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Absage

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ZWISCHENLUEGETEN 3

ERNST FRIEDLI

Das präzise Gegenteil einer Ansage ist eine Absage. Absagen kommt zwar von «sagen», hat aber eine ähnliche Wirkung wie «sägen». Die Absage kommt immer dann vor, wenn etwas nicht mehr stattfindet, was einst stattfinden sollte. Deshalb kommt eine Absage immer erst n a c h einer Ansage. Insofern riskiert jede Ansage ihre Absage. Es gibt ganz viele Arten von Absagen: zum Beispiel unerwartete, dringende, erhoffte, unnötige, zwingende, mutige und schmerzliche. Es kann aber auch sein, dass eine Absage, je nach Umständen, zuerst als undenkbar, dann als möglich und schliesslich als sinnvoll erscheint. Eine Absage löst das zuvor Angesagte sofort in Luft auf. Sie ist deshalb meistens mit einem Verlust verbunden, mit einem durchkreuzten Plan oder einer enttäuschten Vorfreude. Deshalb ist das Image einer Absage für Klärli und mich nicht das beste. Dies, obwohl sie sich Mühe gibt, abgewogen und vernünftig begründet das momentan Beste zu sein. Die Absage des Welttheaters ist ein solches Beispiel. Da löst sich plötzlich in Luft auf, was als grossartiges Schauspiel auf dem ebenso grossartigen Platz geplant, vorbereitet und intensiv geprobt war. Diese Absage macht kurzen Prozess mit einem sehr langen Prozess. Zu Beginn hat sie sich ganz sicher niemand gewünscht, dann wurde sie denkbar, später möglich, und schliesslich zum klärenden Entscheid, der eine plagende Ungewissheit beendete. Das Besondere an dieser Absage ist die Ansage, dass anno 2024 wieder gespielt wird. Hier kommt eine Ansage eindeutig erst n a c h einer Absage.

* Ernst Friedli, 64, seit Jahren verheiratet mit Klärli, geborene Schönbächler. Nichtraucher und Sachbearbeiter im Rathaus, steht unter Amtsgeheimnis. Macht sich in der Freizeit Gedanken zur Weltlage und zum Ab im Angesagten.

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