Veröffentlicht am

Golden Espen

Golden Espen Golden Espen

BRIEF AUS DEN USA

Wer mit dem Auto von einem der Nachb arstaaten aus nach Colorado reist, wird an der Grenze mit einem grossen Schild begrüsst: «Willkommen im buntem Colorado».

Vor allem im Herbst ist Colorado tatsächlich bunt. Die goldgelben Blätter der Zitterespen (Populus tremuloides) leuchten mit dem blauen Himmel um die Wette. Diese Bäume locken viele Besucher in die Höhe. Im September sind die Tageszeitungen jeweils voll von Tipps, wo und wann die besten Herbstfarben zu sehen sind. Plötzlich zieht es auch Stubenhocker in die Berge und ins Freie. Die gelben und manchmal aufgrund von genetischen Wunderwerken und idealen Wetterverhältnissen rote Blätter sind beliebte Fotosujets.

Obwohl die Zitterespe in ganz Nordamerika, vom Atlantik zum Pazifik und zwischen 1500 und 3600 Meter über Meer wachsen, sind sie in Colorado am meisten und dichtesten verbreitet. Die Zitterespe ist mit der europäischen Espe verwandt und darf nicht mit der Birke verwechselt werden. Zitterespen sind aussergewöhnliche Bäume. Sie haben den Namen dem Design der Blätter zu verdanken. Diese sind fast rund und haben einen flachen Stil. Dadurch zittern sie bereits beim schwächsten Wind sanft hin und her. Zusätzlich zu den Blättern nimmt auch die Rinde am Fotosynthese- Prozess teil. So produziert die Rinde auch im Winter weiterhin kostbare Nährstoffe für Rehe und Elche. Zitterespen können bis zu 150 Jahre alt werden, bis die benachbarten Tannenbäume über sie hinaus wachsen. Und sie können sich selbst klonen. Die Wurzeln dieser faszinierenden Bäume können Wurzeln für neue, genetisch genau gleiche Bäume produzieren und so entstehen ausgedehnte Haine, in welchen alle Bäume miteinander unterirdisch verbunden sind. Dieser Nachschub an neuen Generationen kann über Tausende von Jahren ohne Unterbruch weitergehen. Manche Leute sind überzeugt, dass die Zitterespe deshalb ein Unkraut ist und unternehmen alles, diese Bäume auf ihren Grundstücken auszurotten. Den meisten Leuten bereiten sie aber Freude. Im Sommer bieten Zitterespen den nötigen Schatten für viele Blumenarten, unter anderem auch für die Staatsblume von Colorado, die Akelei. Zitterespen sind feuerbeständiger als andere Bäume und oft sind sie die ersten Bäume, welche nach einem Waldbrand wieder zu wachsen beginnen. Sie sind ein Wunder der Natur.

In Colorado wurden Strassen, Hunde und Biere nach ihnen benannt. Aspen, das weltweit bekannte Skigebiet, verdankt den Namen ebenfalls den fast magischen Bäumen. Wer nach dem Bewundern der gold-gelben Blätter noch nicht genug hat, kann sich ein besonderes Souvenir kaufen: ein echtes, vergoldetes Espenblatt. Manch eines dieser fragil erscheinenden Schmuckstücke ziert weit entfernt von den prächtig anmutenden Espenhainen einen Weihnachtsbaum. Regula Grenier * Die Einsiedlerin Regula Grenier- Flückiger (*1973) zügelte 2007 nach Denver im amerikanischen Bundesstaat Colorado, am Fusse der Rocky Mountains. Seit 2011 wohnt sie im Nachbarort Thornton. Dort kamen 2011 Sohn Cody Frederick und 2015 Tochter Stephanie Nova zur Welt.

Share
LATEST NEWS