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«Das ist ein Jahr der Solidarität»

Die Bundesfeier auf dem Rütli war dieses Jahr als grosses Dankeschön an die Bevölkerung und all die vielen Helfer angelegt.

JOSIAS CLAVADETSCHER

Ebenso wie Tausend andere Veranstaltungen war auch die diesjährige Rütli-Bundesfeier zuerst mal abgesagt worden. Geplant war, dass sich der Eidgenössische Schwingerverband hier zu seinem 125. Geburtstag hätte präsentieren können. Es wäre auf dem Rütli sogar geschwungen worden. Daraus wurde nichts, fast wäre die Rütliwiese am 1. August leer geblieben.

Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga wollte das aber nicht. Sie wollte diesen markanten Tag dazu nutzen, um im Namen des Bundesrats allen zu danken, die sich während der Corona- Krise für andere eingesetzt haben. Teils war da von «Helden» die Rede, was aber keiner von ihnen so empfunden haben dürfte. Denn genau dies machte es aus: Die Bevölkerung, die Nachbarn, das Verkaufspersonal, die Lehrer, das Pflegepersonal und viele mehr haben sich selbstlos und selbstverständlich eingesetzt.

Die Schweiz hat auch in der Krise funktioniert In ihrer Ansprache ging Bundespräsidentin Sommaruga genau darauf ein. Es sei typisch, «wenn es darauf ankommt, dann ist die Schweiz viel mehr als 8,5 Millionen Einwohner». Trotz Krise habe alles funktioniert. «Die Schweiz ‹verthebt›.» Das sei ihr eigentlich nicht neu, aber es habe stark beeindruckt, wie die Bevölkerung ruhig und pragmatisch die problematische Situation bewältigt habe und wie sie mit der Verunsicherung umgegangen sei.

Um danken zu können, hätte sie «am liebsten alle aufs Rütli eingeladen», erklärte Sommaruga. Stellvertretend waren es nun je 27 Frauen und Männer aus den 26 Kantonen und aus der Vertretung der Auslandschweizer. Sie wurden geehrt und kehrten alle mit einem jungen Apfelbaum nach Hause. Dieser soll im jeweiligen Kanton gepflanzt werden und an dieses Corona-Jahr erinnern – das aber gleichzeitig ein «Jahr der Solidarität » geworden sei.

Die Stimmung auf dem Rütli war aber nicht nur wegen dieser nationalen Dankesaktion anders. Die Vorsicht war ständig präsent. Distanz halten war angesagt, bei der Überfahrt mit dem Schiff trugen alle Masken. Auf der Rütliwiese wurde nicht «gelagert», es waren keine Vertretungen des diplomatischen Korps anwesend, die Festwirtschaft lief stark reduziert, und sogar die Bühnenanlage war anders platziert. Statt der Musikgesellschaft Brunnen stand ein sechsköpfiges Brass-Ensemble des Rekrutenspiels 16-2/20 im Einsatz. Geblieben sind im Rahmenprogramm die jungen Fahnenschwinger des Fähndlerclubs Weggis, Lisa Stoll mit Alphorn- Soli und neu die Mezzasopranistin Marie-Claude Chappuis und der Chor der «Voix de la Gruyere». Gerade diese Melodien aus den Waadtländer und Freiburger Alpen gingen ziemlich unter die Haut. Neu war auch, dass die Bundesfeier erstmals über einen Live-Stream übertragen worden ist.

Knapp an Gewitter vorbei Mitgespielt hat dieses Jahr das Wetter. Tropisch heiss hat die Feier begonnen, und erst gegen Ende kündigte sich mit Donner ein kurzer Regenschauer an.

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