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«Ich bin ein Markthändler mit Herz und Seele»

«Ich bin ein Markthändler  mit Herz und Seele» «Ich bin ein Markthändler  mit Herz und Seele»

Am Frühlingsmarkt im Klosterdorf verkauft der Markthändler Hans Wyder Hüte und Mützen sowie Berufs- und Outdoorkleider. Der Rickenbacher ist glücklich darüber, dass die Märkte endlich wieder über die Bühne gehen können – dem Coronavirus zum Trotz.

MAGNUS LEIBUNDGUT

Sind Sie zum ersten Mal in diesem Jahr wieder auf einem grossen Markt vertreten? Um ein Haar: Einsiedeln ist nach Altdorf der zweite Markt, den ich heuer besuche. Die nächste Station ist denn Langnau im Emmental.

Wie haben Sie die Corona-Krise als Marktfahrer erlebt? Als überaus einschneidend – vor allem in finanzieller Hinsicht. Die Corona-Pandemie ging naturgemäss sehr ins Geld. Ausgerechnet im Mai sind die Märkte ausgefallen: Der Mai gehört zu den wichtigsten Monaten für die Markthändler. Haben Sie eine Entschädigung für die entgangenen Einkünfte erhalten? In der Tat haben Markthändler wegen der Corona-Krise vom Bund eine Entschädigung bekommen. Allerdings sind diese Entschädigungen am 11. Mai gestoppt worden. Dabei fallen auch in der nächsten Zeit noch nach wie vor Märkte aus – zum Beispiel der Markt in Unterägeri. Sind Sie hauptberuflich Markthändler?

Das bin ich tatsächlich: Ich bin seit 36 Jahren Markthändler – und dies mit viel Herzblut. Obwohl ich früher in meinem Dasein gesagt habe: Nie im Leben will ich Marktfahrer werden! Woher kam Ihre Abneigung gegen den Beruf des Markthändlers?

Meine Eltern sind bereits Markthändler gewesen. Wir Kinder waren denn in der Folge oft alleine zu Hause, wenn unsere Eltern auf den Märkten unterwegs waren. Das haben wir Kinder halt damals nicht so toll gefunden. Wir haben es dann bei unseren eigenen Kindern anders gelöst. Sie waren gut betreut in den Zeiten, als meine Frau und ich an die Märkte gefahren sind.

Haben Sie als Marktfahrer jemals so etwas erlebt wie diese Corona-Pandemie? Nein, so etwas kam in meiner ganzen 36-jährigen Markthändlerkarriere kein einziges Mal vor. Meine Eltern hingegen haben es erlebt, dass wegen eines Virus die Märkte geschlossen wurden: Das war damals in den 60er-Jahren, als die Maul- und Klauenseuche in der Schweiz ausgebrochen ist.

Kam Ihnen jemals der Gedanke, den Markthandel an den Nagel zu hängen? Nein, denn ich bin mit Herz und Seele Markthändler. Einmal in meinem Leben gab es eine Situation, als ich diesen Beruf aufgeben wollte. Aber das hatte weniger mit der Tätigkeit an sich zu tun, sondern war vielmehr auf einen Todesfall in meiner Familie zurückzuführen.

Ist es eine Option für Sie, Ihre Waren zukünftig online zu verkaufen?

In der Corona-Krise wäre dies für Markthändler durchaus eine Option gewesen. Das kam für mich allerdings nicht in Frage, weil ich zwar eine Homepage habe, aber auf meiner Webseite keinen Shop anbiete. Diesen hätte ich erst einmal aufbauen müssen. Welchen Eindruck hinterlässt Ihnen das Klosterdorf? Einen ganz besonders guten. Ich schätze sehr die entspannte Atmosphäre am Frühlingsmarkt. Ich bin ja nicht zum ersten Mal hier in Einsiedeln, sondern bereits seit vielen Jahren auf dem Frühlingsmarkt im Klosterdorf anzutreffen. Und naturgemäss kenne ich seit meiner Kindheit die Klosterkirche bestens.

Foto: Magnus Leibundgut

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