Da kommen nicht nur Imker ins Schwärmen
Andreas Senn aus Einsiedeln betreut Bienenpatenschaften bei Privatpersonen
Aktuell ist Hochsaison für die Imker unserer Region. Einer mit vielen Bienenvölkern ist Andreas Senn. Dementsprechend hat er gerade jetzt viel um die Ohren – und das im wahrsten Sinne des Wortes.
LUKAS SCHUMACHER
Der gelernte Gastronomiekoch, Detailhandelsspezialist, Möbelbauer, Vater, Hühnerhalter und Imker Andreas Senn ist in all diesen Bereichen mit viel Herzblut und Leidenschaft dabei. Die Begeisterung für das Imkern und das Verständis der Rolle der Bienen in unserer Natur möchte er mit seinen Mitmenschen teilen. So entstand die Idee, Bienenpatenschaften anzubieten. Die Paten stellen ihm auf ihrem Grundstück Platz für ein Bienenvolk zur Verfügung, um das sich der Einsiedler regelmässig kümmert. Die Paten leisten eine finanzielle Unterstützung und erhalten als Dank etwas Honig. «Die Idee ist sehr gut angekommen. Mittlerweile betreue ich etwa zehn Bienenpatenschaften vor Ort und zehn im Bienenhaus Etzel », sagt Andreas Senn zu seinem Projekt.
Ein gutes Beispiel, was die Patenschaft bewirken kann, zeigt sich bei einem Mehrfamilienhaus in Einsiedeln. Im Garten waren zuvor fast nur Pflanzen ohne Nektar, welche somit für die Bienen uninteressant sind. Nach dem Einzug des Bienenvolkes wurden dann tatsächlich zahlreiche Pflanzen gesetzt, die den Bienen Nektar liefern. Ein Pate zeigt sogar Interesse, sich bald selbst um die Bienen zu kümmern.
Von Schwarm zu Schwarm
Am Dienstagnachmittag letzter Woche durfte der Einsiedler Anzeiger Andreas Senn bei der Arbeit mit seinen Bienenvölkern begleiten. Gleich zu Beginn der Tour klingelte Andreas Senns Telefon – ein Bienenschwarm bei seinem Bienenhaus in der Wäni war ausgebüxt (siehe Bild oben links und rechts). Vor Ort konnte der Schwarm schnell ausfindig gemacht werden. Tausende Bienen versammelten sich in der Wiese und warteten darauf, bis die Späher-Bienen ein neues Zuhause für das Volk entdeckt hätten. Rechtzeitig jedoch konnte Andreas Senn mit seinem geübten Auge die Königin im Schwarm ausfindig machen und mit nur einem Griff – ohne Handschuhe (!) – in eine Kiste mit Bienenwaben beförden. Sofort folgte der Schwarm der Königin und bewegte sich langsam in Richtung Kiste. Am Abend konnte der Imker die Kiste abholen und war um ein Volk reicher – denn nicht alle Bienen verlassen beim Schwärmen das Bienenhaus. Dies ist die natürliche Art, wie sich Bienenvölker vermehren.
Notruf in Willerzell Nach der Besichtigung einiger Bienenpatenschaften, bei denen es bereits viel Honig zu holen gibt, klingelte erneut Senns Telefon. Diesmal wurde der Polizei ein Schwarm Bienen in Willerzell gemeldet. Die Polizei wendete sich daraufhin an den Imkerverein Einsiedeln. In Willerzell angekommen, folgte die Ernüchterung. An den Schwarm ist ohne Drehleiter nicht heranzukommen. Er befindet sich zuoberst im Dachstock eines mehrstöckigen Hauses. Die Verwaltung wurde durch den Imker informiert und falls Fachleute das Dach öffnen, käme der Imker vielleicht noch zum Zug. Die Bienen könne man jedoch auch dort oben lassen, da sie keinen Schaden am Haus anrichten.
Das Volk kann aber ohne Imker leider nicht lange überleben. Dies wegen der Varroamilben, welche ohne das Eingreifen der Imker ganze Völker vernichten. Das Volk im Dachstock in Willerzell hätte laut Einschätzung des Imkers noch ein halbes Jahr zu leben.
Der Einsiedler weiss die Zeit, die er für das Imkern investiert, zu schätzen. Als Selbstständiger kann er sich seine Arbeit gut einteilen, sodass er sich jetzt seinem geliebten Hobby widmen kann. «Die Eindrücke, die ich durch das Imkern in der Natur erlebe, sind nicht zu toppen», schwärmt Andreas Senn.
«Die Eindrücke, die ich durch das Imkern in der Natur erlebe, sind nicht zu toppen.»
Andreas Senn, Imker
Ein Schwarm Bienen hat sich in der Wiese niedergelassen. Andreas Senns Challenge: finde und packe die Königin.
Das Bienenvolk hat einen Naturanbau erstellt. Der helle Wachs ist sehr wertvoll und wird für die Kosmetikherstellung genutzt.
Das Volk folgt der Königin in die neue Heimat.
Das flüssige Gold ist schon fast abholbereit.
Ein Volk der Bienenpatenschaften. Fotos: Lukas Schumacher