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Es gibt immer wieder Neues zu entdecken

Es gibt immer wieder Neues zu entdecken Es gibt immer wieder Neues zu entdecken

Wir blicken hinter die Türen der beeindruckenden Kirche in Rothenthurm

Die dem heiligen Antonius geweihte Pfarrkirche von Rothenthurm ist eine der grössten und schönsten im Kanton Schwyz.

ALBERT MARTY

Sie wird von vielen Durchreisenden besucht, aus kulturellen Gründen aber auch als Ort der Kraft und Stille. Die Kirche ist auch geschichtlich sehr interessant. Es gibt immer wieder Neues zu entdecken, so auch die Aussage von Ortspfarrer und Seelsorger Erich Camenzind. Die Grundsteinlegung erfolgte 1873. Wegen der finanziellen Probleme dauerte es bis zum Sommer 1892, bis die neue Kirche provisorisch bezogen werden konnte. Eingeweiht wurde das Gotteshaus erst am 11. November 1940. Die Sakristanin Barbara Amstutz begleitete mich durch das Gotteshaus und gab Auskunft zu all meinen Fragen. Seit zehn Jahren ist sie leidenschaftlich Sakristanin in Rothenthurm. Sie geniesst die Stille und Ruhe in der Kirche. Es ist ein Heimkommen, wenn sie zur Arbeit geht, berichtet Barbara Amstutz.

Die Pfarrkirche Sankt Antonius von Rothenthurm hat zehn massive Eingangs- und Abschlusstüren in Eiche, drei normale Abschlusstüren, drei Falltüren zum Estrich, Glockenstuhl und Turmkeller sowie Eingangstüren zum Kirchenkeller. Weiter hat es drei tresorartige Einbauschränkli mit Eisentürli sowie im Hochaltar Tabernakel und Aussetzungsnische. Für die Öffentlichkeit sind nur das Hauptportal und die Seitentüren täglich von etwa 6.30 bis 21 Uhr geöffnet. Die Türen zum Kirchenkeller und Turm werden nur zu bestimmten Anlässen geöffnet.

Der Kronleuchter war ursprünglich im Kloster Das reichlich geschnitzte, schwere Hauptportal, bestehend aus zwei Türflügeln in massiver Eiche, besitzt neben kraftvollen Schnitzereien geschmiedete Eisenbeschläge. Die Flügel zeigen unter anderem die vier Evangelistensymbole (im Uhrzeigersinn, Engel für Matthäus, Adler für Johannes, Stier für Lukas und Löwe für Markus).

Wenn man durch das Hauptportal in die Kirche kommt, staunt man erst einmal über das übergrosse und festliche Kirchenschiff. Die farbigen Scheiben aus der Tiroler Glasmalerei aus Innsbruck und der gewaltige Kronleuchter aus Messing, mit den Dimensionen von 5 Metern in der Höhe und 4 Metern im Durchmesser, 96 Lichtstellen und 1,2 Tonnen schwer, gestalten den Innenraum. Der grosse Kronleuchter ist eine Stiftung von Napoleon III. und seiner Mutter Hortense, 1865 an die Klosterkirche Einsiedeln. In Einsiedeln wurde er im Jahre 1953 als unpassend entfernt. Er gelangte später in Privatbesitz und wurde schliesslich der Pfarrkirche Rothenthurm als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt.

Leib Christi im Tabernakel Der Chor wird bereichert durch den reichlich ausgestatteten und wertvollen Hochaltar sowie durch die Chorscheiben aus der königlich-bayerischen Hofglasmalerei in München.

Im Mittelteil des Hochaltars ist der Tabernakel und darüber die Aussetzungsnische. Der Tabernakel (lateinisch tabernaculum «Hütte, Zelt») ist in römisch- katholischen Kirchen die Bezeichnung für den Aufbewahrungsort der in der Eucharistiefeier gewandelten Hostien, die nach katholischer Lehre Leib Christi sind und bleiben.

Das Allerheiligste (Hostie) wird in einem Ziborium (Messkelch mit Deckel) aufbewahrt. Wenn sich das Allerheiligste im Tabernakel befindet, brennt in der Nähe das ewige Licht. Der Tabernakel ist verschlossen und wird in der Regel nur durch den Priester geöffnet. Die Aussetzungsnische, ebenfalls verschlossen, ist für die Monstranz bestimmt und wird nur noch gelegentlich bei der Anbetung benutzt.

Weitere tresorartig verschlossene Wandeinbauschränke befinden sich in der Sakristei und beim Taufstein. Hinter den verzierten Eisentürchen befindet sich das heilige Öl für die Krankensalbung, Chrisam für die Taufe und die dazugehörigen Gefässe.

Praktischer Keller Die übergrosse Pfarrkirche ist auf der ganzen Länge unterkellert. Dies dient zur Überbrückung des grossen Niveauunterschiedes vom Bahnhof zur Hauptstrasse. Bis Ende der 60er-Jahren wurden Lebensmittel – Kabis, Gummel und Öl – von der Eidgenössischen Kriegsvorsorge eingelagert. Heute wird der Keller nur noch gelegentlich für spezielle Anlässe benützt. Unter anderem findet jährlich der Hobby- und Handwerkermarkt des Kulturvereines Rothenthurm statt (2020 abgesagt). Der Haupteingang zum Keller ist auf der Seite des Bahnhofs. Vom Kirchenplatz aus sind zwei seitliche Eingänge beim Vorzeichen.

Ein mystischer Keller ist beim Turm,mit Zugang zum Chor durch die Eichentüre rechts. Durch eine unscheinbare Boden-Falltür öffnet sich ein etwa sieben Meter tiefer Keller. In dem zweigeschossigen Raum befinden sich Formen und Negative aus Gips, für die Säulen und Kapitelle von der Bauzeit. Der Turmkeller war für viele bisher unbekannt, er kam erst bei der Renovation 1993/1994 wieder zum Vorschein. Er wird auch weiterhin verschlossen bleiben.

Der Estrich ist zugänglich durch zwei Falltüren von der Sakristei aus. Im Estrich sind Gegenstände aus der Bauzeit, Teile der anfänglichen Petrolbeleuchtung, Karfreitagsaltar, alte Messgewänder, Prozessionsfahnen und vieles mehr. Unter dem Dachstuhl ist ein Durchgang zum Turm. Durch eine Falltür steigt man zum Glockenstuhl, zu den fünf Glocken und weiter zur Turmuhr. Für den letzten Teil zur Turmspitze führt eine Leiter. Der Zugang ist verschlossen und ist nur mit einer Führung möglich.

Der Kirchenkeller wird ab und zu für Veranstaltungen genutzt.

Allein das Rothenthurmer Kirchendach ist ein einmaliges Kunstwerk.

Wenn man in die Kirche kommt, staunt man erst einmal über das grosse Kirchenschiff.

Blick in den Turmkeller. Fotos: Albert Marty

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