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«Ich will nicht dazugehören, ich will meine Ruhe»

«Ich will nicht dazugehören,  ich will meine Ruhe» «Ich will nicht dazugehören,  ich will meine Ruhe»

Übermorgen Donnerstag, 20 Uhr, lädt der Fram-Club zu seinem ersten öffentlichen Anlass in diesem Jahr. Hansjörg Schertenleib liest aus einem Buch, das im Januar erschienen ist und gut in die Corona-Zeit passt.

wkä. Der heute 63-jährige Autor war gerade mal 25, als im Benziger Verlag sein erstes Buch herauskam. Renate Nagel, die damals bei Benziger für das Belletristik- Programm verantwortlich war, erkannte das Talent des Zürchers und publizierte 1982 drei Erzählungen. Was sich die Titelfigur «Grip» in einer der Geschichten erträumt, wurde später im Leben des Schriftstellers Wirklichkeit: «Auf einer Insel leben, kilometerweit weg vom Festland; neu anfangen, alles anders machen …». Von 1996 bis 2016 lebte Schertenleib in Irland, anschliessend verlegte er seinen Wohnsitz auf Spruce Head Island in Maine, dem nördlichsten Staat der USA. Dort steht auch der «Palast der Stille».

Der selbst gewählte Lockdown

«Wie wunderbar still es ist! Die Jahre in Irland haben mich auch gelehrt, wochenlang allein zu sein und Stille zu schätzen und zu geniessen und nicht bloss zu ertragen. Stille ängstigt mich nicht, sie ist tröstlich, ein Geschenk.» Man darf annehmen, dass Hansjörg Schertenleib in den vergangenen Frühlings- und Sommermonaten mit den Abstandsregeln und dem Aufruf, zu Hause zu bleiben, kein Problem hatte. Und dies trotz minimalen Kontakten zur Aussenwelt. Kein Radio, kein Fernsehen, kein Handy, keine Tageszeitung, nur ein Festnetztelefon. Allein mit einer Katze in einem kleinen Landhaus mit Wohnküche, Schlafzimmer und Bad. So klein ist sein Palast. «Diese Stille anzunehmen, in der man Dinge denkt, die einem sonst nicht einfallen wollen und in der jeder Laut an Bedeutung gewinnt, ist eine Herausforderung. » Ein Einsiedler in Einsiedeln Aber der Einsiedler, der ins Museum Fram nach Einsiedeln kommt, ist verheiratet und trifft seine Frau einmal wöchentlich via Skype. Und er lebt nicht immer im einsamen Cottage auf Spruce Head Island, sondern pendelt zwischen den USA und der Schweiz hin und her. Ob hier oder dort, Schertenleib «will nicht länger effizient sein, strebsam, zwanghaft optimistisch und erfolgsorientiert». Könnte es aber sein, dass er effizienter ist, als er sein möchte? 2018 erschien «Die Fliegengöttin » über eine Frau mit Alzheimer und ihren Mann, der sie pflegt; 2019 «Die Hummerzange », ein Maine-Krimi; Anfang 2020 «Palast der Stille» und vor wenigen Wochen «Im Schatten der Flügel», der zweite Maine-Krimi. Über seine Arbeit, über sein Leben, über sein Einsiedlertum gibt er nach der Lesung im Gespräch mit Walter Kälin Auskunft. Inserat erschienen.

«Ich will nicht dazugehören, ich will meine Ruhe». Lesung und Gespräch mit dem früheren Benziger- Autor Hansjörg Schertenleib.

Donnerstag, 1. Oktober, 20 Uhr, Museum Fram, Eisenbahnstrasse 19, Einsiedeln. Eintritt: 10 Franken, für Mitglieder des Fram-Clubs gratis.

Der Fram-Club lädt übermorgen Donnerstag zur Lesung mit Autor Hansjörg Schertenleib.

Foto: Milena Schlösser

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