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«Meine Heimat ist für mich ganz klar die Schweiz»

«Meine Heimat ist für mich  ganz klar die Schweiz» «Meine Heimat ist für mich  ganz klar die Schweiz»

Es kommt nicht so oft vor, dass sich junge Menschen unter 18 Jahren schon einbürgern lassen wollen. Die Einsiedlerin Polina Dyadina, die eine ukrainische Mutter und einen italienischen Stiefvater hat, ist sechzehn und möchte jetzt Schweizerin werden. Das hat mehrere Gründe.

WOLFGANG HOLZ

Wie lange leben Sie schon in der Schweiz?

Ich lebe jetzt schon seit sieben Jahren in der Schweiz und in Einsiedeln. Ich war damals neun Jahre alt, als ich hierherkam. Warum sind Sie denn nach Einsiedeln gekommen? Meine Mutter hat hier viel gearbeitet und ihren Mann kennengelernt. Er ist von Einsiedeln. Sie haben ja einen slawischen Nachnamen. Wo haben Sie denn Ihre Kindheit verbracht? Mein Kindheit erlebte ich in der Ukraine, in Krivoj Rog. Das liegt in der Nähe des Schwarzen Meers. Dort und auf der Halbinsel Krim haben wir oft unsere Ferien verbracht. Ich erinnere mich noch gut an meine Kollegen und an unsere Verwandten. Obwohl es am Meer schön ist, gefällt es mir eigentlich viel besser in der Schweiz. Hier ist es aufgeräumter. Es gibt viel Grün und Natur und natürlich die Berge. Warum ist es Ihnen wichtig, dass es aufgeräumt aussieht? Es sieht einfach viel schöner aus, wenn es in einer Stadt aufgeräumt ist und etwa kein Güsel neben den Strassen liegt. Und wie gefällt es Ihnen hier im Klosterdorf? Es gefällt mir hier sehr gut. Von meinem Zimmer in unserer Wohnung habe ich eine sehr schöne Aussicht auf den Mythen und den Wald. Ich bin gerne in der Natur und gehe im Sommer gerne Joggen und Picknicken. Ich verbringe auch gerne draussen Zeit mit meinen Kolleginnen und mit meinem Freund. Was machen Sie sonst noch in Ihrer Freizeit? Ich singe und tanze sehr gerne. Früher habe ich im Einsiedler Jugendchor mitgesungen – jetzt habe ich dafür wegen meiner Berufslehre leider keine Zeit mehr. Ich singe eigentlich seit meinem vierten Lebensjahr. Im Augenblick gefallen mir die Lieder von Bruno Mars und Adèle sehr gut.

Apropos Lehre. Sie wollen Coiffeuse werden. Was macht Ihnen in Ihrem Beruf am meisten Spass? Dass er so vielseitig ist. Man hat mit dem Verkauf zu tun. Ich mache unseren Kunden Frisuren, berate sie. Und ich helfe auch gerne beim Putzen. Wenn etwas sauber ist, sieht es besser aus. Ausserdem ist es für mich ein Ausdruck von Hilfsbereitschaft. Warum haben Sie sich jetzt entschlossen, Schweizerin zu werden?

Zuerst hatte ich die B-Aufenthaltsbewilligung und nun seit einem Jahr die C-Bewilligung. Ich möchte schon lange Schweizerin werden. Ich fühle mich hier sehr wohl, bin gut integriert und möchte auch in Zukunft hier leben. Meine Heimat vermisse ich eigentlich nicht so sehr. Müssen Sie jetzt viel lernen für die Einbürgerung? Da ich bei der Beantragung des Schweizer Passes erst 15 Jahre alt war, muss ich nur die mündliche Prüfung absolvieren. Ich muss gut Bescheid wissen über Einsiedeln, über die Fasnacht, über die Sehenswürdigkeiten hier. Ihre Mutter ist Ukrainerin, Ihr Stiefvater Italiener. Wie ist das, in so einer multikulturellen Familie zu leben?

( lacht) Mit meiner Mutter spreche ich russisch, mit meinem Vater schwyzerdütsch und mit meinen Stiefgrosseltern italienisch. Aber meine Heimat ist für mich ganz klar die Schweiz.

Foto: Wolfgang Holz

Polina Dyadina

Jahrgang: 2004 Wohnort: Einsiedeln Beruf: Coiffeuse-Lehrling Hobbys: Singen HipHop-Tanzen

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