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«Nun aber ist es Zeit, Abschied zu nehmen»

«Nun aber ist es Zeit,  Abschied zu nehmen» «Nun aber ist es Zeit,  Abschied zu nehmen»

Pfarrer Georg Rabeneck, der im Zusammenhang mit der Pfarrhaussanierung in der katholischen Kirchgemeinde Alpthal öffentlich kritisiert wurde, verlässt die Gemeinde. Er hat seine Kündigung beim Bistum Chur per 1. Oktober eingereicht.

WOLFGANG HOLZ

«Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe bereit zum Abschied sein und Neubeginne, um sich in Tapferkeit und ohne Trauern in andre, neue Bindungen zu geben …» – mit solch lyrischen Zeilen aus einem Gedicht von Hermann Hesse verabschiedet sich Pfarrer Georg Clemens Maria Rabeneck von seiner Kirchgemeinde in Alpthal. «Allen eine gesegnete Zeit und ein herzliches Adieu! » Kurz und knapp wirkt die Stellungnahme des scheidenden deutschen Seelsorgers der Kirchgemeinde im aktuellen Pfarrblatt der Pfarrei St. Apollonia in Alpthal. Der 47-jährige deutschstämmige Pfarrer, der zuvor Pfarradministrator in Schwyz und Untervaz war, bevor er 2017 seine Stelle in der 600-Seelengemeinde Alpthal antrat, bekennt im Pfarrblatt: «Gerne war ich hier und werde die Menschen auch weiter in mein Beten hineintragen. Nun aber ist es Zeit, Abschied zu nehmen und aufzubrechen», so Rabeneck.

Demission eingereicht

Seinen Weggang erklären die katholische Kirchgemeinde Alpthal und Pfarrer Rabeneck im Pfarrblatt so, dass letzterer «seine Demission beim Apostolischen Administrator der Diözese Chur, Bischof Peter Bürcher, eingereicht hat. Bischof Peter hat das persönliche Gesuch von Pfarrer Rabeneck per 1. Oktober 2020 angenommen.» Ob die Demission Rabenecks im Zusammenhang mit der umstrittenen Pfarrhaussanierung steht, bei der es zu finanziellen Unstimmigkeiten gekommen ist – dazu will man in Chur nichts sagen. Die Sanierung des Pfarrhauses verteuerte sich bekanntlich massiv und ist bis dato noch nicht abgeschlossen. Das Bistum Chur hatte zuvor dem Alpthaler Seelsorger die Bauleitung für den Pfarrhausumbau entzogen und einen Baustopp verhängt. «Das Bistum nimmt in dieser Sache keine Stellung», sagt Giuseppe Gracia, Beauftragter für Medien und Kommunikation des Bistums Chur.

Letzter Gottesdienst

Auch Alpthals Kirchenratspräsidentin und Sakristanin Marie- Theres Steiner will keine Auskunft zum Weggang von Pfarrer Rabeneck geben. Genauso wenig, wie Georg Rabeneck selbst nicht mehr viel seinem Abschied hinzuzufügen hat. «Die Stellungnahme im Pfarrblatt ist ausreichend, und die Gläubigen haben ja noch persönlich die Möglichkeit, sich von mir nach dem Amt am Sonntag zu verabschieden», so Alpthals Seelsorger am Telefon gegenüber unserer Zeitung.

Am vergangenen Sonntag feierte Rabeneck in St. Apollonia seinen letzten Gottesdienst in der Gemeinde. Ein Gemeindemitglied, das sich zum Weggang des Pfarrers gegenüber unserer Zeitung äusserte, ist mit der Darstellung des Abschieds im Pfarrblatt nicht ganz einverstanden: «Wunderbar geschrieben – keine Spur von Unstimmigkeiten und natürlich auch keine Entschuldigung für den in der Pfarrei und im ganzen Dorf angerichteten Schaden!»

Roland Graf übernimmt Gemeinde provisorisch

Um die künftige Seelsorge in der Pfarrei wird sich bis auf Weiteres Pfarrer Roland Graf aus Unteriberg kümmern. Dieser hat sich bereit erklärt, vorübergehend die Pfarradministration in Alpthal zu übernehmen. «Pfarrer Roland Graf ist in der Pfarrei Alpthal kein Unbekannter», heisst es im Pfarrblatt. Bereits von 2002 bis 2011 habe er in der Pfarrei «segensreich » als Vikar und Pfarradministrator gewirkt.

Und was macht nun Pfarrer Goerg Rabeneck nach seinem Weggang? Angesprochen auf seine Zukunft, bestätigt dieser die Information im Pfarrblatt, dass er «nach seiner theologischen Promotion in das Habilitationsverfahren für eine wissenschaftliche Laufbahn eintreten» wird. Thema: «Liturgiewissenschaft und Dogmatik», so Rabeneck. Wo er dies tun wird, will er nicht sagen. Rabeneck: «Ich verlasse Alpthal als Privatmann.»

«Ich verlasse Alpthal als Privatmann.»

Pfarrer Georg Rabeneck

Pfarradministrator Georg Rabeneck am Weissen Sonntag im Jahr 2017 in der Pfarrkirche St. Apollonia in Alpthal.Foto: Meinrad Steiner

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