Veröffentlicht am

Gefolterte Heimkinder erinnern sich

Gefolterte Heimkinder  erinnern sich Gefolterte Heimkinder  erinnern sich

Bis am 22. September läuft im Einsiedler Kino Cineboxx der Film «Hexenkinder» von Edwin Beeler: von Freitag bis am Sonntag jeweils um 18 Uhr, am Montag und Dienstag um 20.15 Uhr.

Mitg. Anhand von Einzelschicksalen erzählt der Film «Hexenkinder », wie im Namen der Religion in der Schweiz im letzten Jahrhundert zahllose Kinder von ihren Familien getrennt, in Heimen untergebracht und vom Erziehungspersonal beider Konfessionen gequält und missbraucht wurden.

Ihr Schicksal hallt bis heute nach – und erinnert auch an viele Kinder und Jugendliche, die in der frühen Neuzeit der Unholderei bezichtigt, gefoltert und zu ihrem angeblichen Seelenheil oft auch hingerichtet wurden.

MarieLies, ein Mädchen aus dem Kinderheim: Sie sei vom Teufel besessen, eine Sünderin, sittlich verwahrlost. Eingesperrt im Estrich, lässt sie Tierchen über ihre Haut krabbeln, «das kitzelt so schön». MarieLies ist eine gute Schülerin. Die Nonne vom Kinderheim aber meint, ihre schöne Schrift passe gar nicht zu ihr.

Wie uneheliche Kinder in das Heim abgeschoben werden Nach der Schule sucht Pedro, ein ungewolltes Kind, lieber Zucht im Pferdestall, statt ins Heim zurückzukehren. Alles, was ihn betrübt, flüstert er seinem Lieblingspferd ins Ohr. Dann umarmt er es, spürt seinen Atem. Pedro weiss: «Das Pferd versteht mich.» Tiere lügen nie, meint Sergio. Er vertraut ihnen, nicht aber der Heimleitung. Die sagt, seine Mutter sei eine Sünderin, weil sie ihn, ein uneheliches Kind, zur Welt gebracht habe. Zehn Tage nach seiner Geburt wird er ins Heim abgeschoben. Das Heimkonzept ist simpel: «Bete und arbeite! » Auch Annemarie, damals ein Waisenmädchen, erinnert sich: «Immer hat man still sitzen und beten müssen. Zur Strafe musste ich fünfhundertmal schreiben: Ich darf dem hochwürdigen heiligen Herrn Pfarrer nicht ‹Globi› sagen.» Das war 1965.

Schlimmer ist es Katharina ergangen, einem 11-jährigen Mädchen. Es behauptete, es könne Vögel machen. Das sei Teufelswerk, hiess es, sie sei eine Hexe, Gott möge der Kinderseele gnädig sein. Der sündige Mädchenkörper aber müsse zu Asche verbrannt werden. Das geschah im Jahr 1652.

Annemarie Iten-Kälin, Hauptmitwirkende, erzählt von ihrer Kindheit im damaligen Waisenhaus in Einsiedeln, wo sie als Vollwaise acht Jahre lang «zwangsversorgt» und «fremdplatziert» war. Foto: zvg

Share
LATEST NEWS