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Landwirtschaft wohin

Antwort auf den Kommentar im Einsiedler Anzeiger «Landwirtschaft am Scheideweg» vom 1.September und Antwort auf den Leserbrief von Fabienne Broch vom 1. September

Eigentlich habe ich gedacht, es kann nicht mehr schlimmer werden, nach all den Einschränkungen rund um Corona, der Absage der Chilbi und schlussendlich keine Viehausstellungen, dem schönsten Anlass im Jahr.

Doch weit gefehlt. Mit einer vollen Breitseite gegen die produzierende Landwirtschaft wartete der Einsiedler Anzeiger auf. Schauen wir unseren Betrieb an. Den ganzen Sommer über haben sich rund 15 Schwalbenpaare wohl bei uns gefühlt und wacker für Nachwuchs gesorgt. Die Wieseli haben sich auch schon ins Haus verirrt, als die Haustüre offen stand, ein Falkenpaar kommt regelmässig vorbei und die Fledermäuse fliegen einem um die Ohren, wenn man am Abend auf dem Betrieb nach dem Rechten schaut. Unsere Tiere können das ganze Jahr nach draussen und hatten es eigentlich noch nie so gut wie heute. Wir haben viel investiert in Güllelagerung und Tierwohl, obwohl sich die Preise für unsere Produkte in den letzten 25 Jahren zum Teil halbiert haben.

So wie bei uns sieht es auf vielen Betrieben in der Region aus. Als ich vor 45 Jahren meine Lehre als Landwirt begann, da war ich stolz, so einen schönen Beruf lernen zu können. Das war einmal. Es kann doch nicht sein, dass in einer seriösen Zeitung so viel Unwahrheiten verbreitet werden. Die Region Einsiedeln ist eines der Gebiete mit dem höchsten Anteil Biodiversitätsflächen samt Vernetzung in der ganzen Schweiz. Ohne eine Unmenge von Formularen und Auflagen zu erfüllen gibt es überhaupt keine Direktzahlungen und ganz sicher nicht die 40 Milliarden für die Landwirtschaft.

Zum Leserbrief von Fabienne Broch. Wo sind wir, wenn wir uns nicht mehr über eine Kuh freuen können, die 100’000 Kilogramm Milch gegeben hat. So sind es nicht 2000 Bullen, die permanent abgesamt werden, sondern um die 50 zweimal wöchentlich. Wenn ich an die vielen Unfälle mit Stieren denke, bin ich dankbar um die KB Organisationen. Nur weil etwas in der NZZ steht, heisst es noch lange nicht, dass es stimmt. Dass wir aus einer grossen Auswahl an verschiedenen Stieren auswählen können, ist nur positiv und trägt zu einer breiten Vererbung bei. Wenn überhaupt Soja gefüttert wird, dann höchstens Sojaschrot, ein Abfallprodukt, nachdem das Sojaöl gewonnen wurde und sonst entsorgt werden müsste.

Einen Lichtblick habe ich aber noch. Schon bald gehöre ich zur Gruppe der Rentner und dann muss ich mich nicht mehr überall rechtfertigen und das Geld kommt ohne grossen Papierkrieg. Josef Schönbächler Buchsbaum Willerzell

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