«Ich habe bereits lange vor Corona zugesagt»

Der Einsiedler Orgelzyklus 2020 ist wegen Corona abgesagt worden. Statt auf den Heimorgeln spielt Pater Theo Flury nun im Kloster von Engelberg.

VICTOR KÄLIN

Eine Klärung gleich vorweg: Warum wird bei den Benediktinern in Engelberg georgelt, nicht aber bei Ihnen in Einsiedeln?

Das Kloster Engelberg feiert sein 900-Jahr-Jubiläum. Ein wichtiges Jahr. Die Benediktiner entschieden, die Jubiläumsfeiern auf alle Fälle durchzuführen – im Wissen, allfällige neue Vorschriften auch kurzfristig umsetzen zu müssen. In Einsiedeln organisieren wir den Orgelzyklus hingegen jedes Jahr. Wir haben die Ausgabe 2020 auch nicht abgesagt, sondern auf 2021 verschoben.

Warum?

Die Vorbereitung für einen solchen Zyklus ist zeit- und kostenintensiv. Nur um eventuell die Konzerte kurzfristig absagen zu müssen, wollten wir weder den Organisten das Üben zumuten, noch für Drucksachen und Versand Geld ausgeben.

Dann ist ein Konzert auch immer ein Gemeinschaftserlebnis. Weder können wir die Kirche wie gewünscht füllen, noch erlaubt die unterschwellig mitschwingende Angst das erwünschte Erlebnis.

Viele Musikliebhaber der nahen und weiten Region bedauern die Absage des Einsiedler Orgelzyklus’. Sie als Stiftsorganist wahrscheinlich auch … Das ist so. Doch spüre ich auch eine Verantwortung. Wir haben nach anderen Möglichkeiten gesucht und übertragen zum Beispiel unsere Gottesdienste im Livestream, wobei natürlich auch die Orgelmusik gesendet wird. Wir vernehmen viele positive und dankbare Rückmeldungen. Bereits im Mai gaben Sie die Verschiebung auf 2021 bekannt. Jetzt ist Anfang August: Erfolgte dieser Entscheid zu früh? Wir sind ein Risiko eingangen und als dann die Fallzahlen eingebrochen sind, war mir schon «etwas gschmuuch». Die jüngere Entwicklung bestärkt uns hingegen in diesem Entscheid. Welche Echos haben Sie als Cheforganisator gehört? Wegen Corona war ich selten ausser Haus. Doch letzthin auf einem Ausflug auf die Ufnau haben fünf Leute unabhängig voneinander die Absage zwar bedauert, aber gleichzeitig viel Verständnis gezeigt.

Haben Sie der Anfrage aus Engelberg mit gutem Gewissen zusagen können?

Ich sagte vor über einem Jahr bereits zu – also lange vor Corona. Und ich vertraue darauf, dass die Organisatoren die Rahmenbedingungen kennen und umsetzen.

Spielen Sie in Engelberg Ihr Einsiedler Programm? Nein. Ich war frei in der Wahl der Komponisten. Ich spiele Werke von Johann Sebastian Bach, Max Reger, César A. Franck und eigene Stücke. Sie spielen auch auf der grössten Orgel der Schweiz. Sie hat 9097 klingende Pfeifen für 137 Register. Inwiefern spielt die Grösse einer Orgel eine Rolle? Grösse alleine ist noch kein Qualitätsmerkmal. Entscheidend sind die richtigen Klangfarben und eine gewisse Anzahl Register. Was darüber hinausgeht, ist vielfach Luxus, aber nicht zwingend nötig. Wichtiger als die Anzahl ist die Mischmöglichkeit der Register. Und haben Sie den vielen Einsiedler Orgelfreunden auch ein «Zückerchen» …? Wer gerne Orgel hört, kann trotz Corona-Einschränkungen jederzeit unsere Gottesdienste besuchen – oder zu Hause im Livestream hören.

Foto: Victor Kälin

Engelberger Orgelsommer, Konzert Pater Theo Flury, Mittwoch, 5. August, 18.30 Uhr. Reservation erbeten.

Theo Flury

Jahrgang: 1955 Wohnort: Einsiedeln Beruf: Stiftsorganist, Lehrer Hobbys: Lesen und Schreiben