Veröffentlicht am

Kantonsrat boykottiert Ärzteversammlung

Kantonsrat boykottiert  Ärzteversammlung Kantonsrat boykottiert  Ärzteversammlung

Der Einsiedler Arzt und Kantonsrat Antoine Chaix schlägt die Einladung zum Ärztekongress aus Protest aus.

CHRISTOPH CLAVADETSCHER

Antoine Chaix (SP, Einsiedeln) ist im Sommer national als kritische Stimme in der Corona-Krise in Erscheinung getreten. Der Allgemeinmediziner kritisierte vor allem den Umgang mit den Seniorinnen und Senioren, die gemäss ihm «faktisch eingesperrt » wurden, was eine «skandalöse Bevormundung» war.

Auch aktuell positioniert er sich wieder als Kritiker, indem er die Einladung zur zweitägigen Ärztekammer der FMH ausschlug. So heissts im Schreiben von Chaix an den Berufsverband der Schweizer Ärztinnen und Ärzte: «Schon früh hatte ich Ihnen meine Bedenken zur Handhabung der Krise und vor allem der daraus resultierenden Folgen kundgetan. An meinen Zweifeln hat sich trotz vieler Erkenntnisse und nun mehrmonatigem Verlauf grundsätzlich wenig geändert.» Er sei sich zwar bewusst, dass er als Allgemeinmediziner nicht über die fundierten Kenntnisse vieler Infektiologen, Epidemiologen oder Intensivmediziner verfüge, dafür sei er aber nahe an den Menschen, etwa in Altersheimen oder in der Praxis.

«Dieser Bezug fehlt in meinen Augen in der Gewichtung der Massnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung des Virus, hauptsächlich auch in der sehr technokratisch bestimmten Taskforce und in anderen Entscheidungsgremien», äussert sich Chaix kritisch. Austausch zwischen Ärzten wäre von zentraler Bedeutung Die FMH habe sich bisher in vornehmer Zurückhaltung geübt, dabei wäre ein Austausch zwischen Ärzten von zentraler Bedeutung, um eine Diskussion anzuregen, fernab von Verschwörungstheorien auf der einen und praxisfernen Berechnungsmodellen auf der anderen Seite.

So bedauert Chaix, dass Bühnen, in denen der persönliche Austausch möglich sei, kaum vorhanden seien. «Der Schweregrad der Krise, das Auseinanderklaffen der Ansichten und die Verunsicherung in der Bevölkerung, aber auch in der Ärzteschaft wären Grund genug gewesen, um diese Bühne dafür sinnvoll zu gebrauchen, um die absolut überfällige Auseinandersetzung mit der Verantwortung der Ärzteschaft – und nicht des Bundesamtes für Gesundheit – zumindest zu starten », schreibt Chaix.

«Da ich in keinem der 21 Traktanden auch nur den Hauch einer Auseinandersetzung mit unserer Rolle als Ärzte in dieser herausfordernden Krise sehe, habe ich schlicht keine Lust, an diesen zwei Tagen teilzunehmen, an denen ich sonst zuverlässig als Delegierter des Kantons Schwyz teilgenommen habe.»

Share
LATEST NEWS