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«Der Entscheid des Bundesrates stimmt mich fürs Welttheater zuversichtlich»

«Der Entscheid des Bundesrates stimmt mich fürs Welttheater zuversichtlich» «Der Entscheid des Bundesrates stimmt mich fürs Welttheater zuversichtlich»

Dank der neuesten Lockerungsschritte für öffentliche Veranstaltungen stehen die Chancen für eine Welttheater-Aufführung im kommenden Jahr gut. Sagt Präsident Hanspeter Kälin.

VICTOR KÄLIN

Am 19. März 2020 beschlossen Vorstand und künstlerische Leitung die Verschiebung des Spiels auf das Jahr 2021. Wie ist der Stand fünf Monate später? Angesichts der Entwicklung ist definitiv klar, dass der damalige Entscheid zum richtigen Zeitpunkt kam und der einzig richtige war. Wie alle hofften auch wir auf eine rasche Rückkehr zur Normalität – was leider nicht der Fall war.

Erst der vorgestrige Mittwoch brachte mit den aktuellsten Entscheiden des Bundesrates zur Aufhebung der 1000er-Grenze Neuigkeiten, die für das Welttheater signifikant sind. Wie stark in Stein gemeisselt ist Ihrer Meinung nach diese Lockerung?

Ich gehe nicht davon aus, dass in einem den nächsten Monaten bereits ein Dementi erfolgt. Das wäre fahrlässig allen Veranstaltern gegenüber – ob nun Sport oder Kultur. Auch diese brauchen eine gewisse Planungssicherheit. Im Hinblick auf die Spielzeit 2021 stimmt mich der neueste Bundesratsentscheid zuversichtlich. Und das drohende Gespenst eines erneuten Lockdowns? Persönlich bin ich der Meinung, dass es selbst bei einer erneuten Verschärfung der Lage zu keinem zweiten Lockdown mehr kommen wird. Europa hatte bisher keine Erfahrungen mit einer solchen Epidemie gemacht. Seit dem März haben die zuständigen Stellen Erfahrungen gesammelt und lassen sich kein zweites Mal auf dem falschen Fuss erwischen. Gerade für einen Anlass wie das Welttheater, der sich über Wochen und Monate erstreckt, wirken sich die neuen Massnahmen des Bundesrates positiv aus. Die Planung bleibt dennoch offensichtlich schwierig. Der Welttheater-Tag vom 5. September ist abgesagt worden mangels geeigneter Informationen. Was hätte am 5. September denn nicht gesagt werden können?

Der 5. September wurde damals eher aus emotionalen Gründen als «Re-Start», ein Jahr nach dem Welttheatertag gewählt. Aufgrund der aktuellen Situation war das zu früh. Denn noch immer fehlen uns wesentliche Antworten – zu den Rahmenbedingungen, zur Strategie, zum Massnahmenkatalog und zum Terminprogramm.

Wir müssen erst die neuesten Entscheide des Bundesrates analysieren und auf das Welttheater übertragen: Was ist ab wann in welchem Umfang und mit welchen Massnahmen möglich? Eine solide Auslegeordnung braucht seine Zeit. Der 5. September wäre definitiv zu früh gekommen. Erst seit vorgestern wissen wir, was theoretisch wieder möglich sein wird. Wie lange kann man mit der Information, respektive dem Neu-Start zur Produktion denn zuwarten?

Es gibt unterschiedliche Etappen. Für den Spätherbst erwarte ich den Start zum Vorverkauf sowie eine Auslegeordnung zur Zahl der Mitwirkenden. Ebenfalls im Spätherbst sollten Castings und eventuell gar erste, gezielte Proben anlaufen. Ich bin mir bewusst, dass wir zu diesem Zeitpunkt allenfalls noch immer keine letzte Sicherheit haben, das Spiel 2021 tatsächlich auf die Bühne bringen zu können … Wann kommt der entscheidende Moment? Der letztmögliche Entscheid über die Durchführung wird im schlechtesten Fall erst im Frühjahr 2021 gefällt werden können – bevor wir die grossen Ausgaben für die Infrastruktur generieren. Seit März dieses Jahres versuchen wir, so viel wie notwendig und so wenig wie möglich auszugeben.

