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Der älteste Ybriger ist ein Bär

Der älteste Ybriger ist ein Bär Der älteste Ybriger ist ein Bär

11’250 Jahre alte Knochen in einer Höhle gefunden

MARTIN LÜTHI

Im hinteren Sihltal wurden schon vor langer Zeit Knochen von Steinböcken, Bären, Füchsen und vielen weiteren Tieren aus verschiedenen Höhlen geborgen. Einige dieser Fundstücke kamen vor hundert Jahren ins Naturalienkabinett des Klosters, andere lagern nun im Staatsarchiv Schwyz. Der älteste davon war ein Knochen von einem Steinbock, der vor 9000 Jahren lebte.

Dazu gesellt sich nun der Unterkiefer eines Bären, dessen Alter von der ETH Zürich auf rund 11’250 Jahre datiert wurde (C14-Alter 9728 +/–30 BP). Höhlenforscher der Höhlengruppe Ybrig fanden diesen und andere gut erhaltene Knochen von verschiedenen Tierarten in einer neu entdeckten Höhle. Der Fundort ist schwer zugänglich und soll vorerst geheim gehalten werden, um die Fundsituation für weitere Untersuchungen zu erhalten.

Der datierte Bär, den man als «ältesten Ybriger» bezeichnen könnte, lebte am Ende der Eiszeit kurz nach Abschmelzen der Gletscher. Das Sihltal war bis vor 15’000 Jahren wie alle Alpentäler komplett mit Gletschereis ausgefüllt. Dass bereits vor mehr als 11’000 Jahren ein Bär in einer Höhe von 1600 bis 1800 Metern lebte, ist einigermassen sensationell. Da diese grossen Allesfresser auf eine üppige Vegetation angewiesen sind, ist anzunehmen, dass damals zumindest kleinere Bäume im Gebiet wuchsen.

Der Ybriger Bär ist nicht ganz allein. Im benachbarten Muotatal wurden von lokalen Höhlenforschern in verschiedenen Höhlen Bärenknochen von teilweise ähnlichem Alter gefunden. Allerdings sind auch dort Funde mit einem Alter von mehr als 10’000 Jahren sehr selten. In einigen Höhlen herrschen durch die stabilen, kühlen Temperaturen und die hohe Luftfeuchtigkeit optimale Lagerbedingungen. Somit tut sich aufmerksamen Höhlenforschern ein einzigartiges Fenster in die Vergangenheit auf.

Nach 11’250 Jahren werden dem Bären zum ersten Male die Zähne geputzt: Sorgfältig wird der Knochen vom klebrigen Höhlenlehm befreit.

Der Zugang zur neu entdeckten Fundstelle ist beschwerlich und verlangt eine gewisse Beweglichkeit. Die Forscher wollen die Fundstelle vorerst noch geheim halten.

Fotos: Martin Lüthi

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