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Alpiner Profit

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ZWISCHENLUEGETEN 3

ERNST FRIEDLI

Kürzlich sind Klärli und ich bei einer Wanderung um die lokalen Hausberge an einer Alpwirtschaft vorbeigekommen. Nach dem Anstieg waren wir beide in ein leichtes Flüssigkeitsdefizit geraten, welches wir nicht vergrössern wollten.

Wir fanden auf der Karte Getränke und Speisen, konzentrierten uns aber auf die (natürlich alkoholfreien) Getränkeliste. Unter der Rubrik «Mineralwasser offen» fanden wir nebst Rivella, Citro, Henniez, Cola und Apfelschorle auch das Getränk «Hahnenwasser », welches in einem Glas von 30 cl zum Preis von Fr. 3.50 ausgeschenkt und bei einem grösseren Glas von 50 cl mit Fr. 5.- verrechnet wird. Da dachten wir an ein Missverständnis und begannen nachzurechnen, ob da nicht zum Beispiel ein Kommafehler vorliegen könnte. Denn bei einem Trinkwasserpreis von durchschnittlich Fr. 2.- pro 1000 Liter kostet ein halber Liter davon ab Leitung 0.1 Rappen, also praktisch nichts. Die Rendite dieses alpinen Hahnenwassers beläuft sich also auf Fr. 4.99, was prozentual ausgedrückt 4990 Prozent bedeutet.

Klärli meint, wir sollten den Wirt besser nicht fragen, weil er sonst vielleicht uliidig werden könnte. Deshalb habe ich dann ohne Nachfrage und zum gleichen Preis einen halben Liter Citro und 50 cl Apfelschorle bestellt. Auf dem Heimweg haben wir darüber gesprochen, was der Grund für diesen Wasserpreis sein könnte. Klärli meinte, vielleicht werde es in einem einst gewonnenen Alp-Pokal oder einem erschossenen Zinnbecher serviert. Nächstes Mal bestellen wir eines.

* Ernst Friedli, 64, seit Jahren verheiratet mit Klärli, geborene Schönbächler. Nichtraucher und Sachbearbeiter im Rathaus, steht unter Amtsgeheimnis. Macht sich in der Freizeit Gedanken zur Weltlage und wundert sich über Margengestaltung im alpinen Raum.

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