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«Die Kritik kann ich nicht begreifen»

«Die Kritik kann ich nicht begreifen» «Die Kritik kann ich nicht begreifen»

Interview mit Kirchenratspräsidentin Marie-Theres Steiner zur Renovation des Alpthaler Pfarrhauses und zu Pfarrer Georg Rabeneck

Die Renovation des Pfarrhauses in Alpthal und Pfarrer Georg Rabeneck sind in die Schlagzeilen geraten. Was sagt eigentlich Marie-Theres Steiner, die Präsidentin der katholischen Kirchgemeinde Alpthal, dazu? Im Interview gibt sie Antworten.

WOLFGANG HOLZ

Frau Steiner, was sagen Sie als Kirchenratspräsidentin von Alpthal dazu, dass Pfarrer Rabeneck im Rahmen der jüngsten Kantonskirchenratssession in die Kritik geraten ist? Marie-Theres Steiner: Diese Kritik kann ich nicht begreifen. Für mich massgebend ist, was Pfarrer Rabeneck in unserer Pfarrei als Seelsorger bewirkt. Für die bei der Session der Kantonalkirche aufgeworfenen Fragen ist die Kantonalkirche aber gar nicht zuständig. Es geht nicht an, dass vertrauliche interne Berichte, die persönliche Meinungen enthalten und zudem durch Entscheidungen von übergeordneten Behörden schon lange überholt waren, von den Beteiligten nach aussen weitergetragen wurden. Diese Veröffentlichungen führten nun zu Verleumdungen und falschen Verurteilungen von Pfarrer Rabeneck, die ich als sehr ungerecht und nicht objektiv empfinde. Fakt ist, dass das Bistum Chur schon beim Auftreten erster Vorwürfe gegenüber Pfarrer Rabeneck alle üblichen und notwendigen Vorsichtsmassnahmen ergriffen hat. Weiter steht fest, dass aufgrund von verschiedensten Abklärungen das Bistum Chur abschliessend festgehalten hat, dass keine Zweckentfremdung von kirchlichen Mitteln und keine strafbaren Handlungen festgestellt wurden und auch – wie fälschlich behauptet wurde – niemals irgendwelche «Kassen geplündert » worden sind. Auch war das Vermögen der Kirchgemeinde zu keiner Zeit tangiert. Wie erklären Sie sich, dass der Pfarrhausumbau sich derart verteuert hat, dass das Bistum Chur Pfarrer Rabeneck die Bauleitung als Stiftungsratspräsident im Sommer letzten Jahres entzogen und einen Baustopp verhängt hat? Das Pfarrhaus von Alpthal war schon seit langer Zeit in einem sehr schlechten Zustand und stark renovationsbedürftig. Als der Stiftungsrat beschloss, das Pfarrhaus zu renovieren, lag ein entsprechendes Kostendach vor. Der Pfarrhausumbau hatte sich nicht verteuert. Aufgrund leider weiter bestehender Meinungsverschiedenheiten und zwecks Professionalisierung der Sanierung setzte das Bistum Chur einen Bauleiter ein und ergriff die Initiative, um mit allen beteiligten Gremien das Renovationsprojekt erfolgreich weiterzuführen.

Dabei kam man gemeinsam zum Beschluss, mit dem Bauspezialisten sowie einer Baukommission die weitere Renovation umzusetzen und die Vorbereitung des Geschäfts für die Kirchgemeindeversammlung vorzubereiten. Das Ganze ist nun auf einem guten und konstruktiven Weg. Wie erklären Sie sich die Meinungsverschiedenheiten im Kirchenrat Alpthal angesichts des Pfarrhausumbaus, so dass zwei Kirchenräte in Opposition zu Ihnen und zwei weiteren Kirchenräten gegangen sind, und inzwischen ein Mitglied vom Amt zurückgetreten ist? Die Meinungsverschiedenheiten beruhten im Wesentlichen in der Grundsatzfrage, ob das bestehende Pfarrhaus renoviert oder ein Neubau erstellt werden sollte. Das Pfarrhaus steht im Eigentum einer kirchlichen Stiftung, und der zuständige Stiftungsrat wie auch der Kirchenrat hatten sich schliesslich für eine Renovation entschieden. Dieses Vorgehen wurde vom bischöflichen Ordinariat genehmigt. Ein Neubau wäre vom Bistum auch nicht genehmigt worden. Einzelne Mitglieder konnten sich damit – Renovation statt Neubau – offensichtlich nicht abfinden und verletzten das Kollegialitätsprinzip, was ich sehr bedaure. Dadurch kam es zu sehr persönlichen unsachlichen Reaktionen, die sich nun auch in Zeitungsartikeln zeigen. Dass sich auch das wieder klärt, bin ich zuversichtlich.