Gibt es eine Diskussion, ob man das Stück oder die Inszenierung ändern soll, sicherheitstechnisch quasi Corona-kompatibel zu machen – was das auch immer heissen mag?

Was die Sitzplätze betrifft, ist die Kalkulation einfach: Da die Spielzeit nicht verlängert werden kann, sind wir auf die 2300 Plätze angewiesen. Wir können das Fassungsvermögen zwar reduzieren und die Abstände vergrössern, doch dann bräuchten wir eine 100-prozentige Auslastung. Und das wäre blauäugig.

Und die Probensicherheit?

Wir klären jetzt erst einmal ab, was möglich ist und welche Massnahmen nötig sind. Die Sicherheit der Mitwirkenden ist das oberste Gebot. Die Weisungen des Bundes zu missachten, ist kein gangbarer Weg für uns. Welchen Spielraum haben Vorstand und künstlerische Leitung überhaupt?

Bei den Rahmenbedingungen sind wir abhängig von den Weisungen des Bundes und des Kantons. Was das Spiel betrifft, sind wir autonom. Der Vorstand jedenfalls ist der Ansicht, dass im kommenden Jahr das vorliegende Stück aufgeführt werden soll – was nicht ausschliesst, dass es in Text und Inszenierung diese oder jene Anpassung geben kann. Aber es gibt ganz sicher kein «kleines Welttheater ». Eine erneute Verschiebung auf 2022 kommt für Sie «eher nicht infrage», liessen Sie vor einer Woche in dieser Zeitung verlauten. Was hat es mit dieser Aussage auf sich? Wenn wir im Frühjahr 2021 noch immer nicht wissen, wo wir mit dem Coronavirus stehen, dann wissen wir es wahrscheinlich auch ein Jahr später noch nicht. Die Welttheatergesellschaft kann sich, ohne zu spielen, allerdings keine weiteren Zusatz-Investitionen leisten. Sodann braucht es eine «absolute Sicherheit».

2024 feiert die Welttheatergesellschaft ihren 100. Geburtstag …

Im Jubiläumsjahr werden wir «ganz sicher etwas machen». Sollten wir 2021 nicht spielen können, wird eine Spielzeit 2024 durchaus zur Option. Ansonsten gibt es im Jubiläumsjahr etwas anderes. Im Mai sprachen Sie in dieser Zeitung von zusätzlichen Corona- Kosten von 750’000 Franken. Hat sich diese Zahl erhärtet?

Ja, sie bewegt sich noch immer ungefähr auf diesem Niveau. Welche Unterstützung gibt es für die Welttheater-Gesellschaft?

Wir haben zwei verschiedene Gesuche eingereicht. Eines für die Kurzarbeitsentschädigung, welchem relativ rasch entsprochen wurde. Ein weiteres Gesuch stellten wir zulasten des Hilfspaketes für Kulturveranstaltungen. Obwohl ein Entscheid erst für den Monat September angekündigt wurde, bin ich überzeugt, dass das Welttheater Anspruch auf eine Entschädigung hat. Somit können unsere Zusatzkosten reduziert werden. In welcher Höhe ist allerdings ungewiss.

Kann sich die Welttheatergesellschaft überhaupt einen zweiten Lockdown «leisten»? Nein. Darum müssen wir die neue Ausgangslage seriös analysieren und die richtigen Schlüsse ziehen. Und ich wiederhole: Das braucht seine Zeit. Ihre persönliche Meinung Stand Mitte August: Findet das Welttheater 2021 statt? Ich bin grundsätzlich ein Optimist – was man als Präsident der Gesellschaft auch sein muss. Der Vorstand und ich sind trotzdem nicht blauäugig. Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst. Spielen wir 2021 in Einsiedeln?

Wenn nicht noch etwas Gravierendes passiert, bin ich überzeugt, dass wir im kommenden Jahr das Welttheater spielen werden.

Seit den neuesten Lockerungsschritten des Bundesrates wieder zuversichtlicher: Welttheater-Präsident Hanspeter Kälin. Foto: Victor Kälin

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