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Klosterplatz

LESERBRIEFE

Denkmalpflege ist keine exakte Wissenschaft. Obwohl eine gesetzliche Grundlage besteht, ist die Frage, wie mit dem vorhandenen Entscheidungsspielraum umgegangen wird, personenabhängig. In den wohl meisten Streitfällen geht es darum, ob der praktische Nutzen oder die Ästhetik höher gewichtet werden. Bei der Sanierung der Reformierten Kirche haben wir festgestellt, dass die aktuellen Vertreter der Denkmalpflege darauf verzichten, konkrete Vorschläge zu machen. Es liegt somit einzig und allein am Bauherrn, Alternativen zu finden, welche aus der Sackgasse führen.

Im Fall des Klosterplatzes oder genauer des «Platzes im Platz» wünschen die allermeisten Dorfbewohner eine mit Zement verfugte Pflästerung. Die Denkmalpflege und das Kloster erwarten eine Verlegung der Steine in einem Sandbett. Die Variante mit Sand ist zweifellos schöner – allerdings nur an jenen Tagen, an denen sich der Sand nicht gerade ausgeschwemmt im Oberdorf verteilt hat.

Es ist davon auszugehen, dass die Denkmalpflege kein besonderes Interesse daran hat, dass der Sand regelmässig ausgewaschen wird, die Steine in der Folge kippen und der Platz bald unansehnlich und schwer zu begehen ist. Ebenso hat die Bevölkerung kein besonderes Interesse daran, dass der bedeutende Platz durch hellgraue Industriezementfugen einem gewöhnlichen Strassenbelag gleicht.

Zement ist nicht gleich Zement. Bereits die alten Römer verfügten über einen hochfesten Zement. Auch heute werden immer noch neue Rezepturen entwickelt, insbesondere um das Bauen mit Recyclingmaterial beziehungsweise mit Rohstoffen, welche in ärmeren Ländern reichlich vorhanden sind, zu ermöglichen. Es dürfte für die ETH oder die EMPA eine lösbare Aufgabe sein, eine Zementmischung beziehungsweise Verfahrenstechnik zu finden, welche die gewünschten Anforderungen an die Festigkeit erfüllt und gleichzeitig eine, seitens der Denkmalpflege, akzeptable (Sand-) Optik aufweisen. Aber wie erwähnt: Der Ball, das Problem zur allgemeinen Zufriedenheit zu lösen, liegt beim Bauherrn, das heisst beim Bezirk.

Stefan Meyer, Eidg. dipl.

Immobilienbewirtschafter

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