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Wie eine Renovation aus dem Ruder lief

Wie eine Renovation aus dem Ruder lief Wie eine Renovation aus dem Ruder lief

Der Umbau des Alpthaler Pfarrhauses kommt deutlich teurer als geplant

In der katholischen Kirchgemeinde Alpthal sind durch die Renovation des Pfarrhauses – vorangetrieben durch Pfarrer Georg Rabeneck – heftige Diskussionen entbrannt. Es ist davon auszugehen, dass sich der Umbau deutlich verteuert. Wobei die Kirchgemeinde wegen der Defizitgarantie mitzahlen muss.

WOLFGANG HOLZ

Der Haussegen in der Alpthaler Kirchgemeinde hängt schief. Wie bei der jüngsten Session des Kirchenparlaments unter anderem moniert wurde, soll es zu massiven Kostenüberschreitungen bei der nach wie vor nicht abgeschlossenen Renovation des Pfarrhauses gekommen sein.

Opposition abgeschmettert

Wie in einem bislang zurückbehaltenen Schreiben der Rechnungsprüfungskommission der katholischen Kirchgemeinde Alpthal hervorgeht, hatte Pfarrer Rabeneck die Kirchgemeinde im November 2018 über die bereits laufende Renovation informiert. Insbesondere darüber, dass der Kostenrahmen von 700’000 Franken alleinige Sache des Stiftungsrates sei – dessen Präsident der Pfarrer neben zwei Mitgliedern selbst ist –, und dass diese Summe vom Bistum in Chur bewilligt worden sei.

In diesem Schreiben steht auch, wie Meinrad Steiner, Mitglied der Kommission, gegenüber unserer Zeitung erklärt, dass Pfarrer Rabeneck jegliche Opposition der Kirchgemeinde bei der ordentlichen Versammlung im Dezember 2018 mit der Aussage abgeschmettert habe. Grund: Der Stiftungsrat sei, wie gesagt, allein dem Bischof gegenüber Rechenschaft schuldig und nicht der Kirchgemeinde. Zudem würden die Gelder der Kirchgemeinde nicht tangiert, wird das Verhalten Rabenecks in dem Schreiben der Rechnungsprüfungskommission weiter geschildert.

Nicht zuletzt sei erst im Januar 2019 ein Schreiben von Pfarrer Rabeneck im Namen der Pfarrpfrundstiftung und des Kirchenvorstands Alpthal an das Bistum Chur gegangen, «worin um die Mittel zur Beschaffung der nötigen Mittel von höchstens 700’000 Franken zulasten der Pfarrpfrundstiftung ersucht wurde». Dabei habe der Alpthaler Pfarrer beteuert, dass mittels Fronarbeit versucht werde, die Kosten zu drücken. Bistum: Nur das Dringlichste renovieren Doch zum einen hatte das Bistum Chur ursprünglich eine Finanzierungszusage in Höhe von 322’000 Franken aus dem Stiftungsfonds abgesegnet: Jene 72’000 Franken Eigenkapital aus dem bestehenden Pfarrpfrundfonds sowie ein internes Darlehen von 250’000 Franken aus dem Kirchenrenovationsfonds.

Zum anderen hatte Martin Grichting, Generalvikar und Delegierter des Apostolischen Administrators, in einem Schreiben im September 2019 an den Alpthaler Pfarrer nochmals klargestellt, dass die bischöfliche Zustimmung zur Finanzierung über die Kirchliche Stiftung, der ja das Pfarrhaus und die Kirche Sankt Apollonia gehören, «einzig der dringlichen Sofortmassnahmen » (Dach, elektrische Einrichtungen etc.) zwecks Sicherung des Gebäudes» galt.

Diese Ermahnung an den Alpthaler Pfarradministrator kam offensichtlich zu spät. Sowohl der Generalvikar musste einräumen, dass diese Arbeiten zwischenzeitlich abgeschlossen worden waren und zudem bereits in dieser ersten Bauphase – «zum Teil wohl sinnvollerweise» – auch einzelne Arbeiten ausserhalb der Sofortsanierung vorgenommen wurden. Fakt ist, dass Pfarrer Rabeneck nicht zuletzt den Ausbau des leerstehenden Dachstocks vorangetrieben hat. Im Dachstock richtete Pfarrer Rabeneck ein Schlafgemach und ein Bad ein – etwas, das vom bischöflichen Ordinariat so nicht bewilligt worden war und das laut Bauexperten aber noch nicht baulich abgeschlossen ist. Mitte 2019 dann der Baustopp

Mitte 2019 waren die Baukosten dann bereits aus dem Ruder gelaufen: 440’000 Franken waren verbaut worden, und Rechnungen konnten nicht mehr bezahlt werden. Es fehlten also schon rund 120’000 Franken in der Kasse. Und das obwohl Pfarrer Rabeneck drei polnische Arbeiter ins Brot gesetzt hatte, um Kosten zu minimieren. Übrigens habe er rote Dachziegel sowie die Schiefer-Einkleidung für die Pfarrhaus-Fassade extra aus Deutschland geordert, so RPK-Mitglied Meinrad Steiner.

