«Mit der Kurzarbeit wollen wir Kündigungen verhindern»
Um die Arbeitsplätze zu sichern, setzt das Spital Einsiedeln auf Kurzarbeit. Die Lohndifferenz übernimmt das Spital.
VICTOR KÄLIN
Gestern Montag, 8. Juni, wurden die Mitarbeitenden des Spitals Einsiedeln informiert, dass ab dem 15. Juni Kurzarbeit eingeführt wird. Ein gemäss Direktor Michael Mehner unumgänglicher und letztlich in der wirtschaftlichen Situation überfälliger Schritt: «Oberstes Ziel ist, die Arbeitsplätze auch in den aktuell schwierigen Zeiten zu sichern. » Die Patienten bleiben aus
Schwierig sind die Zeiten für die ganze Schweizer Spitalbranche. Der Umgang mit dem Coronavirus hat auch in dieser Sparte seine Spuren hinterlassen und viele Häuser in eine finanzielle Schieflage gebracht. Das Ameos Spital Einsiedeln war zwar bestens auf eine allfällige Welle mit Coronainfektionen vorbereitet. Doch die dafür nötigen personellen und infrastrukturellen Anpassungen gingen mit hohen Kosten einher – dies bei zeitgleich massiv geminderten oder zeitweise vom Bund angeordneten gestoppten operativen Eingriffen.
Zwar konnte das Spital per 27. April wieder auf Normalbetrieb umschalten, doch macht sich seither das schweizweit feststellbare Phänomen auch in Einsiedeln bemerkbar: Die Nachfrage ist geringer als in der Vorjahresperiode– die Patienten bleiben aus. Gemäss Mehner liegen die Leistungszahlen aktuell «zwölf Prozent unter unserer Erwartung». Die Lücke zwischen den eingeplanten Erlösen und den budgetierten Kosten wird immer grösser. «Dieser Patientenrückgang ist relevant für uns. Die wirtschaftlichen Schäden sind zu gross; wir sind zum Handeln gezwungen.» Bis Ende August … Als Reaktion darauf hat sich die Spitalleitung entschieden, ab dem 15. Juni und bis Ende August für gewisse Bereiche des Spitals Kurzarbeitsentschädigung zu beantragen. Diese Massnahme ist verknüpft an das Versprechen, dass alle betroffenen Mitarbeitenden weiterhin den vollen Lohn erhalten. Bei der Kurzarbeitsentschädigung übernimmt die Arbeitslosenversicherung 80 Prozent des beantragten reduzierten Pensums pro Mitarbeiter. Die restlichen 20 Prozent übernimmt das Ameos Spital Einsiedeln – «freiwillig », wie Mehner betont.
Wie viele Mitarbeiter und welche Bereiche unter Kurzarbeit stehen, will der Spitaldirektor aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht sagen. Die durchschnittliche Pensenreduktion über alle betroffenen Bereiche hinweg dürfte 20 bis 30 Prozent ausmachen. Nicht betroffen davon ist allerdings der Rettungsdienst. Die Auslastung der Infrastruktur und die Belastung des Personals werden alle zwei Wochen überprüft, um bei Veränderungen reagieren zu können.
Am Spital Einsiedeln rechnet man damit, dass der saisonal bedingte Patientenanstieg nach den Sommerferien sich auch in diesem Jahr einstellt. Ob die Kurzarbeit über den August hinaus verlängert werden muss, kann Mehner derzeit trotzdem nicht sagen: «Es ist zu früh für Prognosen oder Versprechen.» Existenz gesichert «Trotz Kurzarbeit ist die Existenz des Spitals Einsiedeln nicht gefährdet », beteuert er. «Die ergriffene Massnahme der Kurzarbeit ist in erster Linie der Corona- Pandemie geschuldet.» Gleichzeitig bittet er um Geduld: Die Ameos-Gruppe, welche die operative Leitung am 1. Mai übernommen hat, möchte das Spital Einsiedeln «weiterentwickeln, in die Profitabilität führen und im Schwyzer Gesundheitsmarkt optimal positionieren».
«Man muss sich jedoch bewusst sein, dass die Umstrukturierung eines Spitals mit einer solch schwierigen wirtschaftlichen Ausgangslage vor allem Zeit braucht», erklärt Michael Mehner. Es sei zudem wichtig, die nötigen Veränderungen gemeinsam mit den Mitarbeitenden des Spitals zu entwickeln, sodass diese von Beginn weg in den Prozess eingebunden seien.
Die Kurzarbeit wirkt sich auch auf die Operationstätigkeit aus: Es stehen aber nach wie vor jederzeit zwei Säle zur Verfügung.
Foto: Spital Einsiedeln