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Geschichte der Ländlermusik

Geschichte der Ländlermusik Geschichte der Ländlermusik

Mit Fotos und Dokumenten lässt sich die Entwicklung der instrumentalen Ländlermusik in den Bezirken March und Höfe über rund 120 Jahre recht genau nachverfolgen. Pius Ruhstaller hat für das neue Schwyzer Heft mehr als 250 Gespräche geführt.

FRIEDA SUTER

Musikanten,deren Nachkommen und weitere interessierte Personen haben in den Gesprächen für das aktuelle Schwyzer Heft aus ihrer Warte erzählt und Bilder zur Verfügung gestellt. So liegt jetzt ein Werk mit mehr als 200 Seiten vor, das einen guten Überblick gibt und leicht zu lesen ist. Nebst den Fakten zu den Musikanten, den Instrumenten und den Zusammensetzungen der Formationen sind Details eingestreut, die den Leser schmunzeln lassen. Etwa die Geschichte, wie Emil Bamert seine Frau kennenlernte: Der 1907 im Bolenberg in Tuggen geborene Emil Bamert spielte 1935 am Röllifest in Siebnen mit den Gebrüdern Vigini beim Fuhrhalter Hegner im Saal auf.

Eine bedeutende Ländlermusikregion Dort gefiel ihm eine junge Frau ausserordentlich gut. Zu seinen Musikkollegen sagte er: «Wänn die jetzt no links ume Walzere cha, wird sie mini Frau.» Sie konnte es, offensichtlich sogar vorzüglich. Schon im September des gleichen Jahres wurde Hochzeit gefeiert. Oder die Sache mit den Gagen für die Musikanten: Zwölf Franken für zehn bis zwölf Stunden aufspielen in der Fasnacht («Echo vom Schynberg» in Zürich) war in den 1940er-Jahren deutlich mehr Geld als der Taglohn von fünf Franken für einen Waldarbeiter im Wägital.

Das änderte sich natürlich mit dem Anstieg der Arbeitslöhne. In den 1960er-Jahren wurde beispielsweise im Restaurant «Sonne» in Vorderthal dem Bläser eine Gage von siebzig Franken, den Begleitern an Handorgel, Klavier und Bass je sechzig Franken bezahlt. «Viele bekannte und unbekannte Musikanten haben sich in den vergangenen 120 Jahren intensiv mit der Ländlermusik beschäftigt und diese auch weiterentwickelt», betont Autor Pius Ruhstaller.

Er hat in zwei früher erschienenen Schwyzer Heften bereits die Volksmusikgeschichte des inneren Kantonsteils von Schwyz sowie der Region Einsiedeln/ Alpthal/Ybrig aufgearbeitet. Mit dem dritten Heft ist das ganze Kantonsgebiet erfasst. Der Autor sagt, dass die beiden Ausserschwyzer Bezirke viele Jahre zu den bedeutendsten Ländlermusikregionen der Schweiz zählten. Talent und Interesse an der Volksmusik weiterentwickelt Dazu beigetragen haben schon vor Jahrzehnten unter anderen Musikanten wie Hugo Bigi, Heiri Meier, Dominik Kürzi oder Sepp Huber senior. Für die Höfner war etwa ab den 1920er-Jahren die sogenannte Zürcher Ländlerszene um Sepp Stocker stilbildend. Es folgten in beiden Bezirken bis heute neue Generationen, die Gefallen an der Volksmusik fanden. Darunter national bekannte Musiker wie Carlo Brunner, Philipp Mettler, Martin Nauer oder Marcel Oetiker.

Die Liste der Volksmusikformationen ist zwar kürzer geworden. Doch es gibt sie immer noch, eine aktive und vielseitige Gruppe von Musikanten, die ihre Liebe zur Volksmusik pflegen. In der March sind nebst anderen die «Rusch-Büeblä» oder Marcel Zumbrunn mit verschiedenen Partnern sowie etliche Schwyzerörgeliformationen auf Erfolgskurs. In den Höfen musizieren die Formationen «Rossbergbuebä» und «Etzel-Buebä» aktiv. Oftmals haben sich Talent und Interesse an der Volksmusik in Familien über Generationen hinweg weiterentwickelt. Beispiele sind die Familien Nötzli aus Pfäffikon, Mettler in Reichenburg, Züger in Altendorf oder Huber in Galgenen.

Volksmusik March und Höfe, Schwyzer Heft, Band 111, ISBN 978-3-909102-73-0

Auf dem Flugplatz von Paris wurden im Jahr 1932 die allerersten Filmaufnahmen einer Ländlerkapelle gemacht. Von links: Heiri Meier, Sepp Stocker, Ernst Inglin, Godi Sigrist und am Bass Walter Rusterholz.

Fotos: zvg

Pius Ruhstaller ist aktiver Musiker und Autor von drei Schwyzer Heften zur Entwicklung der Ländlermusik im Kanton Schwyz.

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