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Maskenhaft

Maskenhaft Maskenhaft

ZWISCHENLUEGETEN 3

MARTHA EMMENEGGER

Zum ersten Mal seitdem Corona unser Leben beschäftigt, fuhr ich wieder mal Zug. Dieser Virus hält nun schon seit März die Welt in Atem. Fürs Auge nicht sichtbar. Sichtbar jedoch sind all die maskentragenden Menschen. Und spürbar ist eine Mischung aus Distanz, Angst, Misstrauen und Abgrenzung. Die Welt ist nicht mehr dieselbe. Und dies aufgrund eines Partikels! Mehr ist ein Virus nämlich nicht, las ich im Internet. Er gilt nicht mal als Lebewesen, da er keinen Stoffwechsel betreiben und ohne die Hilfe einer fremden Zelle keine Chance zur Fortpflanzung hätte. Die Grösse variiert von 120 bis 160 nm. Wissen Sie Bescheid, wenn es um Nanometer geht? Ich wusste nicht. Jetzt schon. Ein Nanometer entspricht einem Millionstel Millimeter.Also 0.000001 mm! Unglaublich. Ein kleinstes «Etwas» ohne Hirn, Herz und Stoffwechsel kann die Menschheit in Angst und Schrecken versetzen. Wäre es nicht Realität, wir alle würden an Science-Fiction denken, nicht wahr?!

Fallzahlenmeldungen gehören zum Alltag. Ich meide sie bewusst und bin keineswegs ängstlich. Ich trage nur Maske, wo gefordert. Dann ohne Murren, aber mit seltsamem Gefühl. Da sass ich also im Zug. Mit Maske aus farbigem Stoff. Wenigstens ein Farbtupfer in kühler Atmosphäre mit «chummernidznöch »-Flair, dachte ich. Alle auf ihr Handy starrend. Stille. Ich, aufgrund ohne Handy, beobachtend und sinnierend. Eine maskierte Gesellschaft. So fühlen sich Frauen mit Gesichtsschleier. Jemandem die Zunge rausstrecken können, ohne dass es die Person bemerkt. Das Wort «maskenhaft» in neuer Interpretation. Und wenn ich ganz ehrlich bin, die Version der «Masken Haft» kam mir auch in den Sinn.

* Martha Emmeneggers, 45, Sinne waren nach 2 Stunden Fahrt nicht nur von der Eigenluft einatmend etwas ge- beziehungsweise betrübt …

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