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Vom Wetter her wäre 2020 ein tolles Welttheater-Jahr gewesen

Vom Wetter her wäre 2020 ein tolles Welttheater-Jahr gewesen Vom Wetter her wäre 2020 ein tolles Welttheater-Jahr gewesen

Ironie der Geschichte: Ausgerechnet im Jahr der Corona-Absage hätte auch das Welttheater von ausserordentlich guten äusseren Verhältnissen profitieren können.

VICTOR KÄLIN

Das Welttheater ist nicht nur auf die Gunst des Publikums angewiesen, sondern auch auf die Gunst des Wettergottes. Wie die Verhältnisse bei der nächsten Spielzeit sein werden, weiss niemand. Doch für dieses Jahr kennt man das Wetter.

Der Einsiedler Anzeiger hat während der Zeit zwischen der Premiere (17. Juni) und der Derniere (5. September) an den Aufführungsabenden Buch geführt (siehe Tabelle). Fazit: Hätte das Welttheater in diesem Jahr gespielt werden können, wäre mindestens das Wetter dem Unterfangen gut gesinnt gewesen. Lediglich an zwei Abenden hätte man nicht, oder kaum spielen können. Bei 34 von 36 Aufführungen herrschte hingegen spielbares Wetter. Die Spielquote des Jahres 2020 liegt über jenen der letzten beiden Spielperioden 2013 und 2007.

• Spielquote 2020 94,4 Prozent

• Spielquote 2013 92,7 Prozent

• Spielquote 2007 84,2 Prozent Der Einsiedler Anzeiger fragte Hanspeter Kälin, den Präsidenten der Welttheater Gesellschaft, nach einer Bewertung des Sommers 2020.

Wenn man Ihnen vor der Premiere verspricht, an deutlich über 90 Prozent aller regulären Termine spielen zu können: Würden Sie dann einschlagen? Auf jeden Fall! Ein solcher Sommer gibt der Gesellschaft Sicherheit sowie den Spielern und dem Publikum Motivation. Eine Schlechtwetterperiode hingegen hält die Zuschauer eher ab – trotz des Daches, das wir für die nächste Spielzeit erstmals eingeplant haben. Eine Schönwetterperiode macht das ganze planbarer. Sie haben es angesprochen: Die nächste Spielzeit bringt den Zuschauern erstmals eine gedeckte Tribüne. Inwieweit beeinflusst das Dach eine Durchführung?

Das Dach gewährt den Besuchern höhere Sicherheit und mehr Komfort: Selbst wenn es regnet, kann man die Aufführung im Trockenen mitverfolgen. Wir kalkulieren aufgrund des Daches denn auch mit höheren Zuschauerzahlen. Wir gehen davon aus, dass gerade die wettermässig «unsicheren» Abende besser besucht sein werden.

Der Vorstand ist sich bewusst, damit weiteres Geld in die Produktion zu investieren. Zahlreiche Rückmeldungen haben uns inzwischen bestätigt, dass eine gedeckte Tribüne für die Besucher effektiv ein relevantes Kriterium ist. Und wir als Gesellschaft können damit rechnen, die meisten Aufführungen auch spielen zu können, und weniger vom Wetter abhängig zu sein. Das ist für uns ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor. Das Dach ist jedenfalls die besere Investition als die Wetterversicherung, die wir in früheren Jahren jeweils abgeschlossen haben. Welche Wetterverhältnisse gelten trotz Zuschauerdach als «unspielbar»? Heftiger Dauerregen und orkanartige Winde: Unter diesen Umständen ist die Sicherheit von Besuchern und Spielern, von Tribüne und Spielbühne nicht mehr gewährleistet. Bei leichterem Regen kann man im Regelfall jedoch spielen. Wir müssen einfach vorbereitet sein, die Kostüme bis zur nächsten Aufführung wieder trocken zu kriegen. Wer entscheidet, ob gespielt wird oder nicht? Der Vorstand. Pro Abend ist ein Zweierteam zuständig. Bei ganz unsicherer, unschlüssiger Lage sprechen wir uns mit der künstlerischen Leitung ab. Doch gegen den ausdrücklichen Willen der Regie würden wir ohnehin nicht spielen. Wetterstatistiken sind unwesentlich, solange die Hauptfrage nicht geklärt ist: Wie sieht es aus hinsichtlich der Spielzeit 2021? Wir analysieren die Lage und die neuen Direktiven des Bundes. Wir spielen derzeit sämtliche Szenarien durch, welche durch die Rahmenbedingungen erlaubt sind. Und wir tun dies immer unter dem Grundsatz, 2021 spielen zu wollen und gleichzeitig die Sicherheit von Mitwirkenden und Besuchern gewähren zu können. Wir entwickeln derzeit ein Sicherheitskonzept. Darauf aufbauend berechnen wir die wirtschaftlichen Konsequenzen. Wäre es angesichts der unsicheren Lage nicht konsequenter, bereits jetzt das Welttheater auch für 2021 abzusagen? Es gibt verschiedene Entwicklungen. Mich stimmt zum Beispiel zuversichtlich, dass die Kulturangebote nach dem Lockdown wieder gefragt sind. Die Leute gehen hin. Im August besuchte ich die Schloss-Festspiele in Werdenberg. Dort wurde Bizet’s Oper Carmen als Freilichtinszenierung gegeben – mit Liebesszenen, Chor sowie Orchester mit Blasinstrumenten. Die Vorführung war ausverkauft. Das zeigt mir, was alles möglich sein kann. Und ich hatte nicht den Eindruck, dass die Choreografie coronabedingt gelitten hat.

Wann weiss man mehr, was die Spielzeit 2021 betrifft?

Es ist noch zu früh. Vorstand und künstlerische Leitung werden sich rechtzeitig melden.

«Bessere Investition als eine Wetterversicherung: Präsident Hanspeter Kälin zum Tribünendach.

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