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«Für Einsiedeln gehen wir von einem geringen Ausfall aus»

«Für Einsiedeln gehen wir von einem geringen Ausfall aus» «Für Einsiedeln gehen wir von einem geringen Ausfall aus»

Das Paracelsus-Spital in Richterswil hat Nachlassstundung eingereicht. Was bedeutet das für das Ameos Spital Einsiedeln, das vor einem Jahr eine Kooperation mit Richterswil eingegangen ist?

VICTOR KÄLIN

Dem Paracelsus-Spital in Richterswil droht der Konkurs. Wie das Spital am Freitag mitteilte, hat ihm die Corona-Krise stark zugesetzt. «Neben der bereits bislang schwierigen Situation für kleine Spitäler mit breitem Leistungsangebot haben die Umsatzausfälle aufgrund der derzeitigen Pandemie die Lage weiter verschärft», heisst es in der Mitteilung. Nach der durch die Covid-Verordnung bedingten geringeren Auslastungen seien die Fallzahlen auch nach dem Lockdown nicht ausreichend angestiegen. Zudem sei das Spital sanierungsbedürftig. In der aktuellen Situation könne das Paracelsus-Spital nicht wie bis anhin weitergeführt werden. Dies wäre nur in Kooperation mit anderen Anbietern möglich, heisst es in der Mitteilung weiter.

«Noch zwei Monate Zeit»

Das Spital hat nun Nachlassstundung beantragt, um «die Zukunft des Spitals in geordnetem Rahmen regeln zu können». Jürgen Robe, CEO und Verwaltungsrat des Paracelsus-Spitals, sagte gegenüber der «Zürichsee-Zeitung », das Spital habe nun zwei Monate Zeit, eine Lösung zu finden. «Wir werden Bereich für Bereich durchgehen und uns überlegen, was wir wirtschaftlich weiterbetreiben können. Wir tun dies gemeinsam mit einem Sachverwalter, der uns zur Seite gestellt wurde.» Ganze fünf Covid-Patienten

Jürgen Robe macht gegenüber der ZSZ keinen Hehl daraus, dass der Gang an die Öffentlichkeit ein Hilfeschrei ist. Das traditionsreiche, fast 150-jährige Spital kämpft seit Jahren mit finanziellen Schwierigkeiten. Die NSN medical AG hat 2013 die Betriebsführung und 2017 das Paracelsus-Spital ganz übernommen. Früher ganz auf die Anthroposophie ausgerichtet, hat das Spital seinen Fokus geöffnet und setzt auf eine Kombination von Schul- und Komplementärmedizin. «Wir hatten schon damals eine schwierige Situation», sagt Robe gegenüber der ZSZ. Aber Ende 2019 sei das Gröbste überwunden gewesen, man sei gut ins 2020 gestartet.

«Dann ist Corona wie ein Tsunami übers Paracelsus-Spital gerollt und hat das zarte Pflänzchen vernichtet.» Während des Lockdowns habe man enorme Vorhalteleistungen erbringen müssen – dies für fünf Covid-Patienten. «Drei davon sind positiv getestet worden, sind aber auch nur kurz im Spital geblieben. Ansonsten war das Spital praktisch leer.» Löhne bis Ende Jahr gesichert

Das Paracelsus-Spital Richterswil geht davon aus, dass gewisse Betriebsteile ökonomisch weiter betrieben werden können, heisst es in der Mitteilung weiter. Es seien dies namentlich die Onkologie, die Paracelsus-Apotheke in Richterswil sowie das Paracelsus-Zentrum Sonnenberg in Zürich. Diese Leistungen sollen auf jeden Fall erhalten werden: entweder innerhalb des Spitals, sofern ein Kooperationspartner gefunden wird, oder aber ausserhalb des Spitals in anderen organisatorischen Einheiten. Wenn es nicht gelingt, Kooperationspartner zu finden, die die Auslastung des Spitals erhöhen, soll es schrittweise geschlossen werden.

Das Paracelsus-Spital bemühe sich, so viele der rund 200 Arbeitsplätze wie möglich zu erhalten. «Die Löhne der Mitarbeitenden als wichtigster Ausgabeposten für das Spital sind gemäss Liquiditätsplan bis Ende Jahr voll gedeckt», schreiben die Verantwortlichen in der Mitteilung.

Kooperation mit Einsiedeln Welche Auswirkungen hat die dramatische Entwicklung am Paracelsus- Spital auf das Ameos Spital in Einsiedeln? Bekanntlich spannen diese beiden Häuser seit dem 1. Dezember des Vorjahres im Bereich der Chirurgie zusammen (EA 90/20). Auf Anfrage unserer Zeitung erklärt Michael Mehner, Direktor des Ameos Spitals Einsiedeln, dass sich die «finanziellen Einbussen für uns aktuell nur schwer beziffern lassen». Die Zusammenarbeit mit dem Paracelsus- Spital sei erst im vergangenen Dezember lanciert worden und befinde sich «noch immer im Aufbau». Deshalb gehen die Verantwortlichen in Einsiedeln lediglich «von einem geringen finanziellen Ausfall aus». Auf das Einsiedler Personaletat habe die schwierige wirtschaftliche Ausgangslage des Paracelsus- Spitals hingegen «keinerlei Auswirkungen».

Welche Konsequenzen die beantragte Nachlassstundung auf die bestehende Kooperation hat, ist gemäss Mehner zum aktuellen Zeitpunkt «nicht benennbar» – zwischen den beiden Spitälern fand diesbezüglich noch kein planerischer Austausch statt. Sollte die Kooperation allerdings nicht weitergeführt werden können, sprich, sollte es zur Auflösung des Vertrages kommen, «werden wir die Chirurgie wieder voll und ganz auf den Standort Einsiedeln konzentrieren ».

«Richterswil hat keine Auswirkungen auf das Stellenetat am Ameos Spital Einsiedeln»: Direktor Michael Mehner.

Foto: Archiv EA

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