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Modelleisenbahnfahren – ein echtes Vergnügen

Modelleisenbahnfahren – ein echtes Vergnügen Modelleisenbahnfahren – ein echtes Vergnügen

Herbstwanderung mit einem Ziel in Einsiedeln, das alle vollauf begeisterte

Es war nicht auszumachen, wer mehr Freude an diesem Fahrvergnügen in der Gartenbahn-Anlage Blatten hatte, die Mitglieder des Modelleisenbahn- Clubs Einsiedeln als Lokführer oder die Kinder, welche die strahlenden Passagiere waren.

MARLIES MATHIS

Tigerli, Mandarinli, Raetia oder Daisy nennen sie liebevoll ihre Modelleisenbahn-Lokomotiven, die Mitglieder des MECE, welche am vergangenen Montag auf der Anlage Blatten am Nordrand von Einsiedeln anwesend waren. Dass diese Miniaturbahnen bis ins kleinste Detail mit ihren ums Mehrfache grösseren Originalen übereinstimmen, ist nur ein Teil dieses faszinierenden Ganzen. Daneben zeugen die blitzblanken und perfekt gewarteten Fahrzeuge von der Leidenschaft ihrer Besitzer. Mit ebensolchem Herzblut erzählen diese von Herkunft, Geschichte, Alter, Leistung, Besonderheiten oder von den mit viel Liebe investierten Arbeitsstunden. Der berechtigte Stolz ist in ihren Aussagen, welche sie mit technischen Raffinessen, minutiösen Beschreibungen und diversen Demonstrationen untermalen, richtiggehend zu spüren.

So existiert beispielsweise das im Massstab 1:8 verkleinerte «Mandarinli» von Albert Hungerbühler im Original in Samstagern, damals hergestellt in der Lehrlingswerkstätte, die während Jahren legendäre Fahrzeuge produzierte und weitherum verkaufte. Schade, dass es diese schöne Tradition nicht mehr gibt.

Stefan Casanova präsentierte seine amerikanische Santa-Fe-Lok, alias F7-Daisy, in «Indianerbemalung », wie er ausführlich erklärte. Diese war, achtmal grösser, ab 1948/49 in Chicago im Einsatz, wo sie bis in die 70er-Jahre Luxuspersonenzüge nach Los Angeles oder San Francisco zog. Das Spezielle an dieser Modelllokomotive mit vier hintereinander geschalteten 6-Volt-Batterien, die damals in Amerika aber als Diesellok fuhr, sind Lautsprecher, die der Bahnfreund eingebaut hat. Dank dieser kommt das akustische Feeling der damaligen Wirklichkeit des kräftigen Zugfahrzeuges sehr nahe. Auf den angehängten Wagen dieser Modelllok konnten denn auch ein ganzes Dutzend kleiner und begeisterter Passagiere Platz nehmen, die dann von ihr locker durchs Gelände, auch bei Steigungen von 30 Promille, gezogen wurden.

Kleinode noch und noch Ganz besondere Bijous waren und sind natürlich die zischenden und pfeifenden Dampflokomotiven. Das herausgeputzte «Tigerli», im Massstab 1:11 verkleinert, das in der ganzen Schweiz hauptsächlich als Rangierlok an Bahnhöfen und in der Industrie seine Aufgabe erfüllte und heute noch als Publikumsmagnet bei der Feldschlösschen- Bierbrauerei im Einsatz ist, war der eigentliche Blickfang.

Mit seiner Grösse von rund einem halben Meter «sauste» es mit seinem Besitzer hinten auf dem Wagen durchs Gelände. Allerdings musste Beat Trinkler immer wieder stoppen und irgendein Teilchen justieren, eine unglaubliche Geduldsarbeit, die viel Fingerspitzengefühl und technisches Wissen verlangt.

Echtes Dampfbahn-Fahrvergnügen konnte auf der Bahn der Raetia-Lok erlebt werden. Diese im Massstab 1:4 erstellte Dampflokomotive fuhr bereits 1914 von Chur nach St. Moritz. Passend zur Lok baute ihr Besitzer Rolf Gienger auch massstabgetreu die hölzernen RhB-Wagen, auf denen die Gäste jeweils mitfahren können. Eine Anlage, die begeistert

Doch nicht nur die Loks und die Wagen, welche ideale Kompositionen bilden, beeindrucken Gross und Klein. Genauso begeistern all die originalen Prunkstücke vieler Bahngeschichtsjahre wie Signale, Schilder, Uhren, Loren und noch etliches mehr, die das mit viel Enthusiasmus, Ausdauer und Eigenleistung gestaltete und mit verschiedensten Pflanzen geschmückte Gelände des MECE zieren.

Das Wichtigste der 2002 eröffneten und seither stets erweiterten Gartenbahn-Anlage in der Blatten bilden aber die bis heute verlegten rund 2000 Meter Gleise, auf denen die Modelleisenbahnen verkehren. Diese weisen ganz raffiniert zwei Spurbreiten auf, sodass Modelle mit verschiedenen Massstäben darauf ihre reibungslosen Runden drehen können. Und fehlen durfte natürlich der konzentrierte Mann am Stellpult, Ruedi Heeb, nicht, der die Weichen stellte, aber auch mit der Bedienung der Lichtsignale die Zeichen zum Starten oder Stoppen gab und so das ganze Gelände zum Leben erweckte.

Ein bleibendes Erlebnis

Nachdem nun auch der MECE wegen Corona diesen Frühling seinen Betrieb nicht aufnehmen konnte und gleichzeitig die SOB am nördlichen Ende der Anlage ein zweites Gleis baute, war diese Saison das bis anhin einzige Fahrwochenende Anfang September. Umso grösser war die Freude dieser Hobby-Eisenbahner, dass sie am vergangenen Montag ihre Fahrdienste den Egger Kindergärtlern und Schülern, die als Ziel ihrer Stern-Herbstwanderung die Gartenbahn-Anlage in der Blatten gewählt hatten, anbieten durften. Aber auch die Kinder genossen diese Fahrten mit sichtlichem Vergnügen und ihre Augen strahlten vor Glück.

Interessiert lauschten sie auch den Worten von Ernst Kümin, der ihnen auf einer kurzen und anschaulichen Führung durch die Anlage allerlei Spannendes und Wissenswertes mitgab und ihnen die grosse Drehscheibe, die in Echt noch in Arth-Goldau existiert, erklärte.

Das «Mandarinli» von Albert Hungerbühler vermag erstaunlich viel Last zu ziehen. Fotos: Marlies Mathis

Sie hatten genauso viel Spass am Fahrmontag wie die jungen Passagiere, die Mitglieder des Modelleisenbahn- Clubs Einsiedeln, von links: Stefan Casanova, Ernst Kümin, Rolf Gienger, Albert Hungerbühler, Ruedi Heeb, hinten Beat Trinkler.

Die hübsche Dampflok Raetia von Rolf Gienger wird gerade wieder mit Kohle versorgt.

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