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So nicht

Antwort auf den Kommentar im Einsiedler Anzeiger «Landwirtschaft am Scheideweg» vom 1.September

Im EA vom Dienstag, 1. September, werden zwei verschiedene landwirtschaftliche Betriebe in Wort und Bild vorgestellt. Beide Betriebe unterscheiden sich in der Bewirtschaftung voneinander und verdienen mein Lob.

Hingegen Ihr Kommentar Landwirtschaft am Scheideweg muss ich in die unterste Schublade stecken. Sie machen einen Rundumschlag gegen den ganzen Bauernstand und dies bereits zum zweiten Mal und das verdienen wir überhaupt nicht.

Als Bauer im Rentenalter weiss ich, von was ich schreibe. Ich wage auch zu behaupten, dass in unserem Hochtal der Alp und Sihl alle Bauern Sorge tragen zum Boden, und dass sie mit Stolz zu ihren Tieren schauen. Die Bundesbeiträge, sprich Subventionen wie Sie schreiben, sind schon lange auf Ökologie und Biodiversität ausgerichtet. Wussten Sie überhaupt, dass jeder Bauer in der Schweiz 7 Prozent der Betriebsfläche ökologisch bewirtschaften muss und dass in unserem Hochtal weit mehr als 200 Landwirte Betriebe an der ökologischen Vernetzung mitmachen? Wohl kaum, sonst würden Sie nicht einen solch schrägen Kommentar schreiben. Auch wurden fast 400 Brutkästen für seltene Vogelarten und Fledermäuse vom Vorstand des Bauernvereins Einsiedeln hergestellt.

Sie schreiben auch von 40 Milliarden welche die Landwirtschaft kostet, was natürlich komplett falsch ist und mehr als zehnmal über den effektiven Ausgaben liegt. Sie als Redaktor wissen doch, wo Sie die genauen Zahlen einsehen können, dort sehen Sie auch, wie viel der administrative Aufwand kostet, Kontrollen und so weiter. Diese Kontrollbüros und Beamten sind auch in diesem Paket eingeschnürt!

Wir Bauern sind in letzter Zeit zum Prügelknaben der Nation geworden, so auch mit Ihrem Kommentar. Wir setzen zu viel Pestizide ein, setzen mit unseren Kühen zu viel Ozon frei was ja sowieso nicht stimmt und jüngst bewiesen wurde. Die Liste wird immer länger, was wir alles falsch machen. Aber dass unsere Produkte billiger sind als vor 30 Jahren nehmen Sie wahrscheinlich nicht zur Kenntnis. So kann es doch nicht sein, dass der Bauer gut 50 Rappen für 1 Liter Milch erhält, weniger als 1 Liter Mineralwasser!

Sie schreiben auch, dass die Hälfte der Lebensräume und ein Drittel der Tier- und Pflanzenwelt bedroht sei. Hier muss ich Ihnen Recht geben. Aber sind hier auch wieder die Bauern schuld? Schauen Sie einmal ein Foto von unserem Klosterdorf an, wie viel wurde in dieser kurzen Zeit für immer zubetoniert! Man kann das Rad der Zeit nicht aufhalten, aber ein bisschen mehr Objektivität und fairen Journalismus würde auch Ihnen nichts schaden, Herr Leibundgut.

Gerold Birchler (Einsiedeln)

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