Ist das eine gefährliche Strecke?
Auf der Grotzenmühlestrasse sind nicht nur zahlreiche Autofahrer zu schnell unterwegs: Es gibt auch kaum Fussgängerüberwege
Jüngst wurde eine Katze auf der Grotzenmühlestrasse überfahren. Dabei kam die Frage wieder auf, wie schnell auf der ziemlich geraden Strasse gefahren wird. Und wie sicher die Strasse eigentlich generell ist – nicht zuletzt für die vielen Schulkinder.
WOLFGANG HOLZ
«Dieses Mal hat es ‹nur› unser Büsi erwischt. Wir fragen uns aber, wer die Verantwortung übernimmt, wenn das erste Kind an dieser Strasse zu Tode gefahren wird. Es ist an der Zeit, den massiven Geschwindigkeitsüberschreitungen an der Grotzenmühlestrasse – wo Tempo 50 gilt – ein Ende zu setzen, bevor Schlimmeres passiert.» So beschreibt eine Leserbriefschreiberin in unserer Zeitung die Verkehrssituation an der Grotzenmühlstrasse, nachdem ihre geliebte Hauskatze Lilly jüngst überfahren wurde.
Anwohner schimpfen
Dass auf der Grotzenmühlestrasse vielfach zu schnell gefahren wird, ist nichts Neues. Wenn man mit Anwohnern an der Strasse spricht, bekommt man ungefragt detaillierte Berichte darüber, wann und wo Autofahrer gerne auf der ziemlich geraden Strasse beschleunigen.
«Wenn Autos aus dem Kreisel in die Grotzenmühlestrasse einfahren, fühlen sich ja so manche bestärkt, sofort aufs Gas zu drücken, so breit und gerade liegt die Strasse vor ihnen», erzählt ein freundlicher Pensionär, der gerade seinen Garten wässert. Auch eine Dame im besten Alter, die nach dem Coiffeurbesuch ihre Hände mit Desinfektionsmittel einreibt und behelmt aufs Velo steigt, versichert, es gebe immer die gleichen Sportwagenfahrer, die durch die Zürichstrasse und anschliessend durch die Grotzenmühlstrasse bis zur Allmeindstrasse «röhren» würden. «Das hört man ja bis ins Brunni, so laut ist das. Aber die Polizei ist ja nie da.» Polizei kontrollierte mehrfach
Dass die Polizei an der Grotzenmühlestrasse nie kontrolliert, «stimmt nicht», dementiert David Mynall, Sachbearbeiter Kommunikation der Kantonspolizei Schwyz, auf Anfrage unserer Zeitung. «Wir kennen die Meldungen bezüglich Geschwindigkeitsübertretungen seitens der Bevölkerung und machen jährlich mehrmals Kontrollen an der Grotzenmühlestrasse», versichert der Polizeisprecher.
Dabei bestätigt Mynall, dass eine «rechte Anzahl an Geschwindigkeitsübertretungen » auf der Grotzenmühlestrasse gemessen wurden – «in der Spitze aber nicht sehr hoch». Will heissen: Es komme kaum zu Verzeigungen, da die meisten geblitzten Autofahrer nicht schneller als 16 Stundenkilometer über dem erlaubten Tempo 50 liegen. «Es passiert sehr wenig in der Grotzenmühlestrasse », beruhigt Mynall. Schulweg kontra Umfahrung
Dabei gebe es durchaus noch Möglichkeiten, die Sicherheit auf der Grotzenmühlestrasse, auf dem Abschnitt vom Kreisel an der Zürichstrasse bis zur Allmeindstrasse, einer beliebten und effizienten Umfahrung für solche, die direkt ins südliche Gewerbegebiet müssen oder Richtung Trachslau/Alpthal weiterfahren, zu verbessern. Gerade Lastwagen fahren auf der Grotzenmühlestrasse komfortabler und haben mehr Platz als auf der engen Langrütistrasse durchs Klosterdorf. Andererseits müssen die Grotzenmühlestrasse eben jeden Morgen zahlreiche Schulkinder vom Holenstock und von der Nüburg-Siedlung auf ihrem Schulweg entlang gehen.
