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Einblicke in die Unendlichkeit

Einblicke in die Unendlichkeit Einblicke in die Unendlichkeit

Andy Kälin aus Einsiedeln blickt in seiner Freizeit in die Sterne

Der 27-Jährige schafft es, mit seiner Kamera Objekte zu fotografieren, die ausserhalb unserer Galaxie liegen. Dies klappt dank einer speziellen Technik.

LUKAS SCHUMACHER

Sie sind immer um uns herum und bei den richtigen Verhältnissen nachts sogar von blossem Auge erkennbar: Kometen, Sternennebel, benachbarte Galaxien und vieles mehr.

Andy Kälin aus Trachslau ist von klein auf von der Astronomie begeistert. Vor drei Jahre hatte er ein Ziel, dessen Umsetzung der Beginn einer langen Reise war. Er wollte ein Foto der Milchstrasse schiessen. Mit noch wenig Ahnung und einer alten Kamera gelang ihm sein Projekt. «Es war ein richtiges Anfängerfoto. Doch da hatte es mich gepackt und ich wollte mehr darüber wissen und besser werden.» Der Betriebstechniker im Hotel Panorama Resort & Spa in Feusisberg hatte nun ein Hobby mehr und übt dieses seither mit voller Leidenschaft aus. Er vertiefte sein Wissen über Astronomie, Fotografie und Bildbearbeitung, kaufte besseres Equipment und war seither in fast jeder geeigneten Nacht draussen bei den Sternen und Galaxien.

Objekte ausserhalb unseres Sonnensystems Die Milchstrasse zu fotografieren, gehört für viele Hobbyfotografen zum Standard. Einiges aufwendiger und komplizierter wird es bei den sogenannten Deep-Sky-Objekten. Unter Deep Sky werden Himmelsobjekte zusammengefasst, die sich ausserhalb unseres Sonnensystems befinden, jedoch keine Sterne sind. Es handelt sich dabei um Sternhaufen, Nebel oder Galaxien.

Um zum Beispiel die uns am nächsten gelegene Galaxie, Andromeda, zu fotografieren, muss man diese als erstes im Nachthimmel finden. Die Galaxie findet man anhand der Sternbilder. Bei guten Bedingungen kann man sie als nebligen Fleck schwach erkennen. Sie ist über 2,5 Millionen Lichtjahre von uns entfernt. Aufgrund der Erdrotation reicht es nicht aus, mit dem Teleskop-Objektiv eine Langzeitbelichtung zu machen, denn die Erde dreht sich so schnell, dass nach nur wenigen Sekunden das Bild verschwommen wäre. Deshalb wird die Kamera auf eine motorisierte Nachführeinheit montiert, welche die Erdrotation ausgleicht.

Um jetzt das perfekte Bild der Andromeda-Galaxie zu schiessen, benötigt man gleich mehrere Bilder – im konkreten Fall von Andy Kälins Foto waren es ganze 30 Bilder, die jeweils 90 Sekunden lang belichtet wurden (insgesamt 45 Minuten).

Der Grund dafür ist, dass man so viele Bildinformationen wie nötig braucht, um am Ende die Galaxie genau zu sehen. Vereinfacht gesagt funktioniert dies wie folgt: Je mehr Licht in die Kamera kommt, um so mehr Informationen hat man.

Doch was anfangen mit 30 Bildern? Diese werden am Computer zu einer finalen Aufnahme zusammengerechnet. Und auch hier wird es wieder kompliziert … Beinahe schlaflose Nächte

«In der nächsten klaren Nacht bin ich sicher wieder unterwegs », sagt Andy Kälin, der jede Gelegenheit wahrnimmt, seinem Hobby zu frönen. Diese Gelegenheiten sind nämlich seltener als man denkt. Es darf keine Wolken haben, das Objekt muss in dieser Nacht auch über dem Horizont sein und der Mond sollte nicht zu voll sein, um die Aufnahmen nicht zu stören. Im Winter zum Beispiel ist das Zentrum der Milchstrasse nicht ersichtlich.

Andy Kälin ist mehrere Stunden in der Nacht am Fotografieren. Dies kann bis morgens früh dauern. Danach bleiben ihm oftmals nur wenige Stunden Schlaf, bis er wieder zur Arbeit muss. Nach Feierabend folgt dann die Bildbearbeitung. Die fertigen Fotos postet er dann auf Instagram.

Die Kosten für sein Hobby sind überschaubar und vergleichbar mit anderen Bereichen der Hobbyfotografie. «Ich möchte auch nicht zu viel ausgeben, denn mein Equipment soll in meinen Rucksack passen, damit ich in der Nacht auf einen Berg laufen kann, um dort Bilder zu schiessen», sagt Kälin, der Astrofotografen kennengelernt hat, die ihr ganzes Auto mit Equipment gefüllt hatten.

Ob zum Mond, zu den Sternen oder zu anderen Galaxien. Das Fotografieren des Nachthimmels werde für den gelernten Elektroinstallateur nie langweilig. «Mit der Kamera kann ich Objekte im Weltall sehen, wie wir sie niemals mit blossem Auge sehen können. Das fasziniert mich jedes Mal aufs Neue.»

Folgen Sie Andy Kälin auf Instagram, um mehr seiner faszinierenden Aufnahmen zu entdecken: Instagram- Name, andy.kaelin

Wie blicken wir in die Vergangenheit?

lsc. Lichtjahre sind keine Zeiteinheit, sondern eine Längeneinheit. Sie beschreiben die Distanz, welche das Licht in einem Jahr zurücklegt. Das Licht legt in nur einer Sekunde knapp 300’000 Kilometer zurück. Es würde also in nur einer Sekunde die Erde siebeneinhalbmal umrunden oder einmal zum Mond und wieder zurück reisen. Kaum vorstellbar, welche Distanz das Licht in einem ganzen Jahr zurücklegt. Und gänzlich unvorstellbar ist es, wie weit weg die Andromada-Galaxie (Titelbild) entfernt ist. Das Licht dieser Galaxie, welches Andy Kälin mit seiner Kamera eingefangen hat, benötigte 2,5 Millionen Jahre vom Entstehungsort, bis in seine Kamera. Man sieht also nicht die Galaxie, wie sie jetzt gerade aussieht, sondern wie sie vor 2,5 Millionen Jahren ausgesehen hat.

Andy Kälin ist begeisterter Astrofotograf. In klaren Nächten ist er meistens draussen am Fotografieren. Foto: Lukas Schumacher.

Die Plejaden sind ein offener Sternenhaufen, welcher sich 444 Lichtjahre von der Erde innerhalb der Milchstrasse befindet. Für diese Aufnahme hat Andy Kälin 12 Fotos mit je 120 Sekunden Belichtungszeit gemacht.

Fotos: Andy Kälin

Der Orionnebel ist 1350 Lichtjahre von der Erde entfernt. Er befindet sich innerhalb der Milchstrasse und ist auch von Auge gut sichtbar. Für dieses Bild benötigte Andy Kälin 23 Bilder, die je zwei Minuten belichtet wurden.

Mit einer Spiegelreflexkamera, einem 250mm Teleobjektiv und einer Nachführeinheit schiesst Andy Kälin diese faszinierenden Bilder.

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