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Kapelle soll nicht verschoben werden

Kapelle soll nicht verschoben werden Kapelle soll nicht verschoben werden

Widerstand gegen älteres Sanierungsprojekt der St.-Gangulf-Kapelle, das den Standort des denkmalgeschützten Gebäudes verändern will

Fast 1000 Jahre hat die St.-Gangulf-Kapelle auf dem Buckel. Bekanntlich will ein neuer Spenderkreis das denkmalgeschützte Gebäude in den nächsten Jahren von Grund auf renovieren. Doch eine Forderung steht noch im Raum.

WOLFGANG HOLZ

Das älteste Gebäude des Bezirks Einsiedeln – die 1031 unter Abt Emrich gebaute St.-Gangulf- Kapelle auf der Brüelwiese – wird in den nächsten Jahren gründlich restauriert. Dafür hat das Kloster Einsiedeln und insbesondere der jüngst neu gegründete Abt-Eberhard-Gönnerkreis (AEGK) grünes Licht gegeben. Die Gelder für die Kosten von rund einer Million Franken für das steinalte Gotteshaus, historisch gesehen die letzte Betstation der Pilger, die durch die Kapelle marschierten, bevor sie der Schwarzen Madonna huldigten, sind laut Heino von Prondzynski bereits zugesagt.

Wobei der Startschuss für die Sanierung erst in einigen Jahren fallen wird – angedacht ist 2023/2024, wie der Präsident der Vereinigung der Freunde des Klosters Einsiedeln erklärt. Grund: Für die Klosterwerkstätten herrschen derzeit angesichts der noch nicht fertigen Klosterplatzsanierung sowie des anvisierten Umbaus des Pilgergästebereichs im Klosters wichtigere Prioritäten (EA 68/2020). Doch nicht nur steht die St.-Gangulf- Kapelle derzeit in der Warteschleife der Restaurationsvorhaben. Es hängt auch noch das Damoklesschwert eines älteren Sanierungsprojekts über dem fast tausendjährigen, denkmalgeschützten Sakralbau.

Altes Projekt kursiert Denn es gibt ein Papier zu einem «Projekt St.-Gangulf-Kapelle Ensiedeln », das gut drei Jahre alt ist. Der Initiator ist darauf nicht mit Namen vermerkt. Vermerkt ist allerdings, dass das Projekt zum einen die Gangulfkapelle Besuchern wieder zugänglich machen soll. Zum anderen soll das historische Kirchlein «innen und aussen sanft renoviert» werden – bei einer «groben Kostenschätzung » von rund 600’000 bis 800’000 Franken. Finanzieren soll dies eine noch zu gründende Stiftung und ein Gönnerverein. Last, but least – «soll die Kapelle 25 bis 30 Meter weg von der Etzelstrasse Richtung Osten verschoben werden» – besagtes Damoklesschwert. «Ich weiss von keinem Projekt von 2017. Es ist nie an die Freunde herangetragen worden», sagt Heino von Prondzynski, der gleichzeitig auch Mitglied im dreiköpfigen Vorstand des neu gegründeten AEGK ist. Wie gesagt, jener Gönnerkreis, der bereits zur Finanzierung verschiedener Klosterprojekte bereit steht – auch zur Sanierung der St.-Gangulf- Kapelle.

Stein des Anstosses

Der Hauptkritikpunkt von Prondzynski richtet sich indes gegen die vorgebrachte Absicht, das historische Gebäude verschieben zu wollen. «Die St.-Gangulf-Kapelle befindet sich seit fast 1000 Jahren an diesem Ort. Die damaligen Erbauer hatten sicher einen guten Grund, sie genau dort hinzubauen », sagt von Prondzynski. Er persönlich lehne eine Verschiebung ab. «Auch die mir bekannten möglichen Spender für die beschlossene Restaurierung der Kapelle werden ihr Geld nur für ein Projekt geben, welches das Gotteshaus dort belässt, wo es seit 1000 Jahren steht.» Es sei den Spendern auch wichtig, dass die Kapelle wieder für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird, macht von Prondzynski klar. Auch spiele die Verlegung von St.-Gangulf im Projekt der Vereinigung der Freunde des Klosters keine Rolle. Das Kloster Einsiedeln ist ja die Eigentümerin der St. Gangulf-Kapelle, «Und die Denkmalpflege hat mir gegenüber bestätigt, dass eine Verlegung für das älteste Gebäude des Bezirks Einsiedeln nicht in Frage kommt», so von Prondzynski. «Das ist eine Aussage, die ich voll teile.» Wenn man sich Leitsätze der schweizerischen Denkmalpflege anschaut, wird klar, dass «Denkmäler nicht versetzt werden sollen. » «Translokationen», also «das Verschieben bzw. der Abbau und Wiederaufbau von Bauten an einem anderen Ort» wäre ausschliesslich in Extremfällen möglich – wenn die Erhaltung eines wichtigen Denkmals nicht anders möglich wäre. Doch davon kann im Fall der St.-Gangulf-Kapelle nicht die Rede sein.

Die St.-Gangulf-Kapelle grenzt lediglich unmittelbar an die Etzelstrasse. Könnte dies der Hintergrund für die gewünschte Verlegung des Kirchleins sein? Heino von Prondzynski vermutet dies. «Anstatt die Kapelle zu verlegen, würde ich eher anregen, die Etzelstrasse an dieser Stelle zu verengen, um damit St. Gangulf mehr Platz einzuräumen und um die Strasse aufgrund ihrer Lage an der Schule und am Sportplatz in eine Tempo-30-Zone umzuwandeln », schlägt der Präsident der Freunde vor. Auch wenn es einen Fussweg auf der einen Strassenseite gebe, seien dort alle Altersgruppen von Kindern auf dem Schulweg. Von Prondzynski: «Der Schutz dieser Kinder sollte für den Bezirk wichtig sein.» Keine Tempo-30-Zone Die Etzelstrasse ist eine Bezirksstrasse. «In diesem Bereich ist bis jetzt kein Ausbaubedarf festgestellt worden. Die Strasse grenzt in diesem Bereich nicht an eine Wohnzone und verfügt über ein Trottoir», sagt Ariane Schaffer, Leiterin Kommunikation des Bezirks Einsiedeln. In wenigen Jahren wird die Etzelstrasse allgemein saniert.

Eine Tempo-30-Zone kommt aber für die Etzelstrasse kaum in Betracht. «Die Strasse ist eine Basiserschliessungszone bzw. eine wichtige Zufahrtsachse bis zum Grossen Herrgott und in weiten Teilen nur einseitig bebaut», so Schaffer. Auch dies sei ein entscheidendes Kriterium, dass Tempo 30 weniger in Frage komme. «Aufgrund der übersichtlichen Verhältnisse besteht im Moment kein Handlungsbedarf.»

«Die Denkmalpflege hat mir gegenüber bestätigt, dass eine Verlegung nicht in Frage kommt.»

Heino von Prondzynski

St.-Gangulf-Kapelle: Dass sie so nahe an der Etzelstrasse liegt, gefällt nicht allen. Foto: Wolfgang Holz

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