Da stellt sich die Frage, warum es bis jetzt keinen weiteren Fussgängerüberweg an der Grotzenmühlestrasse gibt – ausser demjenigen ganz unten am Kreisel an der Zürichstrasse. Geschweige denn einen Velostreifen. Der Elternverein der Region Einsiedeln hat sogar schon vorgeschlagen, die Strasse in eine Tempo-30-Zone umzuwandeln. Doch dann gäbe es erst recht keinen Zebrastreifen – Fussgängerüberwege sind in Tempo- 30-Zonen vom Gesetzgeber ja nicht vorgesehen.
«Die Schulkinder können auf dem vortrittsberechtigten Trottoir von der Grotzenmühlestrasse in die Allmeindstrasse einbiegen. Auf Höhe Fabrikstrasse ist ein Fussgängerstreifen. Die meisten Schulkinder nehmen dann den Weg der Alp entlang», sagt Ariane Schaffer, Mediensprecherin vom Bezirk Einsiedeln. Dies ist aber ein Umweg von mindestens 200 Metern. Über die Grotzenmühlestrasse selbst gibt es keinen weiteren Fussgängerüberweg – vor allem nicht an der Einbiegung zur Neuburgstrasse, von wo aus zahlreiche Schüler ins Klosterdorf kommen. Denn es ist kein Geheimnis, dass viele dieser Schüler dann lieber den kürzesten Weg durchs dortige Wohnquartier nehmen und dann auf der Fabrikstrasse an der Alp zur Schule gehen.
Eltern werden befragt
Um Fragen der Schulwegsicherheit exakt abzuklären, habe der Bezirk Einsiedeln dem VCS, Verkehrs- Club der Schweiz, den Auftrag erteilt, ein «Mobilitätskonzept Schule» zu erarbeiten, so Schaffer weiter. Die Studie wurde an der Bezirksgemeinde vom 10. Dezember 2019 beantragt und vom Bezirksrat genehmigt.
In einer ersten Phase werden rund 1200 Kinder, ihre Eltern wie auch die Lehrpersonen zur aktuellen Schulwegsituation befragt. Daraus wird ein Bericht mit den wichtigsten Ergebnissen zu den Schülerströmen und den Gefahrenstellen resultieren. Jede Gefahrenstelle wird begutachtet, fotografiert und analysiert – stets aus Kinder-Perspektive. Der Bericht soll konkrete Empfehlungen und einen Massnahmenkatalog zur Erhöhung der Schulwegsicherheit enthalten. Der Bezirk Einsiedeln erwartet die Resultate der Studie im Herbst. Danach könne mit der Umsetzung geeigneter Massnahmen begonnen werden. Brücke noch nicht genehmigt
Wilfrid Schönbächler, Präsident der Genossame Dorf-Binzen hört auch immer wieder von Anwohnern, dass zu schnell auf der Grotzenmühlestrasse gefahren werde. Dabei trägt die Genossame dazu bei, die Verbindung für Schüler und für Bewohner aus den Wohngebieten links der Alp ins Klosterdorf zu verbessern. Bekanntlich soll eine weitere Brücke über die Alp gebaut werden. «Noch ist die Brücke nicht genehmigt, wir mussten kleine Abänderungen vornehmen», lässt Schönbächler wissen. «Wir rechnen damit, dass die Brücke noch diesen Herbst gebaut werden kann.»
«Es gibt eine rechte Zahl an Übertretungen.»
David Mynall, Kantonspolizei Schwyz
Die Grotzenmühlestrasse verlockt manche Autofahrer, aufs Gas zu drücken. Von Velostreifen und Zebrastreifen keine Spur. Foto: W. Holz