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Ein Gletscher im Ybrig?

Ein Gletscher im Ybrig? Ein Gletscher im Ybrig?

Im Gebiet Druesberghütte-Hinterofen-Wannenalp liegen Karrenfelder, Höhleneingänge und ein unterirdischer Gletscher

Am zweitletzten Samstag in diesem sonnigen und trockenen September hat die Schwyzerische Naturforschende Gesellschaft SzNG zu einer Exkursion ins Ybrig eingeladen. Mit viel Engagement und Fachkenntnis stellte Martin Lüthi von der Höhlengruppe Ybrig das Gebiet vor.

CHRISTINE DOERFEL

Die zwanzig Teilnehmenden aus vielen Fachgebieten staunten, dass sich direkt unter den Alpweiden mehrere grosse Höhlen befinden, mit Gängen und fliessendem Wasser. Im Verlauf der Exkursion wird klar, dass das ganze Gebiet durchlöchert zu sein scheint wie ein Emmentalerkäse.

Woher kommt das Wasser?

Der Aufbau des Ybrig-Gebiets besteht abwechslungsweise aus wasserdurchlässigen und wasserstauenden geologischen Schichten, das anhand von Putzschwämmen erklärt wurde. Das Wasser von Regen und schmelzendem Schnee verschwindet schnell durch die porösen Kalkschichten, Dolinen, das sind trichterförmige Senken, und die kurzen Bäche verschwinden einfach im Boden.

Wohin das Wasser fliesst, ist oft ungewiss. Und die Erforschung der unterirdischen Wasserwege der Ybriger Alpen ist schwierig. Im Innern gibt es unzählige Gänge und Senken, die mit Wasser gefüllt sind.

Zum Weiterkommen braucht es dann eine ausgeklügelte Höhlentauchausrüstung, weil es vorkommt, dass man in engen Passagen stecken bleibt – also kein Forschungsgebiet für schwache Nerven, auch nicht für Gfrörlis, denn die Wassertemperatur beträgt ganzjährig fünf Grad Celsius.

Es gibt ihn, den Gletscher!

Die Erforschung des verschwundenen Wassers überlassen wir getrost den Höhlenforschern. In der Wannenalp hat aber auch die Exkursionsgruppe einen Einblick ins Erdinnere bekommen, nämlich in eine Eishöhle. Tatsächlich erkennt man beim Hinunterspähen in etwa zwanzig Metern Tiefe Firn und Eis. Diese Spalte ist mit Tausend Kubikmeter Gletschereis gefüllt. Tatsächlich: es gibt ihn, den Gletscher im Ybrig!

Die Temperatur liegt um null Grad Celsius, auch bei den jetzigen warmen Spätsommertemperaturen. Die Höhle ist seit Längerem bekannt. Sogar die naturforschenden Einsiedler Mönche haben bereits vor mehr als hundert Jahren Untersuchungen zum Verlauf des Wassers auf den Ybrigen Alpen betrieben. Detailliert vermessen und kartiert wurde die Eishöhle von den Höhlenforschern allerdings erst im Jahr 2019.

Im Untergrund Über Hinter Ofen gelangte die Gruppe zum Riedloch. Leider wird das Feuchtgebiet Ried zusehends drainiert, was die seltene Flora zum Verschwinden bringt. Die unterirdisch fliessenden Wasser bleiben jedoch erhalten. So kann man sie in Dolinen und Karstlöchern im Untergrund gurgeln hören.

Und nicht nur hören: Durch ein kleines Schlupfloch konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Exkursion mit einer halben, schraubenziehartigen Bewegung unter die Erdoberfläche gleiten lassen und in einer sich weitenden Spalte mit Stirnlampe einen Blick auf den freundlich plätschernden Bach und die wunderbare unterirdische Welt werfen.

Der Einstieg ins Riedloch. Foto: Christine Doerfel

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