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Die Polizei geht mit Vollgas gegen Auto-Poser vor

Die Polizei geht mit Vollgas  gegen Auto-Poser vor Die Polizei geht mit Vollgas  gegen Auto-Poser vor

Bei der Kantonspolizei Schwyz gehen vermehrt Klagen wegen unnötigem Autolärm ein. Am vergangenen Donnerstag fand deshalb eine koordinierte Kontrolle wegen unerlaubter Abänderungen an Fahrzeugen statt.

YASMIN JÖHL

Mehr PS unter der Haube, ein ausgefallener Frontspoiler, breite Felgen, röhrende Auspuffanlage – das ist Musik in den Ohren von Autoliebhabern. Autotuning ist zwar nichts Neues, wurde aber während des Corona- bedingten Lockdowns in den vergangenen Wochen zu einem Phänomen, das sich immer mehr zugespitzt hat.

Tatsächlich hat die Polizei seit Corona vermehrt mit Autolenkern zu tun, die ihre Fahrzeuge illegal aufgemotzt haben. Zudem ist der Unmut in der Bevölkerung aufgrund der Lärmbelästigung gestiegen, weshalb die Polizei doppelt gefordert ist. So führte die Kantonspolizei Schwyz in Zusammenarbeit mit der Kantonspolizei Zürich sowie des Verkehrsamtes am Donnerstag eine Aktion durch, um diesen sogenannten Auto-Posern (siehe Box) den Kampf anzusagen.

Schwyz ist kein Hotspot

Es ist 14 Uhr, als im Verkehrsamt in Pfäffikon die Motoren eines Fahrzeugs aufheulen. Es wird geprüft, ob der Lärm im Normbereich liegt. Auf dem Parkplatz warten bereits drei weitere Autos. Seit 9 Uhr am Morgen sind insgesamt rund 20 Mitarbeitende der Kantonspolizeien Schwyz und Zürich sowie des Verkehrsamtes im Einsatz. Fällt den Polizisten an den Kontrollstellen auf der Strasse ein Fahrzeug auf, wird es angehalten, einer ersten Kontrolle unterzogen und allenfalls ins Verkehrsamt begleitet, wo es dann von Experten noch genauer unter die Lupe genommen wird. Wie Damian Meier, Kommandant der Kapo Schwyz, erzählt, sei vor allem der unnötige Lärm ein Thema, das die Bevölkerung bewegt, weshalb die Polizei verstärkt Kontrollaktionen mit dem Fokus auf unerlaubte Abänderungen an Fahrzeugen durchführe. Und obwohl der Kanton Schwyz nicht unbedingt als Hotspot der Szene gilt, hat man auch in March und Höfen eine Häufung festgestellt. Es sei schwierig, eine klare Eingrenzung bezüglich der Lenker zu machen. «Es ist aber schon eher die jüngere Generation», so Meier.

Der Ton macht die Musik

Ein Augenschein bei einer der mobilen Kontrollstellen, bei der Autobahnausfahrt Halten in Pfäffikon, zeigt, wie die Polizisten die Fahrzeuge selektionieren. Zusammen mit seinem Kollegen schaut Polizist Marcel Züger zuerst einmal, wie das Auto daherkommt. Ausserdem sei der Ton natürlich sehr ausschlaggebend. Der gelernte Automechaniker hat früher selbst an Autos gewerkelt und erkennt deshalb innerhalb weniger Sekunden, ob «ein Bastler am Werk war oder ob es sich um saubere Abänderungen handelt, die eingetragen sind».

Und wie reagieren die Fahrzeuglenker auf die Kontrollen? «Es kommt immer darauf an, wie man mit den Leuten spricht», sagt Marcel Züger. So erklären sie den Fahrern genau, weshalb sie die Kontrollen machen. Dann sei das Verständnis in den meisten Fällen da. Bei Kenan Krzalic ist dieses Verständnis nur teilweise vorhanden. Auch sein Auto wird am Donnerstag kontrolliert. Er ist Autohändler aus Schindellegi und findet, dass die Polizisten zu genau hinschauen und öfter mal «ein Auge zudrücken » sollten. Obwohl er die Lärmbeschwerden versteht, sei das ganze Prozedere schon ärgerlich, wobei ihn vor allem stört, dass alle mit schnellen Autos in denselben Topf geworfen werden.

Zehn Anzeigen bei 111 Kontrollen

Wie sieht das Fazit der Kantonspolizei aus? Am Ende des Tages wurden insgesamt 111 Fahrzeuge und deren Lenker kontrolliert, wobei in zehn Fällen eine Anzeige resultierte. Die Gründe waren manipulierte Auspuffanlage, zu laute Fahrzeuge oder andere nicht erlaubte Abänderungen. Zudem wurde ein Fahrzeug stillgelegt, weil es aufgrund der mangelnden Funktion von Bremsen und Stossdämpfern nicht betriebssicher war. Bei einem 24-Jährigen stellte die Polizei fest, dass er sich trotz eines Führerausweisentzugs hinters Steuer gesetzt hatte. Weil der Verdacht bestand, dass der Lenker zudem unter Drogeneinfluss stand, musste er sich einer Blut- und Urinprobe im Spital unterziehen. Des Weiteren wurden 24 Ordnungsbussen ausgestellt, unter anderem, weil die Lenker nicht angeschnallt waren oder ohne Freisprechanlage telefonierten.

Dass solche Aktionen Sinn machen, ist für die Kantonspolizei Schwyz unumstritten. Ob die Auto-Poser mit ihren dröhnenden Motoren dadurch auch zur Strecke gebracht werden können, wird sich zeigen. Klar ist, dass die Kapo Schwyz weiterhin ein Augenmerk auf die Szene hat und entsprechende Kontrollen im gesamten Kantonsgebiet durchführen wird.

Im Verkehrsamt werden die Fahrzeuge von Experten genau unter die Lupe genommen. Foto: Yasmin Jöhl

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