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Gemeinden drücken Asylanten weg

Unterschiedliche Betreuungs- und Wohnsituationen in Schwyzer Gemeinden

Gemeinden und Bezirke stehen bei der Integration gut da. Es gibt aber auch schwarze Schafe.

ANDREAS SEEHOLZER

Der Bund unterstützt Kantone und Gemeinden im Asylbereich nur befristet: Flüchtlinge während fünf Jahren und vorläufig Aufgenommene während sieben Jahren. Ende 2020 und 2022 werden damit die Flüchtlinge und vorläufig Aufgenommenen der grossen Flüchtlingswelle von 2015 in die finanzielle Zuständigkeit der Gemeinden übergehen. Dann wird sich zeigen, welche Gemeinden ihre Hausaufgaben gemacht haben. Eines lässt sich jetzt schon sagen: Die Gemeinden, die ihre Hausaufgaben kaum oder nicht gemacht haben, verzeichnen nun höhere Kosten. Dies zeigt eine Umfrage des «Boten der Urschweiz » bei allen Schwyzer Gemeinden.

In Integration investieren

Der Bund hat in den vergangenen Jahren über die Kantone massiv in die Integration investiert. Dazu ein paar Zahlen: 2013 wurden im Asylwesen 250’000 Franken für Deutschkurse aufgewendet. Zwei Jahre später betrugen die Investitionen rund eine Million Franken. Noch grösser fallen die Investitionen der Abteilung Integration an: «Es war abzusehen, dass die meisten bleiben werden, daher hat man die erhöhten und zweckgebundenen Bundesgelder gezielt in die Ausbildung investiert», so Fiona Elze vom kantonalen Asylbereich. Man habe die Pflichtlektionen verdoppelt und alle unter 25-Jährigen in die Intensivkurse geschickt, Förderklassen und Integrative Brückenangebote finanziert. «Der Kanton begleitet 78 Lehrlinge, und einer davon hat bei uns im Amt eine Bürolehre angefangen.» Daher ist es wichtig, dass Gemeinden und Kanton bei der Integration in die gleiche Richtung ziehen. Die konkrete Integration findet in den Gemeinden statt. So steht es auch im Gesetz. Der Kanton kann zwar mit Sprachkursen, Job-Coaching und Integrationsprogrammen die Gemeinden unterstützen, aber er kann ihnen nicht die Integration abnehmen. «Die meisten Gemeinden sind auf Kurs», so Fiona Elze.

Bei den Gemeinden gibt es Drückeberger Im Kanton Schwyz gibt es aber Gemeinden, die weniger als andere in die Integrationsarbeit investieren. Oder anders gesagt: Es gebe schon die eine oder andere Gemeinde, die nach dem Prinzip «toll, wenn es ein anderer macht» unterwegs sei, so Elze. Auch gebe es einzelne Sparfüchse, die immer wieder für Überraschungen gut seien.

Wenn zum Beispiel die Gemeinde Wangen in ihrer Antwort zur Umfrage schreibt, dass «fast alle arbeiten oder wegziehen », weist dies wohl auf eine eher schlechte Situation hin. Dasselbe muss auch von Altendorf angenommen werden, wenn die Gemeinde schreibt, dass auf «kein Wohlfühlprogramm» gesetzt werde. Altendorf rechnet übrigens mit «keineswegs nennenswerten Kosten», die durch ausfallende Bundesgelder entstehen.

Lieber über die Guten sprechen Und wie sieht der Kanton die Problematik mit dem «Wegdrücken »? «Es macht keinen Sinn, hier um den heissen Brei herumzureden, es gibt solche Fälle», sagt Elze. Negative Beispiele will sie aber keine nennen. Laut ihr überwiegen die guten Beispiele wie Schübelbach, Lachen, Einsiedeln, Tuggen, Schwyz und Arth, um einige zu nennen. Schübelbach und Arth verfügen über guten und günstigen Wohnraum und sind daher Zieldestinationen von Flüchtlingen, die von einer Zuweisungsgemeinde wegziehen möchten. Arth, Schwyz und Küssnacht haben einen zusätzlichen Job-Coach eingestellt, der Erwachsene beim Einstieg in den Arbeitsmarkt unterstützt. Rothenthurm hat seinen administrativen Aufwand reduziert und deshalb mehr Ressourcen für wichtige Betreuungsaufgaben. Auch die Höfner Gemeinden, Reichenburg und Muotathal setzen auf Betreuung.

Ingenbohl hat mit den Bau einer Unterkunft für gute Rahmenbedingungen gesorgt. «Der stärkste Anstieg der Kosten wird im Jahr 2023 erwartet», heisst es aus der Gemeinde Ingenbohl. «Für 2021 werden Mehrkosten von 150’000 Franken einkalkuliert. » Fast so hohe Kosten erwartet man in der kleineren Gemeinde Unteriberg, nämlich 120’000 Franken. Im Vergleich dazu fallen die zusätzlich erwarteten Kosten in Lauerz mit 32’000 Franken eher gering aus. Auch Steinerberg geht von «einer leichten Erhöhung » aus.

Und schliesslich gibt es auch noch Gemeinden, die sich gar nicht mit der Thematik befasst haben: Da der Kanton in Morschach ein grosses Durchgangszentrum betreibe, «werden unserer Gemeinde keine Personen zugewiesen». Vorläufig Aufgenommene mit höherer Erwerbsquote Ausserdem seien die Flüchtlinge nicht immer eine einfache Kundschaft, und den einen oder anderen «würde man gerne nach Hause schicken», so Elze. Schaut man die Zahlen des Bundes an, dann fällt auf, dass der Anteil der Erwerbstätigen bei den Flüchtlingen tiefer ist als bei den vorläufig Aufgenommenen. Das hat zwei sich ergänzende Gründe.

Erstens handelt es sich um zwei verschiedene Zeitrahmen: Bei Flüchtlingen sind es fünf, bei den vorläufig Aufgenommenen sieben Jahre. Zweitens ist der Anreiz für vorläufig Aufgenommene höher, sich beruflich zu integrieren. Denn «Flüchtlinge erhalten dieselbe wirtschaftliche Sozialhilfe wie die Schweizer. Das hat völkerrechtliche Gründe. Aber man sollte sich schon die Frage stellen, ob die Flüchtlinge nicht zu viel und die vorläufig Aufgenommenen nicht zu wenig erhalten», so Elze.

Dies zeigt sich an den aktuellen Zahlen zum Kanton Schwyz (siehe Box): Die Erwerbsquote ist bei den Flüchtlingen mit 39,2 Prozent deutlich geringer als bei den vorläufig Aufgenommenen mit 45,5 Prozent.

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