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«Wir spielen eine Mischung von Pink Floyd mit Bob Marley»

«Wir spielen eine Mischung von  Pink Floyd mit Bob Marley» «Wir spielen eine Mischung von  Pink Floyd mit Bob Marley»

Dub Spencer and Trance Hill spielen instrumentalen psychedelischen Dub-Reggae mit Rock- und Trance-Einflüssen. Was andere Bands nur im Studio schaffen, bringt das Quartett live auf die Bühne. Der Bassist Marcel Stalder steht Red und Antwort über ihren Auftritt am Samstag im Mauz Music-Club.

MAGNUS LEIBUNDGUT

Wie kommt es, dass Sie ausgerechnet im Klosterdorf auftreten?

Wir kommen nach Einsiedeln, weil schliesslich Lee «Scratch» Perry im Klosterdorf lebt. Wir wollen unbedingt wieder einmal mit dem Dub-Gott aus Einsiedeln zusammen auf der Bühne stehen (lacht). Spass beiseite: Leider ist die Gage von Lee Perry etwas zu hoch angesetzt, als dass ein Auftritt von ihm realistisch wäre. Vielmehr hat uns André Kälin vom Mauz Music-Club angefragt: Wir waren ja bereits vor zwei Jahren zu Gast im Mauz und haben beste Erinnerungen an das Konzert an jenem Abend in Einsiedeln. Lee Perry fehlt Ihnen also am Samstagabend auf der Bühne im Mauz. Ist Umberto Echo mit von der Partie bei Ihrem Aufritt? Umberto Echo alias Philipp Winter ist so etwas wie unser fünftes Bandmitglied: Als genialer Toningenieur steht er am Mischpult und ist für die Effekte, Geräusche und Echos zuständig. Er sorgt gewissermassen für einen dreidimensionalen Klang in unserer Musik. Leider fehlt uns Umberto Echo am Samstagabend. Aber zum Glück verfügt der Mauz Music-Club ja über beste Haustechniker, die seinen Part übernehmen können. Zudem spielen und produzieren wir alle Effekte selber live auf der Bühne. Was erwartet das Publikum im Mauz am Samstagabend, um 20.30 Uhr? Vom neuen Konzeptalbum «Tumultus II», auf dem Klänge aus dem Alltag in einem antiken römischen Legionslager zu hören sind, spielen wir am Samstag nichts: Dieses Album präsentieren wir an einem Konzert im Vindonissa-Museum, wo wir das neue Werk auch aufgenommen und produziert haben. Dafür spielen wir Stücke aus einem ganz neuen Album, das erst im kommenden Jahr herauskommt: Es ist ziemlich elektronisch geprägt und erinnert von daher an unser Album «Physical Echoes», auf dem chillige Off-Beats bis zu technoid unterlegten Reggae-Riddims zu hören sind. Werden Sie auch Stücke aus früheren Alben spielen? Selbstverständlich. Sicher spielen wir auch Stücke aus unseren Alben, die aus Coverversionen berühmter Stücke anderer Bands bestehen. Aber nicht nur: Viele Presseleute nehmen ja von Grund auf an, dass wir nur Coverversionen in unserem Programm haben. Das mag mit dem Umstand zusammenhängen, dass diese Alben kommerziell am erfolgreichsten waren. Auf sieben von unseren elf Alben sind allerdings Eigenkompositionen aufgenommen worden. Und aus diesen Werken werden wir gleichsam spielen.

Interessanterweise sind Sie ja ursprünglich Jazzmusiker gewesen. Wie sind Sie schliesslich beim Dub gelandet? Vor 17 Jahren ist unter unserer Zürcher WG ein Dub-Keller entstanden: Das war dann die Keimzelle von Dub Spencer and Trance Hill. Vorher habe ich mit vier Kollegen aus der Jazzschule Luzern zusammen in der Formation Kubus gespielt: Wir haben Trip-Hop und Drum and Bass mit Pop und Elementen aus dem Jazz verbunden. Dass ich selber so Gefallen am Dub gefunden habe, hat mit meiner Funktion als Bassist zu tun. Dem Bass kommt im Dub eine wichtige Rolle zu: Er spielt die Melodie und ist vollends prägend für diesen Musikstil. Wie haben Sie die Coronazeit im Jahr 2020 erlebt und verbracht?

