«Wir singen auf keinen Fall»
Desinfektionsmittel statt Weihwasser, Kommunion mit Schutzmaske: Kirchen gelingt die Wiedereröffnung
Seit dem Samstag sind Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus gelockert worden. Die Kirchen gehen ganz unterschiedlich mit dem Ende des Corona-Lockdowns um. Die einen Kirchgemeinden verzichten auf eine Registrierung der Besucher, andere auf das Singen während des Gottesdienstes.
MAGNUS LEIBUNDGUT
In der Schweiz haben die Landeskirchen ihre Schutzkonzepte im Hinblick auf die Wiederaufnahme der Gottesdienste angepasst. «Aufgrund der hohen Virenverbreitungsgefahr beim Singen muss vorerst auf das Singen verzichtet werden», heisst es in den Empfehlungen der evangelisch- reformierten Kirche. «Der Gemeindegesang wird reduziert », steht derweil dazu in den Bestimmungen des Schutzkonzeptes der Schweizer Bischofskonferenz (SBK).
In der Klosterkirche Einsiedeln wird vorerst auf eine Registrierung der Gottesdienstbesucher zwecks Rückverfolgung der Fälle verzichtet: «Sollte der Andrang grösser werden als das aktuelle Platzangebot, werden wir über eine Änderung nachdenken», sagt Pater Philipp Steiner: «Solange sich Angebot und Nachfrage die Waage halten, bleibt es wie bisher.» In der Pfarrei Einsiedeln wird in diesen Tagen darüber entschieden, ob eine Registrierung der Gottesdienstbesucher Einzug halten soll, sagt Pater Basil Höfliger.
Gottesdienst im Internet
«Leider ist es in unseren Raumverhältnissen noch immer nicht möglich, unter Umsetzung der bestehenden Schutzkonzepte ein Angebot an Anlässen aufrechtzuerhalten, bei dem Menschen zusammenkommen. Das Risiko bliebe zu gross», schreibt die reformierte Kirchgemeinde Einsiedeln auf ihrer Webseite: «Ausnahmen gibt es nur für Abdankungsfeiern und Bestattungen. Sie dürfen wieder im Familienkreis durchgeführt werden. Eine grössere Gedenkfeier kann aber zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden.» Für Gottesdienste hat die reformierte Kirchgemeinde Einsiedeln deshalb eine spezielle WhatsApp-Gruppe eingerichtet, auf der jeweils am Sonntag, um 10 Uhr, ein «Chat-Gottesdienst» gefeiert wird.
Caterina Fischer schildert, wie jede der sechs reformierten Kirchgemeinden im Kanton Schwyz auf ihre eigene Art und Weise einen Umgang mit dem Coronavirus finde und dementsprechend ein Gottesdienstkonzept erstelle. «Wir haben in Küssnacht den Vorteil, dass es in unserer Kirche Stühle statt Bänke gibt», sagt die Pfarrerin in der reformierten Kirchgemeinde Küssnacht am Rigi: Dies erleichtere den Umstand, dass jeder Gottesdienstbesucher vier Quadratmeter zur Verfügung haben sollte, um damit einen ausreichenden Abstand zum Nächsten einhalten zu können. Namen werden aufgeschrieben
«Dementsprechend können wir auch auf eine entsprechende Sicherheitsmarkierung verzichten», konstatiert Fischer: «Anzumelden brauchen sich die Gottesdienstbesucher nicht. Sie werden vor dem Gottesdienst registriert, indem ihre Namen aufgenommen werden.» Bei Einheimischen sei diese Massnahme ausreichend. «Bei auswärtigen Besuchern, die wir nicht kennen, wird die Rückverfolgung schwieriger», führt die Pfarrerein aus: Bei diesen sei es hilfreich, deren Adressen oder Handynummer aufzuschreiben.
Auf ein Abendmahl werde verzichtet aufgrund der Ansteckungsgefahr. «Wir geben die Predigt und die Gebete in gedruckter Form ab», hält Fischer fest: Eine Kirchgemeinde würde an den Whats-App-Gottesdiensten festhalten. «Diese werden online durchaus von rund hundert Gläubigen besucht. Da wäre es nicht ideal, wenn man diese virtuelle Form gottesdienstlicher Feier, Gottesdienste via Internet, aufgeben würde, wenn in der Kirche aufgrund des Schutzkonzeptes nur zwanzig Plätze angeboten werden können», stellt Fischer fest. In Küssnacht hält man sich jedenfalls an die Empfehlung der reformierten Kirche, wegen der hohen Virenverbreitungsgefahr auf das Singen während des Gottesdienstes zu verzichten. «Wir singen vorerst auf keinen Fall», sagt Caterina Fischer.
«Wir geben die Predigt und die Gebete in gedruckter Form ab.»
Caterina Fischer
Aufgrund beschränkter Raumverhältnissen können in der reformierten Kirche in Einsiedeln keine Gottesdienste stattfinden. Stattdessen findet jeweils sonntags, um 10 Uhr, ein virtueller «Chat-Gottesdienst» statt.
Foto: Magnus Leibundgut