Wie gehts weiter auf dem Klosterplatz?
Denkmalpflege, Kloster, Bezirk und IG Hindernisfreier Klosterplatz haben sich zu einer Besichtigungsrunde getroffen
Ein Jahr ist es jetzt her, seitdem der Kanton einen Baustopp in Sachen Pflästerung des Klosterplatzes verhängte – weil sich die beteiligten Parteien nicht einigen können. Nun hat Ende August ein Augenschein stattgefunden. Eine alte Variante sorgt dabei für neuen Gesprächsstoff.
WOLFGANG HOLZ
Nicht nur so mancher Einsiedler und so mancher Gastronom freut sich seit Längerem, dass auf dem «Platz im Platz» vor dem Kloster kein Baubetrieb mehr herrscht. Der Platz mit dem Marienbrunnen wirkt einladend für Pilger und Touristen gleichermassen. Es sind sogar schon Stimmen zu vernehmen, die dafür votieren, den «Platz im Platz», der ja zur Hälfte dem Bezirk und zur Hälfte dem Kloster gehört, doch einfach so zu belassen, wie er sich jetzt präsentiert.
Doch der «Platz im Platz» ist nach wie vor nur ein Provisorium. Seit nunmehr einem Jahr. Und die Gretchenfrage, wie denn die Pflästerung des sanierten Platzes künftig aussehen soll, ist nach wie vor nicht beantwortet.
Zwar gibt es seit dem Sommer ein neues, 18-seitiges Gutachten der Eidgenössischen Natur- und Heimatschutzkommission sowie der Eidgenössischen Kommission der Denkmalpflege, das für eine historisch angemessene, sandverfugte Pflästerung des Platzes plädiert (EA 50/2020).
Verhärtete Fronten
Der Regierungsrat, der letzten September den Baustopp aufgrund der Uneinigkeit zwischen den beteiligten Parteien verhängte, hat dieses Gutachten eingefordert. Grund: Für das Kloster und die Denkmalpflege ist eine ungebundene Pflästerung auf dem «Platz im Platz» aus ästhetischen und denkmalhistorischen Gründen zwingend. Die Behindertenorganisation IG Hindernisfreier Klosterplatz und der Bezirk Einsiedeln votierten in Sachen Barrierefreiheit bis jetzt für gemörtelte Wege auf dem «Platz im Platze». Eine ungebundene Pflästerung schränkt bekanntermassen die Bewegungsfreiheit von Gehbehinderten drastisch ein. Bislang sind zwei gemörtelte Zugangswege für Behinderte von den Arkaden zum Marienbrunnen geplant. Politisch entschieden, wie es nun weitergehen soll, ist noch nichts.
Der neue Kompromiss?
Doch nachdem alle beteiligten Parteien besagtes Gutachten studiert haben, fand Ende August ein Augenschein vor Ort statt. Dabei wurde seitens des Klosters eine Variante auf den Tisch gebracht, um Gehbehinderten und Menschen mit Stöcken, Rollatoren und Rollstuhl mehr Barrierefreiheit auf dem «Platz im Platz» zu bescheren.
Sprich: Sieben Regenrinnen, die von den Arkaden bis zum Marienbrunnen führen, die mörtelverfugt gepflästert sind, sollen verbreitert werden. Und zwar von einem Meter auf einen Meter fünfzig.
«Das ist eine der Ideen, die bei diesem Augenschein der beteiligten Parteien diskutiert worden ist», berichtet Heino von Prondzynski, ehrenamtlich beauftragter Projektleiter des Abts für die Klosterplatzsanierung. «Das Kloster möchte, dass der Platz im Platz von allen Menschen genutzt werden kann. Dazu braucht es bestimmt Kompromissbereitschaft. Dafür wird sich das Kloster einsetzen.» Von Prondzynski macht andererseits klar, dass er einen laufenden Prozess nicht kommentieren möchte, «das wäre nicht hilfreich für die Vertrauensbildung. » Wobei er betont, dass sich in Sachen Fertigstellungsdatum des sanierten Klosterplatzes wohl nichts ändern wird.
