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Wahlstimmung

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BRIEF AUS DEN USA

Alle Augen und Ohren sind auf Amerika gerichtet. Am 3. und vor allem am 4. November werden auch in der Schweiz alle Fernsehgeräte heisslaufen. In meiner alten Heimat scheinen sich alle sicher zu sein, welchen Kandidaten sie wählen würden. Ich bin überzeugt, dass das Hauptthema an den Schweizer Stammtischen die anstehende amerikanische Präsidentschaftswahl ist.

Wie ist die Stimmung in Amerika selbst? Gibt es noch weitere Kandidaten? Mittlerweile werde ich wöchentlich mit solchen Fragen bombardiert.

Ich kann vor allem über die Stimmung in unserem Vorort von Denver berichten. Leider gibt es keine Neuigkeiten, welche Schlagzeilen machen würden. Hier, 20 Kilometer von Downtown Denver und 2400 Kilometer vom Weissen Haus in Washington DC entfernt, ist alles ebenso ruhig wie vor 6, 12 und 18 Monaten. Hier gibt es keine Demonstrationen und keine Wahlveranstaltungen. Hier wird die Stille der typischen Vorstadt einzig etwa einmal im Tag von der Ankündigung einer neuen elektronischen Nachricht mit politischem Inhalt unterbrochen. Diese Nachrichten haben aber weder Trump noch Biden als Inhalt. Sie decken die gleichzeitig stattfindenden Senatswahlen und Abstimmungen in Colorado ab. In unserem Quartier sind auch kaum Wahlplakate oder Gartenschilder zu sehen. Und als vor ein paar Tagen der Briefträger allen registrierten Wählern das Wahlformular in den Briefkasten legte, gab es kein Rauschen durchs Quartier. Niemand rannte damit zum Nachbarn oder ins nächste Steakhaus.

Meiner Beobachtung nach scheuen sich die Amerikaner nicht, ihre Meinung laut kund zu geben. Wenn es aber um die Politik geht, spielt sich vieles im Flüsterton ab. Die Präferenz der politischen Seite ist, zumindest bei den Durchschnittsbürgern, Privatsache. Bei lokalen Wahlen darf die Parteiangehörigkeit eines Kandidaten für den Stadtoder Gemeinderat beispielsweise nicht auf dem Wahlzettel erscheinen. Drei Wochen vor der Präsidentschaftswahl wird noch immer hinter der vorgehaltenen Hand diskutiert. Die wenigen, welche ihre Wahl öffentlich verkünden, tun dies schon lange. Sie tun dies in Form von Schildchen im Garten, Aufklebern am Auto, wehenden Fahnen an Offroad- Fahrzeugen und neu im Jahr 2020 auch in Form von Gesichtsmasken mit dem Wahlslogan.

Die Frage der weiteren Kandidaten kann ich nach dem Studieren des Wahlformulars besser beantworten. Und ich kann die Schweizer etwas beruhigen. Es gibt nebst Donald Trump und Joe Biden 19 weitere Kandidaten. Diese vertreten unter anderem die Grüne Partei, die Liberalen und die Arbeiterpartei. Falls einer dieser Kandidaten fünfzehn Prozent Stimmen bei den Umfragen erreichen würde, dürfte er oder sie an den Fernsehdebatten teilnehmen. Realistisch gesehen haben sie aber keine Chance, den Sitz im Weissen Haus zu gewinnen. Regula Grenier * Die Einsiedlerin Regula Grenier- Flückiger (*1973) zügelte 2007 nach Denver im amerikanischen Bundesstaat Colorado, am Fusse der Rocky Mountains. Seit 2011 wohnt sie im Nachbarort Thornton. Dort kamen 2011 Sohn Cody Frederick und 2015 Tochter Stephanie Nova zur Welt.

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