Session im Zeichen von Wahlen
Zweite konstituierende Session 2020 des Kantonskirchenrates der katholischen Schwyzer Kirche
Am Freitag wurden Lorenz Bösch zum Kirchenpräsidenten und Johannes Schwimmer zum Präsidenten des Kantonskirchenrats gewählt. Maria Bürgler wurde zur Vizepräsidentin des Kirchenparlaments gewählt.
MAGNUS LEIBUNDGUT
Das Coronavirus warf seinen Schatten auf den Start der sechsten Legislaturperiode der katholischen Schwyzer Kantonalkirche: Aufgrund einer behördlichen Anordnung musste die Session in das Kultur- und Kongresszentrum Zwei Raben in Einsiedeln verlagert werden – auf dass die Kirchenparlamentarier mit ausreichend Abstand voneinander im Saal Platz finden konnten.
Jürg Wyrsch aus Tuggen ist mit 74 Jahren das älteste Mitglied im neuen Kantonskirchenrat. Damit kam ihm an der konstituierenden Session des Parlaments die Funktion des Alterspräsidenten zu. In einer launigen Rede rief Wyrsch die Kirchenparlamentarier dazu auf, die Augen offen zu halten und den Mut zu haben, Tradiertes in Frage zu stellen: Die Abwendung der Menschen von der Kirche sei offensichtlich, das Format passe nicht mehr. «Die Kirche steht geistig still, sie verharrt, bewegt sich nicht mehr», sagte Wyrsch: Die Kirche wirke verschlafen und werde überrollt, wenn sie sich nicht erneuere und ihre männlich- monarchischen Strukturen hinter sich lasse. «Auf Augenhöhe mit Bistum»
Johannes Schwimmer aus Schwyz, mit Jahrgang 1958, aus Österreich stammend und bisheriger Vizepräsident des Parlaments, wurde zum Präsidenten des Kantonskirchenrats gewählt. Schwimmer arbeitet als Religionspädagoge in Arth und Einsiedeln. «Ich möchte dem Bistum Chur auf Augenhöhe begegnen und einen Dialog anstreben », sagte Schwimmer: Es gelte Lösungen zu suchen auch in schwierigen Situationen.
Im Anschluss an einen von Pater Basil Höfliger geleiteten Gottesdienst wurden die Mitglieder des Kantonskirchenrats vereidigt. Maria Bürgler aus Illgau wurde zur Vizepräsidentin gewählt und Linus Bruhin aus Nuolen als Sekretär des Parlaments und des kantonalen Kirchenvorstands bestätigt.
Höhepunkt der Session war die Wahl des neuen Kirchenpräsidenten – in der Nachfolge des zurückgetretenen Werner Inderbitzin. Kandidat für das Amt war Lorenz Bösch: Der ehemalige Schwyzer Regierungsrat mit Jahrgang 1960 aus Ingenbohl- Brunnen wurde einstimmig gewählt. Bestätigt im Amt wurden die bisherigen Mitglieder im kantonalen Kirchenvorstand: Karin Birchler aus Studen (Finanzen), Vreni Bürgi aus Wollerau, Hans-Peter Schuler aus Ingenbohl- Brunnen und Stephan Betschart aus Muotathal.
Wahlrecht für Ausländer
Als letzte Wahl ging diejenige einer vorberatenden Kommission für die Einführung eines Stimmund Wahlrechts für Katholiken ohne Schweizer Bürgerrecht über die Bühne: Zum Präsidenten wurde Josef Reichmuth aus Arth gewählt. Der Bericht und Antrag des kantonalen Kirchenvorstands liegt bereits vor. Diese Vorlage wird an der Session vom 23. Oktober behandelt.
Im Ergebnis hat die Vernehmlassung ergeben, dass 23 Kirchgemeinden die Einführung eines Stimm- und Wahlrechts für Ausländer begrüssen. Von 13 Kirchgemeinden kam keine Rückmeldung. Eine Kirchgemeinde lehnt die Vorlage ab. «Drei negativ votierende Einzelpersonen stammen alle aus derselben Kirchgemeinde, die aktuell grosse Probleme mit ihrem deutschen Pfarradministrator hat», schreibt der Kantonale Kirchenvorstand.
Zum Abschluss der Session richtete der interimistische Generalvikar für die Urschweiz, Peter Camenzind, Pfarrer in Schwyz, seine Worte an das Parlament.
Von 60 gewählten Kirchenparlamentariern waren 59 an der konstituierenden Session des Kantonskirchenrats im Kultur- und Kongresszentrum Zwei Raben anwesend. Fotos: Magnus Leibundgut
Die katholische Kantonalkirche Schwyz hat eine neue Führung: Johannes Schwimmer (links), Präsident des Parlaments, und Lorenz Bösch, Präsident des kantonalen Kirchenvorstands.