Sind weitere Sihlseebadis in Zukunft noch möglich?
Das Sport- und Freizeitangebot rund um den Sihlsee ist vielseitig. Wassersportler, Wanderer und Velofahrer kommen auf ihre Kosten. Und doch wird in Zeiten von Corona, wenn plötzlich heimische Erholungsgebiete um schweizerische Touristen buhlen, deutlich, dass weitere Entwicklungen wünschenswert wären. Stichwort: öffentliche Badestellen.
WOLFGANG HOLZ
Keine Frage. Am Sihlsee gibt es im Prinzip genügend Orte, wo Badelustige sich im Sommer in den Fluten des Stausees abkühlen können. In allererster Linie ist hier das wunderschöne Strandbad Roblosen zu nennen, quasi das «Seebad Einsiedeln», am Nordufer des Sees gelegen. Zusätzlich zum Strandbad Roblosen bestehen weitere Badeplätze – teilweise signalisiert mit «Baden auf eigene Verantwortung » und alle ohne sanitäre Anlagen – bei Langrüti («Eggerbadi »), auf der Halbinsel Birchbüel, in Gross bei der Einmündung des Grossbachs und in Riegelweid.
Bis zu 20 inoffizielle Badeplätze Ein weiterer Badeplatz liegt beim Höhbort am Surfplatz am Südende des Sees. Die Liegewiese mit Zugang zum See beim Camping Euthal steht dagegen nur Campinggästen sowie den Euthalern zur Verfügung. Die einheimische Bevölkerung wie auch andere Erholungssuchende benutzen insgesamt bis zu 20 weitere, meist inoffizielle Uferbereiche zum Baden rund um den seit 1937 aufgestauten See, welcher eigentlich der SBB zur Stromgewinnung dient.
Während Einsiedler und Ybriger also genügend Stellen zum Baden am Sihlsee finden, ist die Frage, ob dieses Angebot ausreicht, wenn sich künftig der Ansturm schweizerischer Touristen auf den naturschönen See verstärken sollte. Nicht nur in Zeiten von Corona – wie in diesem Sommer. Bräuchte es also in Zukunft weitere Sihlseebadis beziehungsweise öffentliche Badestellen, um weitere Freizeitkapazitäten zu schaffen?
Viele Privatanstösser Fakt ist: Es wäre nicht einfach, solche Plätze für neue öffentliche Badestellen auszuweisen. «Denn viele direkte, attraktive Zugänge an den See werden durch Privatanstösser, welche die Pachtparzellen vom Etzelwerk gemietet haben, verwehrt », wie bereits 2014 im Entwicklungskonzept Sihlsee (EKS) wörtlich vermerkt wird. Gehören doch die Uferzonen rund um den Stausee dem Etzelwerk, das dieses Land weiterverpachtet.
Sämtliche Ferienhäuschen am See können deshalb ebenfalls nur gemietet werden. Auch das Areal der Badi Roblosen ist übrigens nur gepachtet – vom Bezirk Einsiedeln. Das Land in den Uferzonen liegt zumeist in der Landwirtschaftszone und wird von Bauern bewirtschaftet. Es gibt aber auch ausgeschiedene Zonen für Sport- und Freizeit, Ruhe und Naturschutz.
Weitere Entwicklungen offiziell gewünscht Laut dem Entwicklungskonzept Sihlsee (EKS), das wie gesagt 2014 unter der Ägide des kantonalen Umweltdepartements lanciert wurde und das unter anderem vom Bezirk Einsiedeln und der Gemeinde Unteriberg umgesetzt werden soll, sind sechs Zonen für Freizeit und Sport rund um den Sihlsee ausgewiesen: das Gebiet zwischen der Badi Roblosen und Hüendermatt. Ein Uferabschnitt im Birchli sowie in Gross beim Sportplatz Dick. Die Halbinsel Büel und Willerzell. In Euthal der Uferabschnitt nach dem Sihlzufluss. Und in Studen. In diesen Freizeitzonen sollen unter anderem öffentlich zugängliche Badeplätze markiert werden. «Denn die Kulturlandschaft um den Sihlsee wie auch der See selbst stellen für den Bezirk Einsiedeln und die Gemeinde Unteriberg ein wichtiges und zentrales Erholungsgebiet dar, das sowohl für Einheimische wie auch für Tagestouristen weit über die Bezirksgrenzen hinaus eine Anziehungskraft ausübt und ausüben soll», heisst es in dem rund 80-seitigen Bericht der Behörden. Doch wie mehr Seezugang geschaffen werden soll, ist nicht klar und umstritten. Unterschiedliche Ansichten
Wie bei der Erarbeitung des Entwicklungskonzepts Sihlsee nämlich bei der Beteiligung von Bevölkerung und Anwohnern zu Tage kam, soll es keine neuen grösseren Badis am Sihlsee geben. Höchstens seien die bestehenden Badestellen zu verbessern – etwa in Form von besseren Zugängen und einer «Besucherlenkung ». Oder grössere vorhandene Badeplätze sollten vergrössert werden. Dabei steckt (und steckte) offensichtlich bereits genügend politischer Zunder in der Frage, ob und wo weitere öffentliche Badestellen am Sihlsee entstehen könnten, ja müssten.
Was ist mit Gross und Willerzell?
Beispielsweise ist schon bemängelt worden, dass im mittleren Seebereich des Sihlsees kein öffentlicher Badeplatz vorhanden sei, obwohl sich beim Schiessstand Gross dafür ein optimaler Standort anbiete. Dabei wurde die Frage laut, warum die seit Jahrzehnten bestehende grüne Wiese im Schutzgebiet liege. Andere Anwohner in Gross forderten wiederum die Streichung des Badeplatzes beim Sportplatz Dick aufgrund eines Flachmoors von nationaler Bedeutung und einer Wasserschutzzone. Nicht zuletzt plädierte die Sozialdemokratische Partei schon einmal für einen öffentlichen Badeplatz im sonnigen Willerzell als Ergänzung zu bereits vorhandenen Badestellen im Viertel. Grund: Der Badezugang beim «Grüene Aff» sei abgelegen.
«Der Sihlsee ist ein zentrales Erholungsgebiet, das sowohl für Einheimische wie auch für Tagestouristen weit über die Bezirksgrenzen hinaus eine Anziehungskraft ausübt und ausüben soll.»
Entwickungskonzept Sihlsee (EKS), 2014
Lauschige Bucht in Willerzell – aber nicht öffentlich. Fotos: Wolfgang Holz
Die Grosser Bucht bietet viel Platz und viel Panorama.
Rustikale Beach für Freunde von Felsstrand bei Euthal.