Ist es richtig, dass Sie vor einigen Jahren Bischof Vitus Huonder persönlich gebeten haben, Pfarrer Rabeneck für sechs Jahre als Pfarradministrator einzustellen, und zwar ohne dass Sie zuvor den restlichen Kirchenrat darüber informiert hatten? Nach eingehender Diskussion hat der Kirchenrat in seiner Sitzung den ausdrücklichen Wunsch festgehalten, dass Pfarrer Rabeneck nach zwei einjährigen Ernennungen für eine längere Zeit in Alpthal wirken können sollte. Diesen Wunsch des Kirchenrats habe ich an den Bischof herangetragen, und dieser hat Pfarrer Rabeneck als Pfarradministrator für die Dauer von sechs Jahren ernannt. Ist es richtig, dass Pfarrer Rabeneck während Corona im Frühjahr zwei Monate lang gar nicht in Alpthal weilte, obwohl er von der Kirchgemeinde bezahlt wird?

Richtig ist, dass durch die staatlichen und kirchlichen Massnahmen die persönliche Seelsorge bis auf Sterbefälle und Nottaufen sehr eingeschränkt war und Pfarrer Rabeneck mit mir als der für sein vertragsrechtliches Anstellungsverhältnis zuständigen Vertreterin seine Absenzen absprach. Er war jederzeit erreichbar, kümmerte sich um die Erstellung des Pfarrbriefes, richtete sehr verdienstvoll eine Whats-App-Impuls-Gruppe für unsere Pfarrei ein, bei der sich über 50 Teilnehmer anmeldeten und in die er täglich verschiedenste Impulse und an den Sonn- und Feiertagen seine aktuellen Predigten als Audiodateien einstellte. Im Notfall wäre sein Kommen jederzeit gewährleistet gewesen, weshalb alles in Ordnung ging. Zudem wurde von der Kantonalkirche mit Schreiben vom 25. März 2020 darauf hingewiesen, dass sämtliche Angestellten der Kirchgemeinden ihren Lohn im Rahmen der geplanten oder üblichen Tätigkeit erhalten sollen. Glauben Sie, dass es aufgrund der Differenzen in der Kirchgemeinde wegen des Pfarrhausumbaus möglich ist, dass wieder Friede in die Pfarrgemeinde einkehrt? Ich hoffe das wirklich sehr. Die Pfarrhausfrage ist auf einem einmütigen und von allen abgesegneten Weg, der auch zu einem guten Ergebnis führen wird – da bin ich zuversichtlich. Dazu braucht es aber die Unterstützung aller. Andererseits gilt es meines Erachtens auch zu beachten, um was es hier im Kern geht. Als Pfarrei sind wir eine Gemeinschaft von Christen, auch mit unterschiedlichen Auffassungen jeglicher Art. Und da kommt mir gleich der Aufruf vom heiligen Paulus an die Gemeinde in Korinth in den Sinn, die wir am letzten Sonntag in der Kirche gehört haben: «Seid eines Sinnes und lebt in Frieden! Dann wird der Gott der Liebe und des Friedens mit Euch sein.» Macht es Ihnen als Kirchenratspräsidentin noch Freude unter diesen Umständen, sich für die Pfarrgemeinde zu engagieren? Grundsätzlich macht mir die Arbeit für Pfarrei und Kirchgemeinde Freude. Ich würde aber lügen, wenn ich behaupten würde, dass mir die gegenwärtige Situation Freude bereitet. Im Gegenteil, es belastet mich und meine Familie sehr. Diese Verunglimpfungen und Streitereien passen mir überhaupt nicht. Auf der anderen Seite habe ich bei meiner Wahl ein Amt übernommen und dieses kann ich nun nicht einfach hinwerfen. Aber ich schaue positiv nach vorn.

«Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass mir die gegenwärtige Situation Freude bereitet.»

Marie-Theres Steiner, Kirchenratspräsidentin

Schmuck renoviert: Das Pfarrhaus Alpthal. Rechts im Bild: Marie-Theres Steiner. Foto: Wolfgang Holz

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