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Eine Idee stellte seinen Alltag auf den Kopf

Eine Idee stellte seinen Alltag auf den Kopf Eine Idee stellte seinen Alltag auf den Kopf

Marcel Graber aus Euthal entwickelte einen multifunktionalen Wander- und Skistock

Clever Stick heisst die Erfindung von Marcel Graber, welche seinen Berufsalltag die letzten Jahre bestimmte. Über zwei Jahre Entwicklungsarbeit stecken in seinem Start-up.

LUKAS SCHUMACHER

Marcel Graber ist ein wahrer Tausendsassa und Perfektionist. Vor zehn Jahren ist der Soft- und Hardwareentwickler von Lauerz an die Studenstrasse in Euthal gezogen. «Hier ist der perfekte Ort für Deltaflüge», sagt der Sportbegeisterte, der früher gemeinsam mit einem Freund eine Deltaflugschule geführt hat. Als Deltaflieger ist er in unserer Region allein auf weiter Flur. Er entwickelte sogar zusammen mit einem Freund einen eigenen Deltaflieger. «Das ist dann schon etwas riskanter, wenn man den ersten Probeflug unternimmt», sagt Marcel Graber mit einem Lächeln. Doch nicht nur in der Luft, auch auf der Strasse ist er ein Exot – mit einem vollverschalten Velomobil gewann er vor zwei Jahren das Trans America Bike Race – ein Rennen quer durch die USA über 6800 Kilometer. 20 Jahre lang war er als selbstständiger Softwareentwickler tätig, bis eine weitere Idee seinen Alltag auf den Kopf stellen sollte: der Clever Stick.

Als der Outdoor-Enthusiast eine mehrtägige Wanderung in Skandinavien unternahm, konnte er nirgends vernünftig sitzen. Er schaute seinen Wanderstock an und fragte sich, ob man daraus nicht einen Stuhl machen könnte. Die Idee hatte sich sofort eingepflanzt und sollte zu einer grösseren Pflanze heranwachsen als zu Beginn gedacht. Eigentlich wollte er seine Idee erst nur für sich selbst umsetzen, doch der Perfektionist setzte sich immer weitere Ziele und kam zu neuen Ideen, sodass ein stattliches Start-up daraus wuchs, an welchem er zwei Jahre Vollzeit arbeitete. Ein neues Verschlusssystem muss her Das erste Hindernis für seine Vision, ein Wander- und Skistock, aus dem man diverse weitere nützliche Utensilien bauen kann, war das Auseinandernehmen und wieder zusammenstecken der einzelnen Stockteile. Handelsübliche Wanderstöcke sind von oben bis unten mit einer Art Seil verbunden, das den Stock zusammenhält, ähnlich wie bei Zeltstangen. Dieses Seil musste weg und durch ein neuartiges Verschlusssystem ersetzt werden. Der Tüftler investierte rund ein Jahr Entwicklungszeit allein in den Schnellverschluss. 60 Prototypen entstanden, bis er zufrieden war. Das neue Verschlusssystem eröffnete ihm zahlreiche Möglichkeiten. So kann der Clever Stick nicht nur zum Wandern, Skifahren oder Schneeschuhlaufen genutzt werden; er kann auch zu einem Sitz umgebaut werden; dient als Stativ für Kameras; im Notfall nutzt man ihn als Lawinensonde oder einfach als Selfie- Stick.

Erfolgreicher Vorverkauf Eigentlich wollte Marcel Graber seine Erfindung nicht selbst vermarkten. Er hoffte zu Beginn darauf, dass grössere Marken wie zum Beispiel Leki seine Technologie übernehmen. Diese hatten jedoch alle kein Interesse, da das System so zu teuer in der Produktion wäre. Somit lancierte er sein Produkt auf der Crowdfunding- Plattform Kickstarter. Mit professionellen Videos und Fotos vermarktete er dort seine Erfindung erfolgreich und verkaufte über 200 Exemplare in die ganze Welt auf Vorbestellung.

Für den Daniel Düsentrieb unserer Region war die Entwicklung die allergrösste Freude – dies ist seine Passion. Und darum ist es auch nicht verwunderlich, dass er nach der erfolgreichen Lancierung seines Produktes nicht einfach mit Entwickeln aufhört. Er arbeitet bereits an einem elektronischen Zusatzteil, welches in die Stöcke integriert werden soll. Die Elektronik sendet in kurzen Abständen GPS-Signale, sodass der Wanderer oder Tourenskifahrer im Notfall gefunden werden kann. Es ist als Ergänzung der üblichen Lawinensuchgeräte zu verstehen. Mit den GPS-Daten weiss man, wo etwa der Verschollene ist und mit dem Lawinensuchgerät findet man seinen genauen Standort.

Aktuell werden die Stöcke von Marcel Graber in Euthal von Hand zusammengebaut. Um die Stöcke in höheren Stückzahlen zu verkaufen, ist er jedoch auf eine externe Produktionsstätte angewiesen. Diese hat er nun in China gefunden. Dies macht für den Entwickler Sinn, da auch die Teile in China produziert werden. Ein Knackpunkt seines Startups ist momentan, den Zugang zum Markt zu finden. Dafür ist der Unternehmer auf der Suche nach einem Investor. «Meine Stärke und Leidenschaft liegt in der Entwicklung, nicht in der Vermarktung. Deshalb brauche ich einen Partner.» Doch auch Marcel Graber kennt sich in der Vermarktung aus. So liess er zum Beispiel vor Kurzem einige seiner Stöcke im Kloster Einsiedeln segnen.

Marcel Graber in seinem Büro, wo er die Soft- und Hardware-Entwicklungen macht. Dafür stehen ihm diverse Geräte zur Verfügung. Rechts der Clever Stick, umgebaut zu einem Kamerastativ.

Foto: Lukas Schumacher

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