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«Diese Wege will das OK nicht gehen»

«Diese Wege will das OK nicht gehen» «Diese Wege will das OK nicht gehen»

Landschreiber Patrick Schönbächler erklärt im Interview die Position des Bezirks Einsiedeln zum abgesagten Weihnachtsmarkt

Der Einsiedler Weihnachtsmarkt wurde seitens des Organsiationskomitees abgesagt. Diese verfrühte Entscheidung hätte aus Sicht des Bezirks nicht sein müssen. Es hätte Alternativen gegeben, so Landschreiber Patrick Schönbächler im Interview.

WOLFGANG HOLZ

Herr Schönbächler, warum hat der Bezirksrat das neu eingereichte, überarbeitete Covid- 19-Schutzkonzept des Einsiedler Weihnachtsmarkts-OK abgelehnt? Das überarbeitete, neue Schutzkonzept erwies sich als inkompatibel mit den Anliegen der öffentlichen Sicherheit. Es war durch die Organisatoren weder mit der Feuerwehr noch mit dem Rettungsdienst oder der Polizei vor- oder abgesprochen worden. Aus Gründen der öffentlichen Sicherheit lässt sich die Hauptstrasse nicht während zehn Tagen mit Absperrgittern für einen aufgetrennten Besucherfluss baulich verstellen. Die Zufahrten für Notfälle müssen offen und gewährleistet bleiben. Diese Sicherheitsvorschriften sind nicht neu, galten bereits bis anhin und waren den Organisatoren bekannt. Diese Anliegen haben nichts mit Covid-19 zu tun. In der Mitteilung des Weihnachtsmarkt- OK heisst es, man habe sich an das Schutzkonzept des BAG und des Kantons gehalten, der Bezirksrat habe aber in seiner Sitzung neue Auflagen erlassen, die «unrealistisch und inakzeptabel sind», so das OK. Was sagen Sie dazu?

Die Aussage stimmt so nicht. Der Bezirksrat erachtete die Durchführung des Weihnachtsmarktes aufgrund der aktuellen Situation, der organisatorischen und finanziellen Risiken wohl als «nicht empfehlenswert», signalisierte aber klar eine Unterstützung. Diese zeigte sich darin, dass man den Organisatoren, denen die Zeit davonzulaufen begann, im Sinne einer Hilfestellung gewisse Eckpunkte mit auf den Weg gab. Die Anliegen der Feuerwehr, des Rettungsdienstes und der Polizei konnte der Bezirksrat aufgrund seiner Verantwortung nicht als «unrealistisch und inakzeptabel» ignorieren. Beim neuen Schutzkonzept waren sodann noch Fragen bezüglich deren Umsetzung offen. Diese blieben unbeantwortet.

Welche Schutzmassnahmen hätte sich denn der Bezirk gewünscht, damit ein Weihnachtsmarkt möglich gewesen wäre? Anstelle der Absperrgitter auf der Hauptstrasse hat der Bezirksrat eine generelle Maskenpflicht vorgeschlagen und gewünscht, dass die Verpflegungsstände darum auf dem Klosterplatz situiert werden. Man kann nicht eine Maskenpflicht vorsehen, wenn auf der Hauptstrasse gleichzeitig gegessen und getrunken wird. Der Besucherfluss hätte sodann über die Schmieden- und Schwanenstrasse zurückgeleitet werden sollen.

Dies und der von den Organisatoren selber vorgeschlagene Warteraum für Besucherinnen und Besucher bedingten aus verkehrstechnischen Gründen sodann eine Offenhaltung des Dorfplatzes. Der Weihnachtsmarkt hätte darum ab dem Central starten sollen. Für den Bezirksrat waren dies angesichts der wirtschaftlichen Bedeutung des Weihnachtsmarktes tragbare, umsetzbare und in erster Linie organisatorische Anpassungen. Darum erstaunt die schnelle Absage durch das OK.

Vonseiten des OK ist zu hören, dass der Bezirk von vorneherein keinen Weihnachtsmarkt in der jetzigen Corona-Situation gewünscht habe und jetzt nur auf Zeit gespielt habe, um den Weihnachtsmarktorganisatoren so die Organisation zu verunmöglichen. Was sagen Sie dazu? Das stimmt nicht und das geht aus dem Schreiben des Bezirksrates vom 9. Oktober auch nicht so hervor. Dass die Organisatoren die Schuld dem Bezirk in die Schuhe schieben wollen, ist zu einfach. Das erste Schutzkonzept war nicht geeignet, das zweite entpuppte sich als inkompatibel mit den Covid-19-freien Anliegen der öffentlichen Sicherheit. Es fehlte an jeglichen Absprachen mit der Feuerwehr, der Polizei, dem Rettungsdienst und auch mit dem Kloster. Es ist nicht Aufgabe des Bezirks, für Veranstalter ein Schutzkonzept zu erstellen und solche Absprachen zu tätigen. Zumal das OK von seinem Marktkonzept nicht abweichen wollte und auch keine organisatorische Anpassungsbereitschaft zeigte. Der Bezirksrat hat in seinen Schreiben und Gesprächen mögliche und praktikable Wege aufgezeigt, um den für Einsiedeln und den Detailhandel wichtigen Anlass zu retten. Diese Wege will das OK aber nicht gehen, was schade ist.

Seitens des OK wird auch moniert, dass man vom Bezirksrat einen klaren und rechtlich bindenden Entscheid gewünscht hätte. Stimmt das?

Das ist richtig. Der Bezirksrat verzichtete aufgrund des Gesagten bewusst darauf, unnötig Geschirr zu zerschlagen und quasi Entscheide mit Rechtsmittelbelehrung zu verfassen. Das wäre wenig hilfreich gewesen. Er setzte vielmehr auf eine konstruktive Zusammenarbeit. Voraussetzung für eine solche ist aber Flexibilität.

Wie gross ist jetzt der Verlust für Einsiedeln aus der Sicht des Bezirks, wenn jetzt der Weihnachtsmarkt abgesagt wird? Der Bezirksrat bedauert die Absage durch die Organisatoren. Nach seinem Dafürhalten wäre das nicht notwendig gewesen. Der volkswirtschaftliche Verlust ist nicht nur für Einsiedeln gross, sondern auch für andere Ortschaften, die auf solche Anlässe verzichten mussten. Es ist jetzt erst recht «en starche Gäischt» und Solidarität gefordert. Weihnachten ist erst in zwei Monaten. Der Bezirk bietet weiterhin Hand für Alternativen und neue Ideen – und hofft auch auf solche. Die Einsiedlerinnen und Einsiedler sind nicht dafür bekannt, nicht innovativ zu sein und die Hände in den Schoss zu legen.

«Dass die Organisatoren die Schuld dem Bezirk in die Schuhe schieben wollen, ist zu einfach.»

Patrick Schönbächler, Landschreiber, Bezirk

Landschreiber Patrick Schönbächler vom Bezirk Einsiedeln bedauert, dass der traditionelle Einsiedler Weihnachtsmarkt abgesagt wurde: «Das wäre nicht nötig gewesen.» Der Bezirk will weiter Hand bieten für Alternativen und neue Ideen.

Fotos: Franz Kälin / Archiv EA

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