Wir hatten Glück im Unglück: Weil wir nicht gerade auf einer grossen Tour unterwegs waren und vielmehr geplant hatten, in dieser Zeit im Studio Stücke aufzunehmen, sind wir mit dem Schrecken davongekommen: Es sind uns vielleicht fünf oder sechs Aufritte im Frühling durch die Lappen gegangen. Deswegen haben wir auch keine Unterstützung für erlittene Einbussen beantragt und erhalten. Verraten Sie uns, wie Sie auf Ihren Bandnamen gekommen sind? Wir Bandmitglieder sind alles Kinder aus den 70er-Jahren: Deswegen waren die beiden Schauspieler Bud Spencer und Terence Hill die Helden unserer Kinderstube (lacht)! Zudem habe ich als kleiner Bub in einem Film von Bud Spencer als Statist mitgespielt: Ich bin eines der vielen Kinder, die Bud Spencer am Anfang des Films «Banana Joe» im Dorf empfangen. Lustig ist ja, dass mir danach mein Grossvater oft erzählte, dass Bud Spencer vor seiner Schauspielerei Jura studierte. Er erwähnte dies als gutes Beispiel dafür, dass man vor einer künstlerischen Karriere lieber einen «richtigen» Beruf erlernen sollte. Diese Ratschläge haben dann bei mir halt doch nichts genutzt und ich bin Musiker geworden, ohne vorher einen «richtigen » Beruf zu lernen (lacht).

Können Sie definieren, welche Musik sich hinter Dub verbirgt? Wir spielen eine Mischung aus Pink Floyd und Bob Marley. Allerdings ohne Gesang des Reggae-Künstlers: Unsere Stücke werden vornehmlich rein instrumental gespielt. Im Dub gibt es künstliche Hallräume, Echoeffekte und Klangmodulationen. Das gibt diesem Musikstil einen psychedelischen Touch. Wir erweitern Dub noch zusätzlich, indem wir Rockund Trance-Elemente hinzufügen.

Hand aufs Herz: Kann man diese Musik nüchtern hören? Ha, das ist eine gute Frage (lacht)! Hier gehen die Meinungen weit auseinander und teilen sich in zwei vollends auseinanderdivergierende Felder. Die einen finden, man müsse diese Musik unbedingt nüchtern hören, weil Dub an sich das Publikum in einen Rausch versetze – mit seinen Effekten, Echos und Hallräumen. In der Tat fährt nur schon alleine der Bass bereits wie eine Droge ein: Weil er in der Lage ist, den Körper ganz zu durchdringen. Andere glauben, dass Kiffen nicht schaden könne, sich erst recht in diese sphärische Klangwelt hineinzubewegen.

Es gibt Anleihen in Ihrer Musik, die Richtung Techno und Goa-Trance tendieren: Könnte Ihr Konzert am Samstag im Mauz in eine längere Tanznacht ausarten? Wir sind ja eine Konzertband und keine DJs: Von daher hat unser Auftritt einen klaren Anfang und ein absehbares Ende. Es geht aber in der Tat weiter nach unserem Konzert: Bis um 2 Uhr in der Nacht wird der DJ Gogo Guru Guru mit Vinyl «alten », souligen Reggae auflegen. So oder so freue ich mich ganz besonders auf den Samstagabend, auf dass es dann Dub Spencer and Trance Hill gelingen möge, das Publikum im Klosterdorf in den Dub-Orbit zu befördern. Inserat folgt.

Dub Spencer and Trance Hill treten am 26. September, um 20.30 Uhr, im Mauz-Music Club, an der Zürichstrasse 38 in Einsiedeln auf. Tickets im Vorverkauf via showticket. ch oder bei Mauz Music-Club, Kreativ Team GmbH und St. Peter Bar

Am Samstag spielen die vier Mitglieder von Dub Spencer and Trance Hill im Mauz Music-Club in Einsiedeln (von links): Philipp Greter (Keyboards), Marcel Stalder (Bass), Markus Meier (Gitarre) und Julian Dillier (Schlagzeug).

Foto: Arthur Haeberli

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