«Abhängig vom Welttheater werden Bauarbeiten am Platz im Platz erst 2022 ausgeführt werden können. Das Kloster wird den Oberplatz und den Abteihof mit neuen hindernisfreien Wegen bis Ende diesen Jahres abschliessen », so von Prondzynski. Ein Vorziehen der Baumassnahme hänge auch von der endgültigen Lösung ab. «Welche Steine auch immer gelegt werden, sie müssen erst vorbehandelt zur Verfügung stehen. Diese Vorlaufzeit braucht sicherlich mehrere Monate.» Für Bezirk läuft Frist ab Womöglich verzögert sich der politische Entscheidungsprozess zur künftigen Pflästerung des Klosterplatzes so oder so. Denn wie der Landschreiber des Bezirks Einsiedeln, Patrick Schönbächler, gegenüber unserer Zeitung einräumt, läuft für den Bezirk derzeit eine Frist zur Stellungnahme zum Augenschein sowie zum besagten Gutachten ab.
«Diese Frist wird mutmasslich erstreckt. Die Öffentlichkeit würde über eine eingereichte Stellungnahme orientiert werden », so Schönbächler. Denkbar seien zwischenzeitliche, direkte Gespräche zwischen Bezirk und Kloster. Die Bauherrschaft liege ja beim Bezirk und beim Kloster.
«Aufgrund des laufenden und offenen Verfahrens können und möchten wir uns momentan nicht näher zu irgendwelchen Vorschlägen äussern.» Es gebe derzeit noch kein Gesprächsergebnis und auch noch keine Lösung. Beim jüngsten Treffen am Klosterplatz am 20. August habe es sich um einen Augenschein im Rahmen des hängigen Aufsichtsbeschwerdeverfahrens gehandelt, zu dem das Bildungsdepartement eingeladen habe. Eine unendliche Geschichte?
Indes: Nicht nur die beantragte Fristerstreckung für den Bezirk Einsiedeln lässt vermuten, dass es noch eine ganze Weile dauern wird, bis sich auf dem «Platz im Platz» Klosterplatz etwas bewegen wird, was die künftige Pflästerung betrifft, wie Schönbächler bestätigt. «Ein bestimmtes Fertigstellungsdatum wird derzeit nicht anvisiert und lässt sich auch nicht prognostizieren. Es ist absehbar, dass der Kiesplatz noch länger bestehen bleiben wird.» Wie verschiedene Rückmeldungen aus der Bevölkerung zeigen würden, könne man mit einem solchen aber bis auf Weiteres gut leben.
Auch Werner Ruch, der seit Jahren im Rahmen der Interessengemeinschaft für einen hindernisfreien Klosterplatz in Einsiedeln kämpft, lässt keinen Zweifel darüber offen, dass die bereits früher diskutierte, aber wieder verworfene Variante mit den verbreiterten Regenrinnen für Gehbehinderte keine Lösung in Sachen Barrierefreiheit darstelle. «Das einzig neue an der Variante mit den Regenrinnen ist, dass diese etwas verbreitert werden sollen – «um den dahin verbannten Gehbehinderten ein Gefühl von etwas weniger verbannt zu vermitteln».
Platz müsse barrierefrei sein Will heissen: Ein Platz müsse auf seiner ganzen Fläche für alle Menschen gleichermassen nutzbar und folglich mit dem Rollator, Rollstuhl oder Kinderwagen befahrbar sein – ob mit oder ohne Begleitung. «So verlangt es das Gesetz bei einer Erneuerung im geplanten Ausmass.» Die IG Hindernisfreier Klosterplatz Einsiedeln habe dieser Variante deshalb noch nie zustimmen können und werde es auch nie tun können. «Denn der ‹Platz im Platz› ist nicht wie der obere Klosterplatz nur ein Zugang zur Klosterkirche und zum Abteihof, der links und rechts des zwischenzeitlich beeindruckend verwirklichten hindernisfreien Weges im Stile eines früheren Jahrhunderts gepflästert werden konnte», so Ruch. «Der Platz im Platz ist ein Platz!» Laut Werner Ruch sei während des jüngsten Augenscheins auf dem Klosterplatz einzig die Meinung der kantonalen Denkmalpflegerin gefragt gewesen. Das sagt die Denkmalpflegerin
Und was sagt eigentlich die Denkmalpflegerin zu den Gesprächen auf dem Klosterplatz? Nicht viel. «Da es sich um ein laufendes Verfahren handelt, kann ich Ihre Fragen nicht beantworten », lässt Monika Twerenbold, kantonale Denkmalpflegerin, auf Anfrage unserer Zeitung wissen.
«Es ist absehbar, dass der Kiesplatz noch länger bestehen bleiben wird.»
Patrick Schönbächler, Landschreiber, Bezirk Einsiedeln
Schön, aber nach wie vor unvollendet: Der «Platz im Platz» vor dem Kloster Einsiedeln ist nur ein Provisorium aus Kies.
Foto: Wolfgang Holz