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Zwei ehemalige Bezirksräte blicken auf das Jahr 1975 zurück

Zwei ehemalige Bezirksräte blicken auf das Jahr 1975 zurück Zwei ehemalige Bezirksräte blicken auf das Jahr 1975 zurück

Oskar Kälin (CVP) und Hans Kuriger (FDP) gehörten dem Bezirksrat an, als über die Defizitgarantie verhandelt wurde

«Nach dem Brand des alten Spitals am 9. Mai 1973 beschloss der Generalrat des Klosters Ingenbohl, sich von der Führung des Spitalbetriebes zurückzuziehen. Bereits im Herbst 1974 erfolgte die Übergabe der Stiftung mit allen Vermögenswerten an den Bezirk Einsiedeln zur Verwaltung und Zweckerfüllung, beziehungsweise an die von der Kongregation ernannten Stiftungsräte, Bezirksammann Marcel Kürzi, Säckelmeister Oskar Kälin und Hans Hensler von der Schwyzer Kantonalbank.

Der notdürftige Betrieb des Spitals im Kinderheim (dem heutigen Kongresszentrum Zwei Raben) war nicht für längere Zeit geeignet. Im Einsiedlerhof wurde eine Baute angegliedert, um ein über die Bauzeitjahre des neuen Spitals geeignetes Notspital unter dem Namen ‹Bezirksspital Einsiedeln› zu betreiben. Führung und Betrieb liefen über den Bezirk und nicht über die Stiftung – mit guten Erfahrungen: Mit den Einnahmen konnten wir sämtliche Ausgaben decken.

Das Neubauprojekt für 12 Millionen Franken wurde unter Einbezug des Kantons zügig vorangetrieben. Ein Gutachten des Schweizerischen Krankenhausinstitutes hielt fest, dass ein Krankenhaus in dieser Grösse wirtschaftlich betrieben werden könne. Die Abstimmung über den Baubeitrag sowie die eingeschlossene Defizitgarantie wurde politisch gut aufgenommen. «Rückzug aus dem Stiftungsrat war ein Fehlentscheid» Es ist sehr schade, dass die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger nächstens über ein bedeutendes Sanierungspaket abstimmen müssen. Der Fehlentscheid des Bezirksrates, sich vollständig aus dem Stiftungsrat zurückzuziehen mit der Begründung der Interessenkollision ihrer Stiftungsaufsicht, hätte nicht passieren dürfen. Zweckmässigerweise hätte der Bezirksrat die Aufsicht an die professionell tätige Innerschweizer Stiftungsaufsicht abtreten sollen. So hätte der Bezirksrat – besonders auch als Defizitträger – im Stiftungsrat die Entwicklung des Spitals direkt begleiten und mitverantworten können!

Das Sanierungspaket ist wohl informativ, überraschend ist aber, dass die Kreditgeber «nachträglich» mit Garantien abgesichert werden. Wir dürfen nur hoffen, dass diese Garantien nicht zum Tragen kommen! Die Einsiedler Bevölkerung ist jederzeit stark hinter dem Spital gestanden und so dürfen wir zuversichtlich sein, dass dies auch bei der Erhaltung der Stiftung so bleibt.» Oskar Kälin * ist der Vater des heutigen Säckelmeisters Andreas Kuriger.

«Ich erinnere mich noch gut an die damalige Zeit. Die ganze Spitaldiskussion stand unter dem Einfluss des Spitalbrands vom Mai 1973. Es war eine Notlage und wir waren gezwungen, rasch zu handeln. Die Situation von 1975 ist in keiner Weise vergleichbar mit jener von heute: Niemand konnte voraussehen, wie stark sich das Gesundheitswesen, die Spitallandschaft und die Medizinaltechnik verändern und vor allem verteuern wird.

«Jahrelang Glück gehabt» Mit der Defizitgarantie hatten wir jahrelang Glück. Erst mit den Grossinvestitionen der Neuzeit kamen die Probleme. Jedoch waren die Spitalverantwortlichen zum Ausbau und zur Modernisierung gezwungen, um auf dem Markt bestehen zu können. – Der Bezirksrat hat meiner Meinung nach eine gute Abstimmungsvorlage unterbreitet. Die Stiftung Konkurs gehen zu lassen, ist fürwahr keine Option. Die Mieteinnahmen der Stiftung sind das Rückgrat des gesamten Sanierungspaketes. Dementsprechend setze ich meine ganze Hoffnung auf die Ameos Gruppe.» Hans Kuriger

Seit 1972 und somit auch 1975 war Oskar Kälin CVP-Bezirksrat und Säckelmeister und ab 1974 bis 1992 (bis zu seiner Wahl in den Regierungsrat) auch Mitglied der Stiftung Krankenhaus, wovon 1979 bis 1992 deren Präsident.

Oskar Kälin

Hans Kuriger war ab 1974 FDP-Bezirksrat, später auch Bezirksammann. Zuvor war er Präsident der Rechnungsprüfungskommission. Hans Kuriger

Hans Kuriger. Fotos: Victor Kälin

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