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Das «Triumphirat» von 1930

Das «Triumphirat»  von 1930 Das «Triumphirat»  von 1930

Das grosse Welttheater in kleinen Geschichten: Die ersten 50 Jahre.

Der Einsiedler Alois Kälin war in den Welttheater-Spielzeiten 1930, 1935 und 1937 sowohl administrativ als auch künstlerisch im Einsatz. Im Vorstand der Gesellschaft der Geistlichen Spiele übernahm er das Amt des Aktuars und auf der Bühne die Rolle des Meisters. Sicher meisterte er als Sekundarlehrer auch die Hürden der Orthografie mühelos, aber in einer kurzen «Geschichte des Einsiedler Welttheaters », die in späteren Jahren Teil eines Rückblicks war, unterlief ihm ein kleiner Fehler. Hätte er das Wort damals schon googeln können, hätte Google ihn gefragt: «Meintest du: Triumvirat? » Wahrscheinlich verleitete ihn die Erfolgsgeschichte des Welttheaters dazu, die drei Männer, welche das Spiel 1930 leiteten, als «Triumphirat» zu bezeichnen.

Da Peter Erkelenz, der Regisseur von 1924 und 1925, nicht mehr zur Verfügung stand, musste eine andere Lösung gefunden werden. Wie im alten Rom Cäsar, Pompeius und Crassus 60 v. Chr. das erste Triumvirat bildeten, formierte sich für das Welttheater von 1930 nach Christus ein «Triumphirat» aus Linus Birchler, August Schmid und Eugen Aberer. Dieses Dreierteam war aber offensichtlich kein Dreamteam. Aktuar Alois Kälin hielt fest, dass es «beinahe das Schicksal der geschichtlich bekannten römischen Gebilde dieses Namens» geteilt habe. Er spielte darauf an, dass das Ende des zweiten Triumvirats auch das Ende der Römischen Republik 27 vor Christus bedeutet hatte. «Durch die Gegensätze in der künstlerischen Auffassung und die Tatsache, dass August Schmid gleichzeitig die Tellspiele in Altdorf inszenierte, liess das Welttheater eine einheitliche spielerische Linienführung vermissen.» Die Zeit war also wie im alten Rom auch in Einsiedeln reif für die Monarchie. Als Thronanwärter galt schon bald Oskar Eberle, der die Spiele von 1935 bis 1955 prägen sollte.

Während die Rollenverteilung im «Triumphirat» Birchler, Schmid, Aberer nicht ganz klar schien, gelang es dem Team wenigstens, die Rollenverteilung im Stück zu einer «bedeutenden dramatischen Szene» zu erweitern. Und ein bisschen erinnerte sie nun an das Brotauswerfen an der Einsiedler Fasnacht. Denn auf die Frage des Meisters «Wem soll ich diese Rolle geben?» riefen alle «Mir, mir!»

WALTER KÄLIN

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