag freuen, die Freude fühlen und leben und immer danken für das wunderbare Leben.

Von Franziska Keller

Foto: Franziska Keller

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