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LoLiTa

LoLiTa LoLiTa

MARTHA EMMENEGGER

Eine Freundin von mir ist in einer herausfordernden Phase. Nebst den Wechseljahren, die sie wallen lassen, und der Schwerkraft, die körperliche, die nicht nur verschönernde Auswirkungen zeigt, ist sie im Loslassen gefordert. Zwei Ihrer drei Kinder sind bereits ausgezogen und das dritte ist auf dem Sprung dazu. Sie, eine Frau, die mit beiden Beinen auf dem Boden steht und weiss, dass Loslassen bereits bei der Geburt passiert. So auch, dass Mütter und Väter darauf hinwirken und arbeiten, dass die Kinder selbständig werden und auf das Leben und die Liebe vertrauen. Auf dass sie fähig werden, selbständig zu leben.

Aber wenn es dann so weit ist, schmerzt es doch ein wenig. Ein Stück des Herzens gehe mit, meint sie. Mit Humor nennt sie dies LoLiTa-Phase. Natürlich mit einem Augenzwinkern, denn Lolita, Synonym für die junge, verführerische Frau, steht im Widerspruch zu ihrer aktuellen Gefühlslage, geschweige ihrem Körpergefühl. Nun, sie begründet die Bezeichnung so. Lo steht für Loslassen in Li wie Liebe, und dann Ta für Tanzen. Aus Freude, aus Schmerz, aus Spass, aus Bewegungsdrang, aus Leicht-Sinn. Zu jeder Art Musik. Mal wehmütig, ausgelassen, fröhlich, sinnlich. Als Bewältigungsstrategie.

Ich finde sie grossartig. Meine Freundin und die Strategie. Zwar vergehen noch einige Jahre, bis unsere drei Kinder Samira, Frowin und Salma das Nest verlassen, aber mit Loslassen anfangen kann ich ja nie zu früh. In diesem Sinne mache ich mich an meinen Kleiderschrank, der aus den Nähten platzt und mir trotzdem das Gefühl gibt, nichts zum Anziehen zu haben. So versuche ich mal vorerst ein paar Kleidungsstücke loszulassen … *

Martha Emmenegger, 45, hat bereits Mühe beim Kleider aussortieren und loslassen. Und wenn, dann gelingt es ihr eher bei den Kleidungsstücken ihres Göttergatten …

ZWISCHENLUEGETEN 3

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