Veröffentlicht am

Urs Jäger

Urs Jäger Urs Jäger

Frage 1:

Ja, auch bei uns hängen Banner und Plakate, abgesegnet vom Kirchgemeinderat, der auch von Anfang an über mein persönliches Engagement im Lokalkomitee, meine Stellungnahmen in Predigten oder YouTube-Videos zu den Tageslosungen (vor allem während des Lockdowns) und so weiter informiert war.

Frage 2:

Unsere Kirchgemeinde ist eng verbunden mit einem lokalen Hilfswerk in der Demokratischen Republik Kongo, die nicht zuletzt wegen der grassierenden Korruption im Land besonders betroffen ist von krassen Menschenrechtsverletzungen durch internationale (auch schweizerische) Konzerne. Schweigen würde da heissen, unsere Partner im Stich zu lassen.

Frage 3:

Empfehlungen durch die Kirchen gehören aus meiner Sicht natürlich nicht zur Tagesordnung, doch wenn es Menschenrechte betrifft, darf nicht schweigen, wer das Gottesreich predigen will.

Die Grenze zwischen Politik und gesellschaftlichem Engagement lässt sich nie sauber ziehen, weil das eine das andere ständig beeinflusst; stärkstes (abschreckendes) Beispiel bleibt für mich immer noch das Schweigen der Kirchen im Dritten Reich, durch das sie sich praktisch zu Komplizen einer unsäglichen Schreckensherrschaft gemacht haben. Doch soll es immer um Sachfragen gehen, nie um Parteipolitik.

Frage 4:

Wenn schon, würde ich dies nicht als Kritik empfinden!

Frage 5:

Es ist auch eine der Kernaufgaben der Kirchen, ihre Mitglieder auf ethisch relevante Themen aufmerksam zu machen und zum Nachdenken anzuregen.

Frage 6:

Nein – nur vom Kirchgemeinderat, der mich immer unterstützt hat. Vereinzelt haben mich auch Einsiedler angesprochen, die nicht Mitglieder unserer Kirchgemeinde sind, aber mein Engagement befürworten.

Frage 7:

Diese Aussage kann ich gar nicht teilen, unsere Kantonalkirche würde ich politisch eher im bürgerlichen Bereich ansiedeln, und auch schweizweit kommen pointierte Stellungnahmen viel seltener vor, als mir persönlich manchmal lieb wäre – da scheint mir die katholische Kirche sogar oft mutiger.

Frage 8:

Gar nicht. Es gehört zu unserer reformierten Tradition, dass verschiedene Meinungen unter einem Dach Platz haben müssen – mit der Folge, dass wir in der Gesellschaft halt auch nicht gleich wahrgenommen werden, wie eine klar hierarchisch gegliederte und mit einer Stimme auftretende Organisation. Was viele unserer Mitglieder immer wieder bedauern. Doch diese Pluralität macht ja gerade einen wesentlichen Teil unserer Identität aus, auf die wir auch stolz sein dürfen. Wir müssen vielleicht noch lernen, dies besser zu kommunizieren.

Frage 9:

Ich finde es sehr schade, dass sie überhaupt nötig wurde. Ich hätte vom Parlament griffigere Regeln erwartet, welche eine solche Initiative überflüssig gemacht hätte. Denn deren Anliegen scheinen mit längst überfällig zu sein …

Pfarrer der reformierten Pfarrei

Share
LATEST NEWS