Auf wiederholte Beschwerden seitens der Rechnungsprüfungskommission und zweier oppositioneller Kirchenräte entzog das Bistum Chur wegen des Vorgehens des Alpthaler Geistlichen diesem jegliche Kompetenzen in Sachen Bauleitung für den Pfarrhausumbau und verhängte im Juli 2019 einen Baustopp. Zudem wurde der Baufachmann Josef Landolt als neuer Bauadministrator eingesetzt.

Bankdarlehen von 350’000 Franken aufgenommen

Der Generalvikar hält dabei in seinem Schreiben fest, dass die Sanierung des Pfarrhauses ohne Zustimmung der Kirchgemeinde über die Kirchlichen Stiftungen finanziert werden muss – wobei die Kirchgemeinde im Rahmen der Defizitgarantie dann eben doch mitzahlen müsse.

«Hierbei handelt es sich um eine Situation, welche massive Divergenzen innerhalb der Pfarrei provoziert hat, was durch kooperatives Vorgehen hätte vermieden werden können.» Für die noch nicht bezahlten Rechnungen sowie die nötigste Fertigstellung bewilligte das Bistum Chur die Aufnahme eines Darlehens in der Höhe von 350’000 Franken – zulasten der Alpthaler Kirchenstiftung.

Insgesamt geht man aktuell von einer Gesamtkostensumme von800’000bis1’000’000 Franken für den Umbau aus, wie Bauexperten hinter vorgehaltener Hand bestätigen.

Der Bauadministrator und Ex-FDP-Kantonsrat Josef Landolt sagt gegenüber unserer Zeitung: «Die genauen Kosten werden zurzeit eruiert. Im Zusammenhang der aufgegleisten Sanierungen wurden mehr Arbeiten ausgeführt als ursprünglich geplant. Die Gründe dazu sind vielfältig.» Die Aussenhülle des Pfarrhauses sei zu 80 Prozent fertig saniert. Im Innenbereich seien einzelne Räume mit aufgefrischtem Parkett und Malerarbeiten versehen.

«Mehrheitlich befinden sich die Räume im Umbaustatus, sie sind nicht vernünftig bewohnbar », so Bauadministrator Josef Landolt.

Kirchgemeinde muss noch zustimmen Um eine Übersicht über die Kosten im Vergleich zu den ausgeführten Arbeiten anstellen zu können, habe er einen Baustopp verhängt. «Zudem habe ich die Finanzierung mit der Bildung einer kleinen Baukommission zur Projektierung der weiteren Arbeiten aufgegleist.» Des Weiteren habe er die Nutzungsart des Gebäudes mit dem zu Grunde liegendem Konzept geklärt. Landolt: «Die gebildete Baukommission erarbeitet mit der Unterstützung eines Architekturbüros nun ein ausgereiftes Projekt, das der Kirchgemeinde als Vorlage zur Genehmigung vorgelegt werden kann.» In der Tat: Eine ausserordentliche Kirchgemeindeversammlung muss erst noch zustimmen, ob die Bauphase zwei realisiert wird. Wie viel die Kirchgemeinde am Ende von den Gesamtkosten des Pfarrhausumbaus übernehmen muss, steht noch in den Sternen.

«Hierbei handelt es sich um eine Situation, welche massive Divergenzen innerhalb der Pfarrei provoziert hat, was durch kooperatives Vorgehen hätte vermieden werden können.»

Martin Grichting, Generalvikar, Bistum Chur

«Im Zusammenhang der aufgegleisten Sanierungen wurden mehr Arbeiten ausgeführt als ursprünglich geplant.»

Josef Landolt, Bauadministrator

Aussen schmuck, innen gibt es dagegen noch einiges zu tun: das Pfarrhaus Alpthal.

Phasen der Aussenrenovation … Fotos: Wolfgang Holz/zvg

Klingel kaputt: Am Pfarrhaus kann nicht mehr läuten, wer den Pfarrer kontaktieren möchte.

… am Alpthaler Pfarrhaus.

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