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«Wir alle haben dasselbe Ziel – jetzt braucht es auch die Bevölkerung»

«Wir alle haben dasselbe Ziel – jetzt braucht es auch die Bevölkerung» «Wir alle haben dasselbe Ziel – jetzt braucht es auch die Bevölkerung»

Mit einem gemeinsamen Auftritt werben Regierungsrätin Petra Steimen und die Schwyzer Spitaldirektorin Franziska Föllmi für den Kampf gegen Corona.

JÜRG AUF DER MAUR

Mit ihrem Aufruf, dem Spital Schwyz drohe der Kollaps, die Corona-Situation sei im Talkessel dramatisch, sorgte Direktorin Franziska Föllmi-Heusi für Aufsehen (EA 82/20). Im gemeinsamen Gespräch zusammen mit Regierungsrätin Petra Steimen- Rickenbacher ruft sie nun die Bevölkerung dazu auf, mitzuhelfen, das Virus zu stoppen.

Ihr Aufruf hat national für einen grossen Wirbel gesorgt. Franziska Föllmi-Heusi: Es ging dem Spital nicht darum, einen Wirbel zu veranstalten. Das Ziel war, dass wir die Bevölkerung aufrufen und wachrütteln können, sich an die Massnahmen gegen die Corona-Ausbreitung zu halten. Petra Steimen-Rickenbacher:

Das sehe ich auch so. Es ging um ein Wachrütteln, und dieses Wachrütteln war heilsam. Es diente der Sache. Wir alle wollen, dass unser Gesundheitssystem nicht zusammenbricht, dass die Bevölkerung alles unternimmt, das Virus einzudämmen und die weitere Verbreitung zu stoppen.

Dann sind Sie nicht verärgert? Steimen: Nein, wie gesagt: Das Wachrütteln war gut. Ein Spital hat diesbezüglich einfach auch die grössere Wirkung als die Politik. Wir sagen ja seit Wochen, dass sich die Bevölkerung an die Regeln halten soll. Dass es wichtig ist, die Hygienevorschriften umzusetzen und die Abstände einzuhalten. Wir wurden deshalb auch nicht durch den Spital- Appell vor den Kopf gestossen. Wir alle haben das gleiche Ziel: einen zweiten Lockdown zu verhindern und baldmöglichst wieder zu einem normalen Leben zurückkehren zu können. Föllmi: Es braucht nicht einfach neue Regeln. Wichtig und entscheidend ist, dass die Bevölkerung mitmacht und sich an die Vorgaben hält. Ich denke, dass wir alle etwas zu nachlässig wurden. Deshalb müssen wir uns nun an der Nase nehmen und uns wieder an die Regeln halten. Dann können wir die Situation wieder verbessern. Steimen: Wichtig ist,dass wir nun nach vorne schauen. Es bringt nichts, wenn wir uns gegenseitig die Schuld zuweisen. Wir haben jetzt unsere Strategie festgelegt. Wir beide wollen, dass unsere Spitäler nicht kollabieren, und beide wollen, dass die Verbreitung des Virus gestoppt werden kann. Hier das Mittelmass zu finden, ist aber nicht einfach, zumal am 5. Oktober die Situation mit zwei Hospitalisationen und keinem betroffenen Pflegeheim noch ganz anders war.

Was sagen Sie? Föllmi: Die Zahlen deuteten schon damals auf eine schlimme Entwicklung hin. Aber jetzt sind ja Massnahmen ergriffen worden. Es wäre aber sicher besser gewesen, man hätte diese schon etwas früher ergriffen. Steimen: Aus heutiger Sicht wäre es tatsächlich besser gewesen, wenn wir schneller hätten reagieren können. Wir haben das nun aber gemacht und sind überzeugt, dass wir die richtige Richtung eingeschlagen haben. Aber es braucht auch die Bevölkerung, die nun mitmacht. Ohne Mitmachen der Leute geht es in dieser Krise wirklich nicht. Föllmi: Das war genau der Sinn unseres Appells. Ohne das Zutun der Schwyzerinnen und Schwyzer bekommen wir die Lage nicht in den Griff. Nur wenn sich alle an die Vorschriften halten, können wir das Virus stoppen und müssen nicht über Details streiten. Auch die Zusammenarbeit zwischen den Institutionen wird vertieft.

Das heisst? Steimen: Wir hatten letzte Woche eine grosse Sitzung mit allen Playern gehabt, die im Schwyzer Gesundheitswesen mitarbeiten – vom Blaulicht über die Spitex oder Curaviva bis zu den Spitälern. Dieses Gespräch ist fruchtbar. Es ist wichtig, dass der Austausch unter allen verstärkt werden kann. Diese Sitzungen werden nun regelmässig durchgeführt und sind institutionalisiert. Es braucht diese Plattform. Föllmi: Das war gut und ist wichtig. Wir können uns so direkt austauschen. Erste Erfolge – etwa bei der Vorbereitung für allfällige Verlegungen von Patienten und bei der Zusammenarbeit mit den Alters- und Pflegeheimen – konnten auch schon verzeichnet werden.

Ziehen bei Corona am gleichen Strick: Spitaldirektorin Franziska Föllmi-Heusi (links) und Frau Landammann Petra Steimen-Rickenbacher.

Foto: Jürg Auf der Maur

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